Bauen, Einrichten & Versorgen

Healing Architecture: Visionärer Gesundheitsbau mit Glas

21.01.2016 -

Spezielles Glasdesign bereichert zunehmend die Healing Architecture. Yvelle Gabriel beschäftigt sich als Glaskonzeptioner mit Therapeutischem Glasdesign (TGD). Durch Air-Brush-Techniken und Floatglas-Malereien werden leuchtende Farben in großen Brennöfen kunstvoll mit Glas verschmolzen. Therapeutisches Glasdesign  setzt als „Supportive Design“ ganz bewusst Farbakzente innerhalb der Architektur von Krankenhäusern, Hospizen und Pflegeeinrichtungen.

M&K: Wie kamen Sie zu dem Konzept, das Sie Therapeutisches Glasdesign nennen?

Yvelle Gabriel: 2012 besuchte ich das Chaim Sheba Medical Center in Tel Aviv, in dem israelische Designer und Künstler die neue Kinderklinik mitgestaltet hatten. Der Direktor der Klinik lernte meine künstlerischen Glasarbeiten kennen, und ich erhielt direkt den Auftrag, als Glasdesigner die Fenster der neuen Kapelle des Klinikums sowie den gläsernen Eingangsbereich für die neue Kinderintensivstation zu gestalten. Die Vision eines therapeutischen Glasdesigns für neue Gesundhäuser war damit geboren.

Durch enge Beziehungen zum Kinderhospiz Bärenherz, Wiesbaden, konzipierte ich dann die beiden Räume der Stille und Begegnung im Neubau des Hospizes als innovative Multifunktionalräume: Je nach Bedarf als spiritueller Rückzugsort für die Eltern der Kinder, als musikalischer Therapieraum für die Kinder, Abschiedsraum für die Angehörigen oder Gesprächsraum für Einzel- und Gruppentherapien. Dafür erhielt ich den M&K Award 2015.

Was sind Ihre aktuellen Glasdesign-Arbeiten?

Yvelle Gabriel: 2014 erhielt ich den Auftrag, im Neubau des Caritas-Zentrums in Mannheim zwei wichtige zwischenmenschliche Orte konzeptionell mit Glasdesign zu verbinden: den Raum der Stille des Hospizes sowie die Andachtskapelle des gesamten Zentrums.
Das viergeschossige Caritas-Zentrum beherbergt ab Oktober 2015 im obersten Stockwerk das Hospiz St. Vincent mit einem eigenen Raum der Stille, in den unteren Stockwerken Wohnungen, Pflegeheimplätze, eine Caritas-Sozialstation, eine Tagespflege für Senioren, ein Restaurant sowie einen Schwesternkonvent mit angegliederter Andachtskapelle. Die Konzeption des Caritas-Zentrums ist bundesweit zukunftsweisend.

Parallel erarbeitete ich in einer neuen Gestaltungskonzeption die Außenglasfassade der vier Stockwerke des neuen Kinderhospizes Sterntaler bei Speyer: Alle vier Fenster erstrahlen nun in ihrer farblichen Essenz in die einzelnen Gänge hinein sowie skulptural am Abend mit einer speziellen Lichtinstallation wieder heraus. Nach innen therapeutisch den Patienten ansprechend, nach außen als leuchtende Visitenkarte im Eingangsbereich des neuen Kinderhospizes. Die beiden Projekte dienen mir nun als Vorzeigemodell für neue Gesundheitszentren und Kliniken.

Was ist Ihre Glas-Innovation für neue Kliniken der Zukunft?

Yvelle Gabriel: Die Floatglasmalerei bietet unbegrenzten Möglichkeiten. Mithilfe brandneuer Air-Brush-Techniken und innovativster Schmelzfarben lassen sich riesige leuchtende Flachglasflächen durch Tageslicht – oder nachts mit LED-Technik – illuminieren. Ich sehe die Floatglasmalerei als wichtigste Innovation unseres 21. Jahrhunderts. Sie löst die alte teurere, meist wesentlich aufwendigere Bleiverglasung mit mundgeblasenem Antikglas ab.

