Gesundheitsökonomie

Krankenhausreform - Einführung qualitätsorientierter Vergütung

03.12.2015 -

Die wirtschaftliche Lage deutscher Krankenhäuser bleibt alarmierend: Kostendruck und gesetzliche Einsparmaßnahmen engen den finanziellen Spielraum weiter ein.

Die Folge: Krankenhäuser haben wenig finanziellen Spielraum, um die Qualität stationärer Behandlungen zu verbessern. Mit einer Krankenhausreform, die u. a. eine qualitätsorientierte Vergütung beinhaltet, soll die Situation verbessert werden. Welche Erfolgsfaktoren für das neue Vergütungssystem kritisch sind und wie es erfolgreich umgesetzt werden kann, beschreiben Experten von Roland Berger Strategy Consultants in ihrer Studie „Qualitätsorientierte Vergütung im Krankenhaussektor: Die richtigen Anreize schaffen – Qualitätsdefizite in der stationären Versorgung beheben“.

Krankenhausreform birgt viele Herausforderungen

2005 lag Deutschland im europäischen Vergleich auf Platz drei bei der Qualität stationärer Behandlungen. Ende 2013 lagen deutsche Häuser nur noch auf Platz neun, und das, obwohl hier europaweit die zweithöchsten Gesundheitsausgaben verbucht werden. „Die Ausgaben werden oft nicht optimal eingesetzt, viele Krankenhäuser haben Verbesserungspotential“, sagt Peter Magunia, Leiter der Healthcare Practice Deutschland bei Roland Berger und Autor der Studie.

Mit dem Krankenhausstrukturgesetz soll die Situation laut aktuellem Entwurf deutlich verbessert werden. Die Reformziele sind ambitioniert: Eine Verbesserung der stationären Behandlungsqualität, die gesetzliche Verankerung einer patientengerechten und höherwertigen Versorgung sowie Zu- bzw. Abschläge in Abhängigkeit von der Versorgungsqualität. Da es im Krankenhauswesen bisher keine Erfahrungen mit einer flächendeckenden qualitätsorientierten Vergütung gibt, muss eine entsprechende Reform kontrolliert eingeführt und ihre Umsetzung permanent überwacht werden.

„In Deutschland wird die Behandlungsqualität bisher bei der Leistungsvergütung von Krankenhäusern nicht berücksichtigt, die Auswirkungen des neuen Systems sind daher nicht abschätzbar“, so Magunia. Nötig sind dafür u. a. neue, standardisierte Indikatoren zur Qualitätsmessung sowie eine von öffentlicher Seite zur Verfügung gestellte Informationsplattform, die es den Patienten erlaubt, die Qualitätsniveaus einzelner Krankenhäuser objektiv vergleichen zu können.

Erfolgsfaktoren für qualitätsorientierte Vergütungssysteme

Folgende Erfolgsfaktoren lassen sich identifizieren:

Qualitätsmessung

Die gesetzliche Qualitätsmessung sollte umgestaltet werden. Das neu geschaffene Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen sollte konkrete Leistungsbereiche, z. B. Hüft-Implantationen, definieren, die sowohl wirtschaftlich als auch medizinisch relevant sind. Zudem sind klare Qualitätsmerkmale für eine hochwertige Behandlung, wie etwa die Häufigkeit der Wiederaufnahme aufgrund von Komplikationen, festzulegen.

Da bisherige gesetzliche Indikatoren zur Qualitätsmessung nur bedingt geeignet sind, müssen neue Indikatoren festgelegt werden, die das Behandlungs-ergebnis stärker berücksichtigen und eine Risikoadjustierung erlauben.

Anreizsystem

Um nachhaltiges Vertrauen in ein qualitätsorientiertes Vergütungssystem bei allen Beteiligten aufzubauen, darf sich die Vergütung nicht an kurzfristigen Zielen orientieren, sondern muss langfristig als Anreiz wirken. Um die Transparenz zu verbessern, sollten die gemessenen Qualitätsdaten auf einer Public-Reporting-Plattform öffentlich zugänglich sein. So können Patienten schnell gute Krankenhäuser von schlechten unterscheiden. Zwischen den Häusern entsteht ein Qualitätswettbewerb, um im Ranking weiter nach oben zu gelangen.

Rechtliche Rahmenbedingungen:

Die Umsetzung der empfohlenen Maßnahmen ist nur unter entsprechenden rechtlichen Rahmenbedingungen möglich. „Die Qualitätsmessung sollte für alle Kostenträger und Krankenhäuser standardisiert vorgegeben werden“, so Magunia. Ebenso sind rechtliche Voraussetzungen zu schaffen, um die Behand-lungsdaten aller Kostenträger/Krankenkassen sowie Krankenhäuser sammeln und auswerten zu können.

Qualitätsmanagement (QM) muss neu ausgerichtet werden

Um auf künftig steigende Qualitätsanforderungen und ein qualitätsorientiertes Vergütungssystem reagieren zu können, empfehlen Experten, das QM in Krankenhäusern neu auszurichten. Sie müssen standardisierte Mess- und Steuerungssysteme einführen und Prozesse sowie Strukturen auf jene Faktoren neu ausrichten, die maßgeblich für die Behandlungsqualität von Patienten sind. Mitarbeiter sind im gesamten Qualitätsprozess von Anfang an aktiv einzubinden, um die Notwendigkeit einer Neuausrichtung klarzumachen und mögliche Widerstände zu vermeiden.

Anhand von Pilotprojekten erfolgt die Umsetzung in fünf Schritten: Zunächst erfolgt eine systematische Überprüfung des bisherigen QMs auf Ver-besserungspotentiale mittels eines Soll-Ist-Vergleichs. Sodann werden die neu zu strukturierenden Bereiche oder Prozesse definiert, Umsetzungsschritte, Zeitrahmen und Verantwortlichkeiten festgelegt sowie unterstützende Controllingsysteme aufgesetzt. Nach erfolgreicher Beendigung des Pilotprojekts erfolgt der klinikweite Roll-out.

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