IT & Kommunikation

Smartphones und Tablet-PC im Krankenhaus. Der Nutzen verdrängt den Coolness-Faktor

26.04.2012 -

Smartphones und Tablet-PCs erhöhen etwa die Qualität am Point of Care, weil Daten sofort verfügbar sind. Die Lösungen müssen allerdings in Datenschutz- und Risikomanagementkonzepte eingebettet werden.

Die Mitarbeiter in den Kliniken erkennen zunehmend den Wert von mobilen Endgeräten, so Andreas Kassner, Geschäftsführer der Servicegesellschaft VSG des Branchenverbands bvitg.

M & K: Welche Einsatzmöglichkeiten gibt es für Smartphones und Tablet-Computer im Gesundheitswesen?

Andreas Kassner: Der anfängliche Coolness-Faktor ist einem realen Nutzen gewichen. Zum einen werden mobile Geräte von den „Professionals", also den Mitarbeitern in Krankenhäusern, Praxen und Reha-Einrichtungen oder in mobilen Einsatzszenarien, wie etwa der häuslichen Therapie und Diagnostik, eingesetzt.

Dabei reden wir nicht über Apps aus einem App-Store, sondern über Lösungen, die in die bestehende Infrastruktur eingebettet sind. Speziell im Krankenhaus geht es hierbei um Unterstützung der Visite, also den entfernten Zugriff durch den Arzt etwa zur Vorbereitung einer OP oder den Zugriff auf Bilder. Der Arzt kann sich auf dem Weg von einer Station hin zum Patienten oder beim Bereitschaftsdienst auf dem Arbeitsweg vorbereiten. Innovative Einrichtungen bieten bereits Lösungen an, mit denen Patienten selbst aktiv werden können, sei es bei der Terminplanung, durch den Zugriff auf ausgewählte Daten der eigenen Krankenakte oder auf Informationskanäle zu Leistungen der Einrichtung.

Zum anderen nutzen Patienten mobile Dienste. Bei 20 Mio. Smartphones in Deutschland wird das Angebot kostenloser Apps drastisch zunehmen: indikationsbezogene Patientenakten, Arztsuche, Klinikführer, Fitness-Apps, Medikamente-Checks, ICD-Suche, Lexika oder Beratungsdienste von Krankenkassen - um nur einige zu nennen. Erste Systeme mit Bezahlfunktion für Gesundheitsleistungen sind in Erprobung, werden aber vermutlich noch einige Zeit brauchen.

Mobility ist ja gerade ein Trendthema. Welche Lösungen bauen Software-Anbieter und Dienstleister um die mobilen Endgeräte herum auf?

Andreas Kassner: Der Mehrwert ergibt sich erst durch das Zusammenspiel der Komponenten. Apps, die zur unmittelbaren Online-Erfassung oder -Anzeige von Daten entwickelt wurden, kommunizieren je nach Einsatzzweck innerhalb oder außerhalb einer sicheren Krankenhaus-Infrastruktur. Die Anbieter beschäftigen sich daher mit Fragen, die vom WLAN-Zugriff über Firewall-Konzepte bis hin zur Schnittstellenübertragung zwischen Endgerät und IT-System reichen.

Welchen Nutzen bringen die mobilen Lösungen?

Andreas Kassner: Bei der Erfassung am Point of Care ist der größte Nutzen der Gewinn an Qualität durch die sofortige Eingabe und Verfügbarkeit von Informationen. Es muss nicht nachdokumentiert oder noch einmal in der Akte, die im Raum nebenan liegt, geblättert werden. Dadurch nimmt wiederum die Fehleranfälligkeit bei der Dokumentation ab.

Wo sind die Grenzen der mobilen Technologie? Der Einsatz von Smartphone und Tablet-PC ist sicher nicht für alle Anwendungen sinnvoll.

Andreas Kassner: Der Charme von Smartphones und Tablets ist die intuitive Nutzung und die Reduktion auf das Nötigste. Gesundheit ist per se komplex. Die Usability der Lösungen wird dabei zur Gratwanderung.

Die Bewältigung scheinbar einfacher Probleme wie der Abbruch der Verbindung, die besagte Einbindung in die Infrastruktur, Schnittstellenfragen oder die flächendeckende Administration durch die IT ist Voraussetzung für die Akzeptanz durch den Anwender. Die angesprochene Datenmenge wird uns, je nach Einsatzzweck, anfangs noch als Problem begleiten, langfristig wird es aber wie beim PC kein Performance-Engpass sein. Auch dafür haben Software-Anbieter Lösungen, wie bei der Virtualisierung der Anwendungen.

Was sind besondere Herausforderungen beim Einsatz mobiler Geräte?

Andreas Kassner: Die Kliniken werden sich dem steigenden Einfluss mobiler Lösungen auf die Gesundheit des Patienten bewusst, müssen dies aber auch in ein Risikomanagementkonzept einfließen lassen. Je nach Einsatzzweck kann das Gerät auch zum Medizinprodukt werden.

Wie sieht es mit Datenschutz und -sicherheit aus?

Andreas Kassner: Zum Thema Datenschutz sind die Datenschutzbeauftragten der Länder und der bvitg mit dem gemeinsamen Ziel im Dialog, den Einrichtungen und Unternehmen die Rahmenbedingungen und die Umsetzung der datenschutzrechtlichen Anforderungen transparent zu machen. Die bvitg-Mitglieder führen sog. Stresstests durch, in denen die Systeme nach den Gesichtspunkten des Datenschutzes auf die Probe gestellt werden. Kliniken empfehle ich als Basis für Gespräche mit Anbietern die Orientierungshilfe der Datenschutzbeauftragten.

 

Kontakt

Bundesverband Gesundheits-IT bvitg

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