Gesundheitsökonomie

Ullrich Eidenmüller: Gesundheitscenter ist mehr als nur ein Krankenhaus

24.06.2011 -

Ullrich Eidenmüller: Gesundheitscenter ist mehr als nur ein Krankenhaus. „In 10 bis 20 Jahren wird es das Krankenhaus, so wie es sich heute darstellt, nicht mehr geben“, postuliert Ullrich Eidenmüller, Vorstand der CL Clinic & Health Care Management AG, Karlsruhe, auf dem Gesundheitswirtschaftkongress in Hamburg im September.

„Tankwarte, Bäcker, alle mussten sie erkennen, dass die Erträge ihres Kerngeschäftes nicht mehr ausreichen, um zu überleben!“, bebildert er sein Plädoyer für Gesundheitscentren: „Nichts anderes wird auf die Krankenhäuser zukommen.“

„Die Zahl der Privatpatienten wird sinken“, prognostiziert er. „Von wenigen Ausnahmen abgesehen, könnten sich die Krankenhäuser zukünftig nicht mehr aus ihrem Kerngeschäft finanzieren“, so Eidenmüller.

Er verwendet ein anderes Bild, um das Potential des zweiten Gesundheitsmarktes zu verdeutlichen. In Karlsruhe in der Straßenbahn unterhält sich eine Gruppe älterer Damen. „Was hast du gemacht in den Ferien?“ „Ich war in Sri Lanka zur Wellness, aber zwölf Stunden Flug sind mir zu viel.“

„Privatgeld wird eingesetzt“, so Eidenmüller. Der zweite Gesundheitsmarkt boome um 5–15 %, je nach Marge. „An diesem Selbstzahlermarkt teilzunehmen, ist Teil der Überlebensstrategie eines Krankenhauses.“, warnt er eindringlich.

Zwei Entwicklungssschritte seien notwendig, um ein Gesundheitscenter zu konzipieren. Der erste Schritt sei, die Kernkompetenz ein klein wenig zu erweitern. „Die ‚Gräben‘ zwischen ambulanten und stationären Bereich müssten ‚zugeschüttet‘ werden. Erforderlich sei eine Zusammenarbeit von Krankenhaus, niedergelassenen Ärzten, Pflegediensten, Heil- und Hilfsberufen und regionalem Kostenträger unter einem Dach. Ein kleines Gesundheitscentrum, als modernes Ärztehaus alter Prägung, das sich nur durch eine einheitliche Organisation wesentlich unterscheiden müsse. Auch in kleineren Krankenhäusern wären solche Strukturen denkbar.

„Der zweite Gesundheitsmarkt ist mehr als nur die Verknüpfung von niedergelassenen Ärzten mit dem Krankenhaus. Es ist ein ‚Alles-rundum- die-Gesundheit‘-Paket für Kranke und Gesunde“, fährt Eidenmüller zur Beschreibung des zweiten Schritt der Realisierung der Gesundheitscenter fort. „Sie werden in den Ballungsgebieten entstehen, dort, wo die Menschen eine nennenswerte Kaufkraft haben und wo sich ein solches Gesundheitscenter in größerer Art lohnt.“ Dort würden, was heute manchem Krankenhausleiter ein „Gräuel“ sei, nicht nur orthopädische Rehabilitationsleistungen angeboten, sondern auch Fahrräder verkauft oder Fernreisen nach Sri Lanka. Kern der Angebote seien die traditionellen Leistungen wie im Krankenhaus zusammen mit Ärzten und Apothekern. Die Angebotserweiterung schildert er im Brainstormingstil im Bereich der Komplementärmedizin, Heil- und Hilfsberufe aller Art, Heimpflegedienste, Optik, Akustik, Physiotherapie, Wellness- und Beautyangebote, ambulante Reha-Zentren, Zweigstellen der Krankenkassen, Einrichtungen der Gesundheitsvorsorge, Selbsthilfe, Restaurationsbetriebe, Hotel, Parkhausangebote, Handelsgeschäfte im erweiterten Gesundheitsbereich mit medizinischen Bedarfsartikeln wie Teaxtilien, Mobilitätsangebot, Sportartikel, Lebensmittel, Reisebüro. Dies sei ein Modell, das sich nicht überall realisieren lasse. Die Ideenpalette müsse breit gefächert sein, um die Chancen, die im Umfeld der jeweiligen Krankenhäuser lägen, wahrnehmen zu können.

Vom Tankwart lernen

Bei den sogenannten ECE-Centern sei eine einheitliche wirtschaftliche Gesamtverantwortung bei fortbestehender Eigenverantwortung mit entsprechender gemeinsamer Philosophie und Marketing zwingend. „Nutzen Sie diese Chance, Ihr Krankenhaus dort an führender Stelle einzubringen, denn wenn die Centren weiter entfernt entstehen, haben Sie ein Problem“, legt Eidenmüller dem Auditorium ans Herz. „Versuchen Sie, ein solches Centrum an sich zu binden und möglichst auch organisatorisch zu leiten.“ Er plädiere nicht dafür, dass Krankenhäuser zwangsläufig die wirtschaftliche Leitung übernehmen sollten. „Setzen Sie den ‚Fuß in die Tür‘“, fordert er seine Zuhörer auf. Verschiedene Varianten seien denkbar. Das supportive Geschäft könne übernommen werden, aber auch das vertragliche Gestalten von Grundstücken mit Minderheitenbeteiligungen mit Aufgabendefinition im Grundlagenvertrag. Er verweist noch einmal auf das Cross-over Marketing des Tankwarts. Dieser ernähre sich und seine Familie heutzutage nur zu 20 % aus dem Verkauf von Benzin. „Lassen Sie diese Chance nicht aus!“, appelliert er an die Kongressteilnehmer. „Der Weg ist vorgezeichnet aus dem Kerngeschäft heraus. ‚Change or die‘ – sie müssen ihn mitgehen!“

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