Labor & Diagnostik

Genanalyse: Differenzial-Diagnostik bei Aortenaneurysmen

26.07.2011 -

Genanalyse: Differenzial-Diagnostik bei Aortenaneurysmen. Aortenaneurysmen können in vielen Fällen auf erblich bedingte Bindegewebserkrankungen zurückgeführt werden, die mit einem hohen Risiko für eine Aortenruptur einhergehen. Häufig liegt dann eine Mutation in einem der beiden Gene vor, die für das Marfan-Syndrom relevant sind. Dabei kann es durchaus sein, dass eine Minimalvariante des Marfan-Syndroms vorliegt, bei der symptomatisch nur die Bindegewebsschwäche des Gefäßes zum Tragen kommt.

Die Genanalyse ist sehr aufwendig, weil die kritischen Gensequenzen sehr groß sind und die möglichen Mutationsereignisse weit verteilt sein können. Relevant sind das Fibrillin- Gen mit rund 230 Kilobasen und 65 Exons sowie das Gen für den Transforming Growth Factor Beta Receptor Type II (TGFBR2). Ausgangsmaterial ist DNA aus peripherem Blut, die mit PCR amplifiziert und dann in beiden Richtungen sequenziert wird.

Dr. Stefan Waldmüller hat das Verfahren optimiert und standardisiert: „Die Diagnostik ist robotorgestützt und kann in vergleichsweise hohem Durchsatz gefahren werden“, erläutert der Wissenschaftler vom Institut für Herz-Kreislaufforschung an der Universität Witten/Herdecke. „Auf diese Weise können wir im Unterschied zu herkömmlichen Laborverfahren jederzeit relativ schnell ein Ergebnis liefern.“

Als diagnostisches Hauptkriterium ist die Diagnostik Kassenleistung. Für den Indexpatienten, das Familienmitglied, bei dem die Erkrankung zum ersten Mal festgestellt wird, ist die Untersuchung aufwendig und relativ teuer, weil die individuelle Genveränderung noch nicht bekannt ist. Für jedes weitere Familienmitglied verringert sich der Aufwand erheblich, weil gezielt nach der Mutation gesucht werden kann. Um das Verfahren weiter zu vereinfachen, arbeitet Waldmüller an der Entwicklung von Genchips, die in den nächsten Jahren die Labordiagnostik deutlich verändern werden.

Waldmüller sagte, dass man verpflichtet sei, Menschen, die unter einem Marfan-Syndrom leiden, sowie ihren nahen Familienangehörigen diese Diagnostik zur Verfügung zu stellen. Jeder Kardiologe kann seinen Patienten bei einem Verdacht auf die Erkrankung zum Humangenetiker überweisen, der dann alle weiteren Maßnahmen veranlasst.

Das Institut für Herz-Kreislaufforschung beschäftigt sich nicht nur mit der Entwicklung diagnostischer Verfahren, sondern versucht in enger Zusammenarbeit mit großen Herzzentren, die genetischen Grundlagen des Marfan-Syndroms in Bezug auf Aortenaneurysmen zu charakterisieren und zu verstehen. „Langfristig sind wir daran interessiert, durch Genotyp-Phänotyp-Korrelation Aussagen über den individuellen Krankheitsverlauf machen zu können“, so Waldmüller. „Es gibt bereits erste Hinweise für den prognostischen Wert der Diagnostik.“

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