IT & Kommunikation

Klinikrechenzentren:Trennung von Soft- und Hardware sorgt für Effizienz

16.11.2010 -

In Klinikrechenzentren wirddie Belastung  innerhalb der kommenden zwei Jahre um 20-50% ansteigen. So sehen es zumindest die rund 200 kleinen und mittleren Krankenhäuser, die von HIMSS Analytics im Rahmen einer weltweiten Studie befragt wurden. Anwendungen wie die elektronische Patientenakte sorgen dafür, dass die IT-Systeme zunehmend mehr Informationen verarbeiten müssen. Hinzu kommt, dass medizinische Applikationen häufig jeweils einen eigenen Server benötigen. Folge: Die Rechenzentren werden größer, die Komplexität der IT-Landschaft nimmt zu.

Auf der einen Seite wächst zwar die Zahl der Server, doch deren Leistungsfähigkeit wird oft nur sehr mangelhaft genutzt. „Zwischen 5 und 15% liegt die durchschnittliche Auslastung eines Servers", berichtet Wolfgang Schwab vom Marktforschungsunternehmen Experton Group. Und fügt hinzu: „Wenn das Rechenzen¬trum nicht virtualisiert ist."

Virtualisierung sehen auch die Teilnehmer der HIMSS-Studie als Lösung, um der Komplexität ihrer IT-Landschaft Herr zu werden und ihr Rechenzentrum effizienter zu betreiben. Innerhalb der kommenden zwei Jahre will die Mehrheit der befragten deutschen Krankenhäuser eine entsprechende Strategie umsetzen.

Das Konzept der Virtualisierung entkoppelt die physikalischen Server von der Software, die auf ihnen läuft. Dafür sorgt eine Software-Schicht, die zwischen den Anwendungen und den Rechnern liegt. Sie verteilt die Kapazitäten der Hardware auf die verschiedenen Programme. Somit steht die Leistung eines Servers nicht nur für eine einzige Applikation zur Verfügung, sondern für mehrere. „Auf diese Weise ist eine Auslastung des Servers von 70-80% möglich", erklärt Analyst Schwab. Nach diesem Ansatz lassen sich auch andere Komponenten der IT-Umgebung wie etwa Speicher virtualisieren.

Serverpark wird kleiner
Für die Nutzer eines solchen Konzepts zahlen sich die Vorteile in barer Münze aus. Wenn jeder Server effizienter arbeitet, lässt sich insgesamt der eine oder andere Rechner einsparen. Kliniken müssen also weniger in Hardware investieren. Das hat auch Auswirkungen auf die laufenden Kosten. Die Ausgaben für die Wartung sinken. Weniger Server benötigen weniger Raum und Energie. Auch für die Klimatisierung des Rechenzentrums muss die Klinik weniger ausgeben.

Hinzu kommt: Da die Server-Ressourcen flexibler eingesetzt werden können, lässt sich die Technik einfacher an den aktuellen IT-Bedarf des Hauses anpassen. Das wird etwa bei Lösungen deutlich, die in der Klinikverwaltung zum Einsatz kommen. Wenn nach 17 Uhr die meisten Mitarbeiter das Haus verlassen haben, können virtualisierte Applikationen auf einigen wenigen Server zusammengelegt werden. Die restlichen Server können dann abgeschaltet und erst wieder am nächsten Morgen in Betrieb genommen werden.

Kein Projekt für einen Nachmittag
Virtuelle Strukturen haben sich daher im Gesundheitswesen wie in anderen Branchen mittlerweile durchgesetzt. Auch in kleineren und mittleren Krankenhäusern gewinnen sie an Bedeutung. Dort schreckt man jedoch häufig vor dem Aufwand zurück, der mit einer Virtualisierungsstrategie verbunden ist. „Das sind keine einfachen Projekte, die sich mal eben an einem Nachmittag umsetzen lassen", warnt Schwab. Besonders viel Arbeit nehme die Vorbereitung in Anspruch. Denn zu Beginn eines Virtualisierungsprojekts geht es darum, den aktuellen Status der IT-Landschaft zu analysieren. Die Verantwortlichen müssen sich dabei Fragen stellen wie „Welche Applikationen sind vorhanden?" und „Welche Anwendungen werden überhaupt benötigt?". Dabei könne es durchaus nützlich sein, die vorhandenen Applikationen zu konsolidieren, meint Schwab.

Anschließend ist zu klären, welche Workloads auf einem Server gemeinsam betrieben werden können. I/O-intensive Applikationen (Ein- und Ausgabe) etwa sollten laut Schwab nicht mit Anwendungen zusammengebracht werden, die viel Rechenleistung benötigen. „Das geht meistens schief", so der Analyst. Überhaupt sei viel Erfahrung notwendig, um die Applikationen richtig zu verteilen. Gegebenenfalls sollten sich die IT-Verantwortlichen für diese Aufgabe an einen IT-Dienstleister wenden.

Ein weiterer Punkt sollte vor dem eigentlichen Umsetzen des Projekts geklärt werden: Die Lizenzbedingungen für die Nutzung einer Software können sich ändern, wenn das Programm in einer virtualisierten Umgebung läuft. Denn die Lizenzierung einer Applikation ist häufig von der physikalischen Plattform abhängig, auf der sie läuft. Wird z. B. eine Software im Rahmen der Virtualisierung von einem Server mit einem CPU auf einen Server mit vier CPUs verschoben, kann der Anwender Schwierigkeiten mit dem Hersteller bekommen. Schwab empfiehlt, mit dem Software-Anbieter frühzeitig über solche potentiellen Probleme zu sprechen. „Im Zweifelsfall muss eine Applikation von der Virtualisierung ausgeschlossen werden", so Schwab.

Eingebunden werden muss dagegen das IT-Personal - und zwar in Form von Schulungen. Diese sind bei Virtua¬lisierungsprojekten besonders wichtig. „Das Systemmanagement einer virtuellen Struktur unterscheidet sich deutlich von dem einer herkömmlichen Umgebung", sagt Schwab. Ein Administrator, der vorher beispielsweise nur Windows-Server betreut hat, könne sich nicht ohne Weiteres in einer virtuellen IT-Landschaft zurechtfinden.

Basis fürs Cloud Computing
Der Aufwand kann sich aber lohnen. So virtualisierte etwa das Klinikum Stuttgart die Hälfte seines Serverparks von insgesamt 200 Rechnern. Ursprünglich hatte das Krankenhaus jährlich fast 300.000 € ausgegeben, um die Server zu betreiben und instand zu halten. Diese Kosten konnten durch die Virtualisierung um 115.000 € gesenkt werden.

Ein virtualisiertes Rechenzentrum ist aber in der Regel nicht nur günstiger im Betrieb. Es stellt nach Meinung von Experten wie Schwab auch die Grundlage dar, um ins Cloud Computing einzusteigen. Schließlich ist dann bereits eine Abstraktionsschicht vorhanden, über die verschiedene Applikationen auf die vorhandenen Hardware-Ressourcen verteilt werden. Und diese können sowohl im eigenen Haus als auch bei einem Dienstleister in der Cloud liegen.

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