Operationen am Dickdarm – schnellere Erholung durch Fast-Track
07.05.2025 - Ein Fast-Track-Team aus Chirurgie, Pflege, Physiotherapie, Ernährung und Anästhesie bereitet Patienten an den Sana Kliniken Leipziger Land in Borna gezielt auf eine Dickdarmoperation vor. Das Ergebnis: Schnellere Erholung, mehr Autonomie und mehr Lebensqualität.
Nancy Eberhardt kennt Schmerzen. Seit sechs Jahren lebt die 37-Jährige aus Grimma mit der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung Morbus Crohn. Immer wiederkehrende Entzündungen, Durchfälle, Bauchkrämpfe – über Jahre hinweg hatte sie sich durchgekämpft. Doch vor zwei Jahren wurde ihr Zustand zunehmend schlechter. Medikamente halfen nicht mehr, ihr Körper war erschöpft.
Ende Februar wurde ihr daher in der Sana Klinik Borna ein Teil ihres entzündeten Dickdarms entfernt – dabei ist das Team nach dem Fast-Track-Konzept vorgegangen. Dabei handelt es sich um einen strukturierten Behandlungsansatz, der Patient*innen nicht nur optimal auf einen Eingriff vorbereitet, sondern ihnen auch eine besonders rasche Erholung nach der OP ermöglicht. In Borna wird das Konzept seit rund einem Jahr bei Operationen am Dickdarm eingesetzt – mit Erfolg.
Medizinisches Konzept mit viel Bewegung
„Ich hätte nie gedacht, dass ich noch am Tag meiner Operation wieder aufstehen soll – aber genau das war der Plan. Und es hat geklappt“, erinnert sich Nancy Eberhardt. 15 Minuten Mobilisation sind bei Fast-Track schon am OP-Tag vorgesehen. Danach steigern sich die Gehstrecken und aktiven Zeiten täglich. Ein Mobilisationsrätsel, das die Patient*innen spielerisch durch die Station führt, macht zusätzlich Mut zur Bewegung.
Doch Fast-Track beginnt nicht erst nach dem Eingriff. „Entscheidend ist, dass wir die Menschen schon vor der Operation gezielt vorbereiten“, sagt Thomas Rüth, Chirurg an der Sana Klinik in Borna. Das beginnt bei ausführlicher Aufklärung, schließt aber auch körperliche Aktivierung, eiweißreiche Ernährung und – kurz vor dem Eingriff – kalorienreiche Getränke ein. Ziel ist es, die individuellen Ressourcen der Patient*innen zu stärken. Und das gilt unabhängig von Alter oder Fitnessgrad: „Fast Track eignet sich grundsätzlich für alle – auch ältere Menschen oder Patienten mit Vorerkrankungen können davon profitieren“, betont Rüth.
Schneller genesen, selbstbestimmt zurück ins Leben
Ein weiterer zentraler Punkt: Die Patient*innen sollen möglichst schnell wieder selbstbestimmt handeln. Sie tragen ihre eigenen Sachen, essen gemeinsam im Aufenthaltsraum – und auch das Essen ist von Beginn an erstaunlich „normal“. Jan Tschentschner, ebenfalls Chirurg in Borna, erklärt: „Natürlich gibt es am ersten Tag noch keinen Schweinebraten mit Klößen. Aber wir möchten, dass sich die Patienten zügig wieder an normale Mahlzeiten gewöhnen – und das beginnt zum Beispiel mit dem bewussten Kauen.“
Auch schmerzlindernde Maßnahmen orientieren sich an diesem Prinzip. Statt auf Katheter an der Wirbelsäule setzt das Team in Borna auf Nervenblockaden in der Bauchdecke. Das ermöglicht mehr Bewegung, reduziert Schläuche und Abhängigkeiten – und gibt den Menschen mehr Autonomie zurück. Schmerzmedikamente gibt es natürlich trotzdem – individuell angepasst.
Interdisziplinär und datengestützt – mit Blick in die Zukunft
Mehr als 100 Menschen wurden in Borna bereits nach dem Fast-Track-Konzept operiert. Die Ergebnisse und Daten sprechen für sich: Im Schnitt konnten die Patientinnen und Patienten 1,5 Tage früher entlassen werden – bei gleichzeitig schnellerer Rückkehr zu alltäglichen Aktivitäten. Das Konzept basiert auf einer engen, interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Chirurgie, Anästhesie, Pflege, Physiotherapie, Ernährungsberatung und weiteren Bereichen.
„Fast-Track funktioniert nur im Team“, sagt Thomas Rüth. „Am Anfang ist das für viele eine Umstellung, aber inzwischen erleben wir, dass auch Kolleg*innen in der Pflege die Vorteile spüren. Die Patienten sind einfach schneller wieder autonom und benötigen weniger Betreuung.“
Ein Gesicht des Fast-Track-Teams ist Tina Braschoß. Die gelernte Krankenschwester ist als Fast-Track-Assistentin zentrale Ansprechpartnerin, Koordinatorin und Qualitätsmanagerin zugleich – und sie ist nah an den Menschen. „Ich sehe viele der Patienten zuerst beim Aufklärungsgespräch – und dann direkt wieder nach der OP. Die schnelle Erholung mancher Patienten zu sehen motiviert ungemein.“
Die Klinik bereitet sich aktuell auf die Zertifizierung des Konzepts vor, voraussichtlich noch in diesem Frühjahr. Doch das Team denkt schon weiter: Auch bei Operationen am Magen oder der Bauchspeicheldrüse könnte Fast-Track künftig zum Einsatz kommen.
Zurück in den Alltag – schneller als gedacht
Nancy Eberhardt ist dankbar – für die Unterstützung, für die medizinische Qualität, aber auch für das Vertrauen, das ihr entgegengebracht wurde: „Ich habe mich zu jedem Augenblick gut aufgehoben gefühlt. Ich sitze zwar auf einem Pulverfass, da die Erkrankung jederzeit wiederkommen kann – aber momentan bin ich einfach nur happy, dass es mir so schnell wieder so gut geht.“
Für Menschen wie Nancy Eberhardt ist das der entscheidende Unterschied – auf dem Weg zurück in ein selbstbestimmtes Leben.