Labor & Diagnostik

Molekulare Diagnostik des Pankreaskarzinom

04.07.2012 -

Molekulare Diagnostik des Pankreaskarzinom. Während in den letzten Jahrzehnten wesentliche Fortschritte in der Behandlung verschiedenster Tumorerkrankungen erzielt wurden, stellt die Diagnostik und Therapie bösartiger Raumforderungen der Bauchspeicheldrüse („Pankreaskarzinome“) nach wie vor ein bedeutendes klinisches Problem dar.

Mit einer fünf-Jahres-Überlebensrate von weniger als 3 % und einer mittleren Überlebenszeit von ca. sechs Monaten nach Diagnosestellung besitzen Patienten, die mit dieser Diagnose konfrontiert werden, die schlechteste Prognose unter allen Patienten mit soliden Tumoren. Pankreaskarzinome stellen folglich trotz vergleichsweise moderater Häufigkeit mit geschätzten 10.000 Opfern pro Jahr in Deutschland eine der häufigsten krebsbezogenen Todesursachen dar. Für diese Situation sind verschiedene Faktoren ursächlich. Zum einen tendiert der Tumor dazu, sehr früh umgebende Strukturen zu infiltrieren sowie Fernmetastasen zu bilden. Somit ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Tumor zum Zeitpunkt der Diagnosestellung noch auf das Ursprungsorgan begrenzt ist, außerordentlich gering. Zum anderen sind Pankreaskarzinome äußerst resistent sowohl gegen Chemo- als auch Radiotherapie. Die einzige aktuell verfügbare kurative Therapieoption ist daher die chirurgische Resektion des Tumors, wobei nur ca. 10 % der Patienten zum Zeitpunkt der Diagnosestellung für eine Operation in Frage kommen.

Neben den aggressiven Wachstumseigenschaften des Tumors liegt dies insbesondere auch daran, dass Pankreaskarzinome in der Regel erst in bereits fortgeschrittenem Stadium Symptome verursachen. Darüber hinaus sind diese Tumore aufgrund der anatomischen Lage der Bauchspeicheldrüse im Bauchraum nur schlecht durch konventionelle bildgebende Verfahren darstellbar. Ein wesentliches Ziel der translationalen Pankreaskarzinomforschung ist daher die Entwicklung neuartiger diagnostischer Verfahren, die eine Identifizierung von bösartigen Tumoren oder deren Vorstufen im Pankreas zu einem Zeitpunkt ermöglichen, zu dem eine restlose Entfernung noch möglich ist. Im Fokus stehen dabei insbesondere Versuche, charakteristische molekulare Veränderungen in der DNA-, mRNAoder Proteinausstattung der Tumorzellen zu identifizieren. Die Kenntnis dieser genetischen Veränderungen soll zur Entwicklung sensitiver molekulare Tests für Biopsie-Material oder neuartiger, sog. „molekularer Bildgebungsverfahren“ („molecular imaging“) auf der Basis hochspezifischer „Sensor-Moleküle“ führen.

Initiative für innovative Strategien zur Diagnose

Um diese Anstrengungen auf europäischer Ebene zu koordinieren, finanziert die Europäische Union im Rahmen ihres 6. Rahmenprogramms nun eine Initiative von 18 Forschergruppen aus sechs EU-Mitgliedsstaaten, die unter der Führung von Prof. Thomas Gress von der Philipps-Universität Marburg (Klinik für Gastroenterologie, Endokrinologie und Stoffwechsel) innovative Strategien zur sicheren und frühzeitigen Diagnose des Pankreaskarzinoms entwickelt (für Details zum Projekt unter www.moldiagpaca.eu). Der Forschungsverbund bündelt Ressourcen und Expertisen von führenden Experten aus Klinik, Grundlagenforschung, Technologieentwicklung und Pharmaindustrie in sieben untereinander thematisch eng verknüpften Schwerpunktprojekten. Sowohl die Einzelprojekte als auch der Gesamtverbund bauen dabei auf umfangreichen Vorarbeiten der einzelnen Arbeitsgruppen auf.

So wurde in der vor kurzem von der Universität Ulm nach Marburg gewechselten Arbeitsgruppe um Gress bereits ein auf der DNA Microarray- Technologie basierender „Diagnostik- Chip“ entwickelt, der es erlaubt, anhand des in Biopsiematerial ermittelten Aktivitäts- oder „Expressions“- Musters von 169 ausgewählten Genen mit hoher diagnostischer Sicherheit zwischen gutartigen und bösartigen Tumoren der Bauchspeicheldrüse zu unterscheiden. In der Arbeitsgruppe um Prof. J. Neoptolemos an der Universität Liverpool wurden spezifische Veränderungen im Methylierungsmuster der DNA von Pankreaskarzinomzellen identifiziert, die sich zum Teil auch im Sekret der Bauchspeicheldrüse nachweisen und für diagnostische Zwecke auswerten lassen. Die Arbeitsgruppe von N. Lemoine von der Universität London schließlich gehört zu den Pionieren der Proteomanalyse (umfassenden Analyse des gesamten Protein-Bestands) beim Pankreaskarzinom. Zusammen mit den übrigen Experten ist es das ehrgeizige Ziel dieser Arbeitsgruppen, die in den letzten Jahren mit modernen Hochdurchsatz- Verfahren gewonnenen Erkenntnisse über molekulare Veränderungen im Bauchspeicheldrüsenkrebs und insbesondere seinen Vorstufen in neue, klinisch anwendbare Diagnoseverfahren umzusetzen.

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