Gesundheitsökonomie

Salmonellen-Infektion: Dr. Klaus-Dieter Zastrow im Interview

06.06.2012 -

Salmonellen-Infektion: Dr. Klaus-Dieter Zastrow im Interview. Interview mit Dr. Klaus-Dieter Zastrow, Vorstandssprecher der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) und Direktor des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin, Vivantes, Berlin.

Management & Krankenhaus: Erneut ist eine Salmonellen-Infektion in einem Krankenhaus vorgekommen. Bitte nennen Sie die wichtigsten Gründe, warum es in Kliniken immer wieder zu solchen Infektionen kommen kann?

Klaus-Dieter Zastrow: Jede Salmonellen-Infektion basiert auf Hygienemängeln entweder beim Lebensmittellieferanten oder in der zubereitenden Küche, aber einzelne Infektionen werden genauso wenig vermeidbar sein wie Verkehrsunfälle. Wenn jedoch eine Infektionskette über Wochen nicht unterbrochen werden kann, dann fehlt jeder Hygiene-Sachverstand vor Ort und dies führt zur Katastrophe, zuerst für die Betroffenen, dann für die wirtschaftliche Situation des Krankenhauses.

Der angeordneten Schließung von Küche und Stationen folgt der Vertrauensverlust in der Öffentlichkeit und damit das Fernbleiben der Patienten. Das bringt erhebliche finanzielle Einbußen. Wenn sich große Krankenhäuser von externen Hygiene-Instituten beraten lassen, so wird es immer wieder dann zu solchen Epidemien kommen, wenn der Arzt für Hygiene das Krankenhaus nicht innerhalb von einer Auto-Stunde erreichen kann. Dann erfolgt alles nur per Telefon, die regelmäßige Vorort-Überwachung findet bei dieser Struktur nicht statt oder wird durch zu hohe Reisekosten und Tagessätze unwirtschaftlich. Fachlich erfolgreiche Krankenhaushygiene ist aus der Ferne nicht möglich. Ernsthaft, wer würde sich denn mit einer Ferndiagnose eines Arztes aus 370 km Entfernung zufrieden geben?

Management & Krankenhaus: Sind die Hygienevorschriften zu locker? Bieten Sie zu viel Raum für Interpretationen?

Klaus-Dieter Zastrow: Wenn die Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention am RKI umgesetzt werden, ist man auf dem richtigen Weg.

Management & Krankenhaus: Halten Sie es für sinnvoll, dass Hygienevorschriften von den Ländern erlassen werden und damit von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich gehandhabt werden können?

Klaus-Dieter Zastrow: Natürlich nicht! Warum sollte es in jedem Bundesland andere Vorschriften geben? Die Übertragungswege für Bakterien und Viren sind in Hessen nicht anders als in Sachsen. Auch die Infektionen unterscheiden sich nicht von Bundesland zu Bundesland. Also könnten die Länder, die noch keine Krankenhaushygieneverordnung haben, von Sachsen oder Bremen abschreiben. Darüber hinaus bietet die DGKH auch gern an, einen entsprechenden Musterentwurf zu erarbeiten, kostenlos!

Management & Krankenhaus: Welche Änderungen sind nötig, damit Salmonellen-Infektionen künftig sicher vermieden werden?

Klaus-Dieter Zastrow: Jedes Bundesland muss über eine Krankenhaushygieneverordnung die Hygiene-Strukturen sichern. Es klingt ja toll, wenn man vorgibt, dass nach dem „neuesten Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis“ gehandelt werden soll. Dafür müssen aber erst einmal die Rahmenbedingungen und Strukturen vorhanden sein. Das wiederum ist Pflicht des jeweiligen Gesetzgebers. Es ist eigentlich unvorstellbar, zu glauben, dass ein Unternehmen Geld ausgibt, wenn der Gesetzgeber es nicht dazu zwingt.

Besonders schlimm ist auch, dass große Krankenhauskonzerne einen einzigen Hygieniker für bis zu 50 Kliniken in ganz Deutschland einsetzen. Das ist so, als würde ein einzelner Zahnarzt 50 Praxen betreiben, aber den Bohrer schwingt die Helferin! Hier ist das Wort Hygiene nur ein Feigenblatt. Solange die Bundesländer keinen Riegel vorschieben, wird es immer wieder zu Salmonellen und anderen Infektionsketten und damit Katastrophen kommen.

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