Gesundheitsökonomie

Ergonomie im Krankenhaus: Verbesserungen bringen mehr Sicherheit

24.11.2011 -

Ergonomie im Krankenhaus: Werden Geräte an den Anwender und sein Arbeitsumfeld optimal angepasst, entstehen insgesamt weniger Fehler. Dadurch sinken die Folgekosten, und die Patientensicherheit wird erhöht.

„Vermeidbare unerwünschte Ereignisse" nennt es der Verband der Elektrotechnik (VDE), die in deutschen Krankenhäusern jährlich laut Schätzungen zu rund 17.000 Todesfällen führen können. In einem Teil der Fälle sind sie auf eine zu komplizierte Medizintechnik zurückzuführen, die „an das Klinikpersonal immer höhere Anforderungen stellt und unter hohem Zeitdruck fatale Anwendungsfehler zur Folge haben kann", sagt Prof. Dr. Udo Hölscher, Leiter des Fachausschusses Ergonomie der Deutschen Gesellschaft für Biomedizinische Technik im VDE. Vermeidbare unerwünschte Ereignisse durch Anwendungsfehler seien sogar doppelt so häufig wie unerwünschte Ereignisse, die aufgrund plötzlicher, technischer Defekte entstehen.

„Vor diesem Hintergrund ist die Ergonomie medizinscher Geräte und Systeme von großer Bedeutung", berichtet Hölscher. Ein Beispiel sei der Software-Update von Geräten, deren Menuführung unterschiedlich ist, die äußerlich aber alle gleich aussehen. Eine solche Änderung kann fatale Folgen haben: Erkennt sie das Personal nicht, kann das zu Bedienungsfehlern führen und wertvolle Zeit kosten. Auch wenn eine Funktion nicht eingeschaltet ist oder die Abhängigkeiten von Funktionen untereinander nicht transparent oder plausibel sind, steigt in der Praxis das Risiko für Anwendungsfehler enorm an.

Der Experte fordert daher eine Verbesserung der Ergonomie, damit Medizinprodukte möglichst intuitiv und fehlerfrei bedient werden können. Außerdem müssten Geräte und Systeme optimal an den Anwender und sein Arbeitsumfeld angepasst werden. „Um die Patientensicherheit zu erhöhen, müssen die Entscheidungsträger sensibilisiert, die Sicherheitskultur verbessert und der Umgang mit Risiken und unerwünschten Ereignissen optimiert werden", fordert Hölscher.
Darüber hinaus gelte es aufseiten der Krankenhäuser, den Umgang mit Fehlern zu verbessern, die Anwender risikobezogen zu schulen und Arbeitsprozesse zu optimieren. Hölscher: „Im Beschaffungsmanagement müssen Risikofaktoren ebenfalls berücksichtigt werden. Vielen Klinikbetreibern ist nicht klar, dass der Einsatz ergonomisch optimierter Medizinprodukte gegenüber ansonsten technisch gleichwertigen Geräten über den Lebenszyklus deutlich günstiger ist. Die Unterschiede im Anschaffungspreis sind schnell wieder eingespart."

Die Verbesserung der Ergonomie medizinischer Geräte und Systeme würde nicht nur die Patientensicherheit erheblich erhöhen, sondern auch zahlreiche Vorteile für das Klinikpersonal mit sich bringen: Durch geringere Zwischenfallrisiken und niedrigere Schulungskosten sowie eingesparte Zeit würden die Kosten im Gesundheitswesen ebenfalls deutlich gesenkt. „Die Gebrauchstauglichkeit eines Medizinprodukts stellt daher eine wesentliche Qualität dar, die auch aus Kostengründen im Rahmen klinischer Beschaffungsprozesse in die Entscheidung einbezogen werden muss", so der Experte.

Es sollte also nicht das Ziel sein, ein Gerät mit möglichst vielen Funktionen einzukaufen, um so möglichst viel für sein Geld zu bekommen. Viel wichtiger ist es, dass ein neues Gerät einerseits intuitiv und leicht zu bedienen ist, andererseits mit bisherigen oder parallel genutzten Geräten kompatibel ist.

Laut dem VDE nehmen die Geschäftsführungen der Krankenhäuser gerade das Thema Ergonomie nicht ernst genug und stufen es hinsichtlich der Relevanz für die Versorgungssicherheit und Prozessoptimierung falsch ein. Der VDE empfiehlt daher, den Stellenwert der Ergonomie möglichst schnell zu erkennen, Mitarbeiter entsprechend zu schulen und auszubilden sowie gebrauchstaugliche Geräte in der Praxis einzusetzen.

Des Weiteren empfiehlt der VDE, Anwendungsfehler ernst zu nehmen und sie entsprechend systematisch zu dokumentieren - z.B. innerhalb eines Critical Incident Reporting Systems (CIRS) oder mit einer anonymisierten Datenbank. „Wichtig ist vor allem, dass über Fehler in und zwischen allen Berufsgruppen gesprochen wird und sie an uns gemeldet werden", sagt Hölscher. „Bekommen wir keine Meldungen über unerwünschte Ereignisse, können wir auch nichts dagegen tun."

Neben dem VDE ist auch das Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS) eine gute Anlaufstelle für Informationen zur Prävention von Fehlern. Es vermittelt u.a. Kontakte zur Lösung von Problemstellungen und gibt Empfehlungen zur Verbesserung der Patientensicherheit.

 

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