Wo sehen Sie Einsatzmöglichkeiten in Kliniken?

Yvelle Gabriel: Mit Blick auf die Glasszene in den USA sehen wir bereits wegweisende Umsetzungen in amerikanischen Kliniken. Hier hat man in den letzten Jahren erkannt, dass z. B. gestaltetes Glas eine sehr wichtige Rolle in der Akzentuierung der gesamten Architektur in der Wahrnehmung der Menschen eröffnet. Durch das System der Art Consultants werden dort schon selbstverständlich in jedem Neubau Designer und Künstler in der ersten Planungsphase integriert.

Wir dürfen hier ungeniert über den Teich schauen und diese Umsetzungen hier in Deutschland, der Schweiz und Österreich weiterentwickeln. Möglich sind gestaltete Glasflächen an zentralen Orten innerhalb des Klinikums, die sowohl Patienten, Mitarbeiter als auch Besucher menschlich berühren.

Dies sind in erster Linie die Räume der Stille, Andachtsräume sowie Kapellen, die völlig neu konzipiert werden müssen. Aber auch gläserne Eingangsportale als leuchtende warme Visitenkarte der Healing Architecture sowie gläserne Raumteiler von sämtlichen Wartebereichen der Patienten, mit leuchtenden Way Finding-Systemen. Therapeutisches Glasdesign kann zudem auf besonderen Aufwach- sowie Intensivstationen die oft den Patienten störende Technik kunstvoll verdecken.

Gibt es schon Anknüpfungen, Netzwerke und innovative Visionen dafür in Deutschland?

Yvelle Gabriel: Wegweisend für neue Ansätze und Netzwerke der deutschen Healing Architecture waren 2013 die ersten Symposien „Gesundheitsbau statt Krankenhaus“ mit führenden Visionären der gesamten Baubranche der Gesundarchitektur, zu der die Unternehmen Caparol, Forbo, Gira und Philips einluden. Wenig später veröffentlichte Prof. Christine Nickl-Weller gemeinsam mit ihrem Mann die ersten wichtigen 10 Thesen zur Healing Architecture der Zukunft, wie die bauliche Umgebung Einfluss auf das Wohlbefinden des Menschen hat.

Gibt es Hindernisse, die Sie als Glaskünstler überwinden möchten?

Yvelle Gabriel: Es wäre sinnvoll, schon im Vorfeld der ersten Planungen klar beratend einbezogen zu werden, zusammen mit Bauherren, leitenden Architekten und Usern der Gebäude. Glasdesign macht finanziell nur einen kleinen Bruchteil der Kosten im Gesamtbudget einer neuen Klinik aus, kann jedoch die entscheidenden Akzente in einem Gesundheitszentrum des 21. Jahrhunderts setzen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Healing Architecture?

Yvelle Gabriel: … dass immer mehr Architekten in den nächsten Jahren schon in ihren ersten Ausschreibungsmodellen beispielsweise in der Glasfassade bewusst gestaltetes Glasdesign einsetzen.

 

Zur Person

Yvelle Gabriel lebt mit seiner Familie in einer alten Hofreite an der Lahn. Hier arbeitet er auch in seinem Glasstudio Studio-Gabriel.de. Seine partnerschaftlichen Glaswerkstätten befinden sich in Taunusstein bei Wiesbaden. Im Dezember 2000 beendete der Künstler seine Laufbahn als geschäftsführender Gesellschafter und leitender Senior Art Director einer deutschen Werbeagentur, um sich ausschließlich der Kunst zu widmen. Seit 2012 liegt sein gesamter Fokus auf Glaskonzeptionen und Glasdesign für neue Kapellen, meditative Räume, Kliniken und Sterbehospize.

Kontakt

Studio Gabriel -

Lahnstrasse 47
35796 Weinbach

+ 49 179 1220389

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