IT & Kommunikation

Mobile IT im Krankenhaus

Verbesserte Leistung erbringen durch unmittelbaren IT-Einsatz am Patienten

11.03.2010 -

Zwei Häuser, ein Thema: Auf diesen Nenner lässt sich ein gemeinsames Projekt des Diakonie-Klinikum Schwäbisch Hall (DIAK) und der Kreiskliniken Esslingen (KKES) mit der Klinik Nürtingen bringen. Beide Klinikverbünde überprüften die These, ob ein patientennaher IT-Einsatz zu qualitativen und quantitativen Vorteilen, d.h. zu einer verbesserten Leistungserbringung im Krankenhaus führt.

Die Standorte des DIAK sind Schwäbisch Hall, Crailsheim und Gaildorf mit einer Gesamtbettenzahl von 889. Zusätzlich bietet das DIAK 270 Altenhilfe-Plätze, 184 Plätze für Behindertenhilfe und ambulante Pflege an acht Standorten an. Für insgesamt 2.800 Mitarbeiter stehen 1.000 IT-Endgeräte zur Verfügung. Zu den KKES gGmbH gehören die Kliniken in Kirchheim, Nürtingen, Ruit und Plochingen mit einer Gesamtbettenzahl von 1.166. Auf insgesamt 2.600 Mitarbeiter gibt es hier 1.200 IT-Endgeräte.

Gemeinsame Ziele

Als gemeinsame Projektziele wollten beide Häuser eruieren, welchen Nutzen eine mobile, digitale Dokumentation basierend auf modernsten Technologien bieten kann. Als Beurteilungskriterien waren u.a. die Bedienbarkeit, die Benutzerfreundlichkeit, die Performance und die Verfügbarkeit mobiler IT-Lösungen definiert. Außerdem sollte die Entwicklung langfristiger Strategien hinsichtlich der Umsetzbarkeit und Integrierbarkeit neuer Systeme bewertet werden.

Ziele und Hoffnungen der KKES, Klinik Nürtingen

Die Klinik Nürtingen der KKES hatte sich zum Ziel gesetzt, die Effizienz durch eine uneingeschränkte mobile Gerätenutzung zu prüfen, die fachlich-inhaltlichen und funktionellen Anforderungen herauszuarbeiten sowie die Wirtschaftlichkeit von IT-Lösungen mit einer detaillierten Analyse der Geschäftsprozesse zu bewerten. Durch eine erfolgreiche IT-Strategie erhoffen sich die KKES eine hausweite Qualitätsoffensive und mehr Zeit für die unmittelbare Behandlung und Betreuung der Patienten.

Ziele des DIAK

Das DIAK wollte zunächst prüfen, welcher Nutzen sich mit den vorhandenen Softwaresystemen erzielen ließe, um z.B. Bildbefunde und weitere Befunde direkt ans Krankenbett zu bringen. Danach sollte die Umsetzung weiterer Einsatzszenarien erfolgen: die mobile Dialyse-Dokumentation im Intensivbereich, die CTG-Überwachung und ein kontinuierlicher Datenabgleich für die Menüwunscherfassung. Letztlich sollte eine mobile Pflegedokumentation und eine mobile Vitalparameter-Erfassung realisiert werden.

Rahmenbedingungen und Umsetzung im DIAK

Im DIAK ist eine flächendeckende WLAN-Infrastruktur vorhanden, die durch den Ersatz der Telefon- und Personenrufanlage (VoWLAN) realisiert worden war - d.h., Ausgangspunkt war die Telefonie. Die WLAN-Infrastrukturen sind mehr als eine mobile Datenerfassung: Sie bieten Voice over WLAN, den Patienten-Internetzugang, einen ortsunabhängigen Informationszugriff, Patienten-Monitoring und -Ortung sowie die Ortung medizinischer Geräte. Die Einführung von PACS erfolgte 2008, das DIAK ist filmlos. Order Entry besteht weitestgehend flächendeckend. Die Pflegedokumentation erfolgt papierbasiert.

Mehrwertdienste zur multiplen Nutzung der WLAN-Infrastruktur sind inzwischen identifiziert, und eine Priorisierung der Anwendungsszenarien ist erfolgt. Für die mobilen Prozesse wurden Teststationen und Testgeräte definiert, deren Testphase angelaufen ist.

