Medizin & Technik

Einfluss von KI auf Brustultraschall

06.03.2020 -

Der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) soll einerseits die medizinische Versorgung verbessern und andererseits die Kosten der Gesundheitsversorgung senken.

Aus diesem Grund ist der Einsatz von KI zur standardisierten und quantitativen Auswertung von Bilddaten derzeit ein zentrales Thema. Dr. Volker F. Duda, Universitäts-Frauenklinik Marburg, erläutert den Einsatz in der Mammasonografie.

Dr. Jutta Jessen, Weinheim

M&K: Bitte stellen Sie sich und die Senologieabteilung des Universitätsklinikums Marburg vor.

Dr. Volker F. Duda: Der interdisziplinär radiologisch-gynäkologische Arbeitsbereich „Senologische Diagnostik“ des Universitäts-Klinikums Marburg bietet neben der klinischen Untersuchung der Brust die konventionelle Mammografie, aber auch die Tomosynthese an, die landläufig als 3-D-Mammografie bekannt wurde. Dabei können Vakuumbiopsien und präoperative Drahtmarkierungen sowohl im Liegen als auch im Sitzen mammografisch stereotaktisch bzw. per Tomosynthese gesteuert durchgeführt werden.

Da ein Teil der Patientinnen bereits extern angefertigte Mammografie-Aufnahmen mitbringt, findet der größte Anteil der Untersuchungen mittels Ultraschall statt. Hier kommen neben der konventionellen B-Bild-Sonografie die Farbkodierte-Dopplersonografie (FKDS), die Elastografie und die 3-D-Sonografie zum Einsatz. Bei entsprechenden Befunden können sämtliche Interventionen auch ultraschallgesteuert vorgenommen werden.

Die Mamma-MRT-Untersuchungen werden in direkter Kooperation mit der radiologischen Hauptabteilung durchgeführt, wobei auch MRT-assistierte Interventionen, also Vakuumbiopsien und präoperative Drahtmarkierungen, möglich sind. Vom Stammpersonal werden in der „Senologischen Diagnostik“ parallel Weiterbildungsassistenten aus der Radiologie und aus der Gynäkologie ausgebildet.

Seit Januar 2020 hat sich die Patientenanzahl verdoppelt, können Sie uns bitte darüber erzählen und erklären, welche Auswirkungen dies auf Ihre Abteilung hatte?

Duda: Ende 2019 führten Umstrukturierungen in der ambulanten Versorgung von Kassenpatientinnen mit Indikationen für eine kurative Mammadiagnostik dazu, dass sich das Klinikum vor die Aufgabe gestellt sah, sehr kurzfristig ein deutliches Mehraufkommen von ratsuchenden Patientinnen zu versorgen. Nach erfreulich spontaner Aufstockung der personellen Ressourcen auf dem ärztlichen Sektor und von MTRA-Seite sowie der Bereitstellung zusätzlicher Räumlichkeiten und Beschaffung neuer Geräte kam es seit Beginn des neuen Jahres zu dem erwartet gesteigerten Zustrom von Patientinnen und dem damit verbundenen Mehr  an zu beurteilendem Bildmaterial.

Was sind in Ihrer Sicht die wichtigsten Bestandteile einer effizienten Ultraschalluntersuchung?

Duda: Diese Umstrukturierungen führten unweigerlich zu der Frage, ob das umfangreiche anfallende Bildmaterial auch wirklich adäquat beurteilt werden könnte oder ob es Möglichkeiten zur Unterstützung der Befunder gäbe. Bei der MRT sah man sich schon seit jeher mit einer Vielzahl von Bildern konfrontiert. Nach Einführung der Tomosynthese kam dann auch auf dem mammografischen Sektor einiges dazu, wenngleich sich einige Kollegen ja auch mit den synthetisierten Bildern zufriedenstellen ließen. Die Ultraschallvereinbarung der KBV fordert zwar auch jetzt immer noch mindestens ein Bild pro Brust. Die moderne Mammasonografie kommt aber schon lange nicht mehr wirklich mit nur einem einzigen Bild aus.

Bei dem eingesetzten Ultraschallgerät ist u. a. die Funktion S-Detect für Brust-Ultraschall vorhanden. Können Sie bitte darüber etwas mehr erzählen?

Duda: Während auf mammografischer Seite schon lange CAD-Systeme (Computer Aided Diagnosis) im Gebrauch sind, schien auf dem Gebiet des handgeführten Ultraschalls eine Unterstützung durch KI-Systeme (virtuelle oder künstliche Intelligenz) lange Zeit unrealistisch. Mit der jetzt verfügbaren Funktion des S-Detect im RS85 Ultraschallsystem der Firma Samsung können aber unklare Befunde im Sonogramm automatisch analysiert werden. Das Programm zeigt ohne Vorgabe des Untersuchers verfügbare Umrisse und macht Vorschläge zur Beschreibung und zur Dignitätseinstufung (Abb. 1 und 2). Diese Zusatzfunktion ist sekundenschnell verfügbar und gibt dem Untersucher eine zusätzliche Sicherheit bei schwierigen Befunden, aber beispielsweise auch bei Therapiekontrollen.

Welche Vorteile sehen Sie darin? Trägt das möglicherweise dazu bei, dass sich die Anzahl der erneuerten Operationen mindert?

Duda: Auch wenn in der Mammografie erst wieder von Leitlinien-Seite her betont wurde, dass ein CAD-System keine menschliche Zweitbefundung ersetzt, sollte man sich unserer Meinung nach auf Dauer nicht mehr gegen eine Unterstützung durch KI-Systeme wehren, sondern deren Entwicklung weiter begleiten und fördern.

Zur Person:

Dr. Volker F. Duda studierte Humanmedizin an der Philipps-Universität Marburg und promovierte über ein Thema der Mammasonografie. Es folgte die Weiterbildung zum Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe, Zusatzbezeichnung: Röntgendiagnostik – Mamma. Seit 1989 ist er Oberarzt und Leiter des Arbeitsbereiches „Mammadiagnostik und Gynäkologischer Ultraschall“ an der Universitäts-Frauenklinik Marburg und seit Oktober 2002 Leiter des fachübergreifenden Arbeitsbereiches „Senologische Diagnostik“, gemeinsam getragen von den Kliniken für Strahlendiagnostik und Gynäkologie des Universitäts-Klinikums Marburg. Dr. Duda ist ermächtigter Arzt für stereotaktische Vakuumbiopsien im Rahmen des Deutschen-Brustkrebs- Screening-Programmes und seit 2020 auch Vorsitzender der Qualitätssicherungskommission der KV Hessen für Vakuumbiopsien der Brust.


 

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