Hygiene

Photodynamik gegen MRSA

29.11.2010 -

Die zunehmende Verbreitung Antibiotika-resistenter Krankheitserreger stellt ein großes Problem für die erfolgreiche Behandlung von Infektionskrankheiten dar. Trotz dieser Entwicklung wurden jedoch in den letzten Jahren kaum noch neue Antibiotika entwickelt und zugelassen, wodurch eine Diskussion über die Suche nach alternativen Ansätzen zur Bekämpfung dieser Problematik entstand. Einen wissenschaftsorientierten und gleichzeitig anwendungsnahen Überblick vermittelten die Referenten den rund 40 Teilnehmern, die der Einladung des Netzwerkes „Optische Technologien in der Photodynamik" (OTPD) - einem Sub-Netzwerk der Strategischen Partnerschaft Sensorik e.V. - in den Regensburger BioPark gefolgt waren. Die Experten diskutierten über die aktuelle Bedrohung sowie Therapiemaßnahmen und präsentierten innovative Lösungsansätze, mit deren Hilfe dieser Problematik begegnet werden kann.

„Multiresistente Erreger (MRE) stellen das Gesundheitswesen bei der Patientenversorgung seit Jahrzehnten vor gravierende Probleme", berichtete Dr. Christian Tuschak vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL). Seit einigen Jahren hat sich das LGL deshalb dieses Themas in verschiedenen Bereichen angenommen. So wurde beispielsweise eine Statuserhebung in medizinischen Einrichtungen zum Umgang mit MRE durchgeführt, die zum Teil beängstigende Ergebnisse lieferte. Wie die Studie aufzeigt, werden selbst grundlegende Maßnahmen der Richtlinien der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) nur selten vollständig umgesetzt. Daher gründete das LGL die „Landesarbeitsgemeinschaft multiresistente Erreger" (LARE) mit dem Ziel, durch die Vernetzung relevanter Schnittstellen Informationslücken aufzudecken sowie neue Kommunikationswege zu schaffen, um so MRE-bedingte Infektionen drastisch zu reduzieren. Trotz der bereits initiierten Aktivitäten fordert Tuschak weitere alternative Ansätze bei der Bekämpfung von MRE.

„Eine übergreifende Koordination der Präventions- und Kontrollstrategien sowie eine an die operativen Bedingungen angepasste Umsetzung der KRINKO-Richtlinien sind derzeit die zentralen Bestandteile für den Schutz der Soldaten vor Infektionen mit MRE", so Oberfeldarzt Frank Herrmann von der Abteilung für Prävention des Sanitätsamtes der Bundeswehr. Eine besonders hohe Herausforderung für die Hygiene sind vor allem die Einsätze von Soldaten in MRE-Epidemiegebieten. Für diese Länder liegen bislang nur sehr wenige oder gar keine Informationen über die Situation multiresistenter Erreger vor. Problemkeime wie Acinetobacter baumannii, der besonders häufig in den Hochrisikoländern Afghanistan und Irak auftritt, sind hochresistent gegen Antibiotika. Schon heute bereitet verwundeten Soldaten die Sekundärinfektion mit diesem Keim erheblich mehr Probleme als die ursprüngliche Schussverletzung. Auch deutsche Soldaten im Einsatz sind immer häufiger mit diesem Keim infiziert, der sich besorgniserregend schnell seinen Weg in deutsche Krankenhäuser bahnt. Daher fordert Herrmann nicht zuletzt, bestehende Richtlinien konsequent umzusetzen und neue Strategien gegen MRE zu entwickeln.

Die Problematik widerstandsfähiger Keime spiegelt sich auch bei der Desinfektion in der Lebensmittelindustrie wider, wie Dr. Sven Fischer von der Neutraublinger Krones AG, dem weltweit führenden Hersteller von Getränkeabfüllanlagen, den Zuhörern aufzeigte. So werden bei der aseptischen Abfüllung von Getränkeflaschen immer aggressivere chemische Substanzen eingesetzt, um die widerstandsfähigen Keime in ausreichend hohem Maße abzutöten. Der Preis, den man dafür jedoch bezahlt, so Dr. Fischer weiter, ist ein sehr hoher Verbrauch an Energie, Chemikalien und Trinkwasser. Zudem wird die Umwelt sehr stark mit dem beim Abfüllprozess entstehenden Abwasser belastet. Im Sinne der Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit ist das Unternehmen daher stets auf der Suche nach alternativen Wegen in der Desinfektion.

„Eine mögliche Antwort auf den Bedarf an alternativen Methoden zur Bekämpfung von Problemkeimen ist die photodynamische Inaktivierung von Bakterien", so Dr. Tim Maisch vom Universitätsklinikum Regensburg. Die Photodynamik hat das Potenzial, die therapeutische Lücke, die durch die unaufhörlich ansteigende Resistenz von Keimen gegen Antibiotika und das gleichzeitige Sinken der Anzahl neu zugelassener Antibiotika entsteht, zu schließen. Schon seit längerem wird am Regensburger Klinikum die Photodynamik grundlegend untersucht, die unter anderem bereits in der Dermatologie erfolgreich zur Bekämpfung von Tumoren ihren Einsatz findet. Dennoch birgt das Verfahren noch viel mehr Potenzial, wie Dr. Maisch weiter anmerkt, das die Wissenschaftler am Universitätsklinikum derzeit mit Hochdruck erforschen und so auch anderen Bereichen zugänglich machen wollen.

Ein weiteres neben der Dermatologie schon bestehendes Anwendungsfeld der photodynamischen Bekämpfung von Bakterien ist die Zahnmedizin. Dr. Andreas Braun von der Universität Bonn präsentierte in seinem Vortrag den aktuellen Stand der Wissenschaft in der photodynamischen Therapie im Bereich der Zahnmedizin. Dabei informierte er die Zuhörer über die Vorteile des Verfahrens gegenüber konventionellen Methoden und zeigte auch die technischen Probleme bzw. die Grenzen bei der Anwendung in der Praxis auf, weshalb sich Dr. Braun weitere Entwicklungen für die medizinische Anwendung der Photodynamik wünscht.

Den Referenten gelang es, mit den präsentierten Themen bei den Zuhörern zahlreiche Ideen für zukünftige Entwicklungen zu wecken, was sich in lebhaften Diskussionen im Rahmen der Veranstaltung widerspiegelte.

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