Priorisierung der Anwendungsszenarien

Die Dokumentation der Anwendungsszenarien wurde von beiden Häusern nach gestaffelten Kriterien von Dringlichkeit und Wichtigkeit eingeteilt. Übereinstimmung der Kriterien dringend & wichtig fanden sich dabei nur in vier von insgesamt 16 Kriterien, nämlich Bildbefunde am Krankenbett über Web-Viewer, Leistungsanforderun (ohne Labor), Befundrückübermittlung und Zugriff auf das digitale Patienten-Akten-Archiv. Das zeigt deutlich die Abhängigkeit der Anwendungsszenarien vom jeweiligen Umfeld des Hauses.

Etablierung einer neuen Mobile Device Kategorie

Beim mobilen klinischen Assistenten (MCA) gibt es unterschiedliche Versionen, deren Einsatz wie gezeigt von den Einsatzszenarien abhängig ist. „Walk around" nach dem Motto „grab & go": Dabei wird das mobile Tablet mitgenommen und kann dem Patienten direkt vor Augen geführt werden; bei „Wheel around" wird der Wagen inklusive des mobilen Tablets von Raum zu Raum gefahren, und bei „Walk and dock", einem ‚Patient Care & Office Usage Model‘ lässt sich das mobile Tablet an die unterschiedlichsten Geräte anschließen (PC, Thin Client-Wagen mit Akkulaufzeit ca. 12-14 Std., Laptop etc.).

Zwischenergebnis und Ausblick

Der praktische Einsatz mobiler IT erhöht die Dokumentationsqualität und Informationsbereitstellung signifikant, vermeidet Latenzzeiten und führt so zu flüssigeren klinischen Prozessen. Such- und Wegezeiten werden drastisch reduziert, Interpretationsprobleme aufgrund unleserlicher Handschriften verhindert, Aufwände für redundantes Übertragen/Prüfen von Informationen verringert (Anordnungen, Kurvenblätter, Pflegeplanung usw.). Mobile IT halbiert z.B. den Zeitaufwand je Patient bei der digitalen Kurvenführung, hilft die Verweildauern zu optimieren bzw. zu verringern, bietet Potential bei Medikamentenbeschaffung, zeigt Kontraindikationen an (durch den Einsatz von Prüfmechanismen und unter Einbezug weiterer Datenbanken wie z.B. Rote Liste usw.), reduziert Materialkosten und die Fülle vorhandener Formulare. Der mobile klinische Assistent schafft die Basis für weitere Anwendungen, wie etwa die automatische Vitalwerterfassung. Durch richtigen Einsatz von mobiler IT erhöht sich die verfügbare Zeit für die medizinische und pflegerische Patientenbetreuung.

Schlussfolgerungen

Für die Erstinvestition in eine drahtlose Infrastruktur sowie in mobile Endgeräte braucht es einen konkreten Anlass, d.h. ein Anwendungsszenario wie VoIP-Telefonie oder mobile Pflegedokumentation. Der Nutzen mobiler Datenerfassung ist zum großen Teil qualitativer Art und nicht immer leicht auch finanziell messbar. Die Wirtschaftlichkeit steigt mit der Anzahl der Dienste/Applikationen, welche über die drahtlose Infrastruktur betrieben werden.
Ein Appell wurde an die Software-Hersteller gerichtet, sie haben noch einige Arbeit bei der GUI-Ergonomie vor sich, damit diese auch auf Touchscreen und mit Pen benutzerfreundlich werden. Es gibt eine Tendenz zu größeren Bildschirm-Auflösungen bei KIS, was dem Trend zu immer kleineren, mobileren Geräten für die mobile Datenerfassung entgegenläuft. Präsentations-Schicht und Applikations-Schicht sollten noch mehr voneinander getrennt werden.
Gute Prozesse können auch bereits konventionell abgebildet werden. Software plus mobile Dokumentation sind kein Allheilmittel, wenn Prozesse nicht vorab sauber definiert werden. Dies bedeutet, die gesamte Ablauforganisation muss auf den Prüfstand.

Kontakte:
Dr. Ansgar Kutscha

Diakonieklinikum Schwäbisch Hall
Tel.: 0791/753-1
ansgar.kutscha@dasdiak.de
www.dasdiak.de

Gertrud Türk-Ihli
Kreiskliniken Esslingen
Tel.: 0711/4488-0
G.Tuerk-Ihli@kk-es.de
www.kk-es.de

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