Hygiene

Multimodale Strategie zur Prävention nosokomialer Infektionen

05.04.2012 -

Über jüngste Forschungsergebnisse zu den häufigsten Klinikinfektionen, zu Risikopatienten und effektiven Präventionsstrategien informierten Krankenhaushygieniker beim Mittags-Symposium des Bode Science Center.

Insgesamt kann man davon ausgehen, dass ca. 500.000 Patienten in Deutschland pro Jahr von Krankenhausinfektionen betroffen sind - zwischen 10.000 und 15.000 versterben hieran. Doch welcher Patient trägt das höchste Risiko?

Prof. Petra Gastmeier, Direktorin des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin an der Charité Berlin, erläuterte, dass die Entstehung nosokomialer Infektionen multifaktoriell und daher u. a. von dem Immunstatus des Patienten, der Virulenz der Erreger und der Art des Eingriffs abhängig ist. Eine device-assoziierte Diagnostik und Therapie, z. B. über Harnwegs- und zentrale Venenkatheter oder invasive Beatmung, stellt hier den wichtigsten Risikofaktor für das Eindringen bakterieller Erreger dar.

Mit Blick auf die Infektionstrends in Europa wies Gastmeier darauf hin, dass dies in Abhängigkeit mit der Infektionsart zu sehen ist. Bei Infektionen in Zusammenhang mit Hüftendoprothetik, die hierzulande zu den häufigsten chirurgischen Eingriffen gehört, hat Deutschland im Vergleich mit 12 europäischen Ländern gemeinsam mit Finnland, Frankreich und Großbritannien die niedrigste nosokomiale Infektionsrate. Betrachtet man die Zahl isolierter antibiotika-resistenter Keime, steht Deutschland mit durchschnittlichen Raten von 10-25 % im Mittelfeld.

Zunahme multiresistenter Keime

Als größte Herausforderung im Kampf gegen nosokomiale Infektionen sieht die Expertin die weitere Zunahme multiresistenter Keime, vor allem auch gramnegativer Erreger. Bei diesen ist das Spektrum wirksamer Antibiotika stark limitiert, und neuen Substanzen fehlen in der Pipeline der Industrie. Darüber hinaus wird die demografisch bedingte, zu erwartende Zunahme invasiver Eingriffe das Risiko nosokomialer Infektionen weiter erhöhen.

Auf die aktuell zu beobachtende Entwicklung, dass resistente gramnegative Bakterien MRSA als Hauptproblemkeim ablösen, ging Prof. Paul-Michael Kaulfers vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) in seinem Statement ein.

Während die MRSA-Inzidenz in seiner Klinik relativ stabil bei 0,4 bis 0,5 MRSA Fälle pro 100 Patienten liegt, steigt die Zahl resistenter gram-negativer Keime (ESBL) stark an. Träger der ESBL-Gene sind hauptsächlich E. coli und Klebsiella. Ein weiteres Problem ist das Auftreten von sog. Nonfermentern wie Pseudomonas und Acinetobacter Species mit einer Resistenz gegenüber Carbapenemen.

Strikte Hygiene als Krisenmanagement

Als Leiter der Krankenhaushygiene ging Kaulfers auch auf das Management des EHEC-Erregers als ESBL-Keim am UKE ein. Im Verlauf der EHEC-Epidemie bis Ende Juni 2011 infizierten sich deutschlandweit etwa 3.800 Menschen, 53 verstarben.

Im UKE wurden über 1.500 Patienten mit EHEC-Verdacht versorgt, darunter knapp 150 Patienten mit HUS. Neben einer sehr guten medizinischen Versorgung wurde ein sehr striktes Hygieneregime mit Isolierung und Schutzkleidung umgesetzt. Bei der Händehygiene wurde eine sehr hohe Compliance beobachtet. Im Ergebnis kam es zu keiner Erreger-Übertragung, alle Umgebungsuntersuchungen waren negativ.

Mit Blick auf das Management künftiger Krisen stellte sich die Frage, ob Bakterien bei erhöhtem Desinfektionsmitteleinsatz auch gegenüber Hände-Desinfektionswirkstoffen resistent werden können. Nach intensiver Auseinandersetzung mit dieser Thematik, gab es im UKE keinerlei Hinweise darauf, dass Alkohol, als Hauptwirkstoff bei marktüblichen Händedesinfektionsmitteln, Resistenzen auslöst. Dies lässt sich mit der Wirkweise von Alkoholen erklären, denn je unspezifischer der Wirkmechanismus, desto geringer das Risiko einer Resistenzbildung.

Compliance durch Prozessoptimierung

Es zeigt sich, dass es den einen Schlüssel zur Prophylaxe nosokomialer Infektionen nicht gibt. Vielmehr ist eine multimodale Strategie gefordert. Nach Gastmeier muss diese aus den Elementen Aus-, Weiter- und Fortbildung, einem ausgewogenen Personalschlüssel, einer Motivation durch Vereinfachung der Händedesinfektion und der Gesamtintegration ins Qualitätsmanagement bestehen.

 

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