Hygiene mit Herz, Humor – und Strategie: Medfluencing
22.04.2025 - Weg vom Image der „Hygiene-Polizei“: Der weltweit erste und bisher einzige Hygiene-Kanal verändert die Kommunikation auf Social Media.
Wenn Krankenhaushygiene zum viralen Hit wird, dann steckt dahinter viel Humor, Herzlichkeit und ein durchdachtes Konzept. Als Mitarbeiterinnen des Vivantes Instituts für Hygiene und Umweltmedizin in Berlin möchten sie zeigen, wie sich Infektionsprävention zeitgemäß, niedrigschwellig und gleichzeitig professionell kommunizieren lässt – auf Social Media.
Weltweit einzigartiger Hygiene-Kanal
Was im Jahr 2022 als mutiges Pilotprojekt begann, hat sich mittlerweile zu einer etablierten und mehrfach ausgezeichneten Kommunikationsplattform entwickelt. @viva_hygiene auf Instagram, TikTok und YouTube kombiniert medizinische Fachkompetenz mit strategischer Content-Planung, moderner Visualität – und einer ordentlichen Prise Humor. Die beiden Medfluencerinnen wollen damit vorrangig Fachpersonal, aber auch Patienten und Interessierte erreichen.
Ihr Ziel: Hygiene nahbar machen, Berührungsängste abbauen und ein Bewusstsein für Prävention schaffen – nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit Empathie, Charme und Herz.
Von der „Hygiene-Polizei“ zur Verbündeten
Die Mission ist das Bild der Hygiene als Kontrollinstanz aufzubrechen. Dazu wurde die mittlerweile legendäre Kunstfigur „Hygiene-Heidi“ auf den sozialen Medien ins Leben gerufen. In grellem Make-up, weißem Kittel und blonder Perücke zeigt sie auf ironische Weise, wie man es nicht machen sollte – und anschließend natürlich, wie es richtig geht. So wird Hände- und Basishygiene unterhaltsam, ohne an Relevanz zu verlieren. Denn bei aller Leichtigkeit ist die Botschaft immer ernst: Hygiene schützt Leben.
Struktur statt Zufall: Medfluencing mit Plan
Was auf den ersten Blick spontan und spielerisch wirkt, ist in Wahrheit Teil einer klar durchdachten Strategie. Hinter jedem Beitrag stehen Planung, Themenredaktionssitzungen, Skripte, Abstimmungen, Koordination, Kooperationen und – ganz wichtig – Hygienefachwissen auf höchstem Niveau. Beschrieben werden kann der Prozess als „strukturierte Kreativität“. Neben der technischen Umsetzung geht es auch darum, neue Zielgruppen zu erreichen – insbesondere junge Menschen, die klassische Kanäle kaum noch nutzen.
Der Erfolg spricht für sich: Der Kanal erreicht regelmäßig mehrere Hunderttausend Nutzer über verschiedene Plattformen hinweg. Posts erzielen über 200.000 Views, und das Format wurde nicht nur mit dem ersten Platz im DGKH-Wettbewerb 2024 „Hygiene medial vermitteln“ ausgezeichnet, sondern erhielt auch einen Vivantes Ausgezeichnet-Preis 2025 in den Kategorien Soziales sowie Forschung & Lehre.
Hinter den Kulissen
In ihrem Vortrag bei der diesjährigen DGKH-Fachtagung geben die Autorinnen Einblicke in ihre Arbeit und präsentieren die von genutzten Tools, die Entstehungsprozesse der Inhalte sowie die Themen, die besonders gut angenommen werden. Es werden Strategien erläutert, um Reichweite und Relevanz in Einklang zu bringen und es wird verdeutlicht, dass moderne Hygiene-Kommunikation nicht nur möglich, sondern dringend notwendig ist – insbesondere in einer Zeit, in der ein Imagewechsel der Krankenhaushygiene wichtiger denn je ist. Der Kanal dient nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung zu klassischen Schulungsformaten wie Präsenzunterricht, Printmedien oder E-Learning. Vor allem das Patienten-Empowerment liegt den Entwicklerinnen am Herzen. Informierte Patienten können aktiv zur Infektionsvermeidung beitragen – ein Ziel, das sich nur erreichen lässt, wenn die Botschaft auch dort ankommt, wo sie gebraucht wird.
Hygiene, die bleibt – im Kopf und im Herzen
Es ist der Glaube an die Kraft der Kommunikation und die Resonanz zeigt: Das Konzept geht auf. Der Kanal hat nicht nur Reichweite, sondern auch Wirkung – er verändert Wahrnehmung, fördert Bewusstsein und bringt Hygiene aus dem Verborgenen ins digitale Rampenlicht.
Der beschriebene Social-Media-Ansatz verdeutlicht, dass eine moderne Kommunikationsstrategie und die Weiterentwicklung der Hygiene- und Präventionsaufklärung durch Engagement, Humor und eine klare Struktur erfolgreich gestaltet werden können.
Autorinnen: Dr. Elena Dorn und Michaela Waldbauer, Vivantes Netzwerk für Gesundheit, Berlin
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