Medizin & Technik

Erleichterte Ovarialkarzinomvorsorge

26.10.2017 -

Das ADNEX-Risikomodell der IOTA-Gruppe (International Ovarian Tumour Analysis) kann von Ärzten verwendet werden, um Eierstockkrebs bei Frauen mit mindestens einem persistierenden adnexalen Tumor zu diagnostizieren.

ADNEX schätzt die Wahrscheinlichkeit, dass ein adnexaler Tumor gutartig, grenzwertig, Stadium I, Stadium II–IV oder sekundärer metastasierender Krebs ist. Im Interview erläutern die IOTA-Mitglieder Prof. Dr. Dirk Timmerman vom Universitätsklinikum Leuven und Dr. David Hartge, Oberarzt und Lehrbeauftragter am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck, die Vorteile des Modells und die Rolle der IOTA-Gruppe in der modernen Gynäkologie.

M&K: Herr Prof. Dr. Timmerman, 1999 waren Sie eines der Gründungsmitglieder der IOTA Collaborative Group. Was sind die Ziele der Gruppe?

Prof. Dr. Dirk Timmerman: Ziel der IOTA-Gruppe ist die Entwicklung neuer Algorithmen und Liquid-Biopsien zur Diagnose von Eierstockkrebs und zur optimalen Versorgung von adnexalen Tumoren. Die präoperative Unterscheidung zwischen gutartigen und bösartigen adnexalen Massen ist in der klinischen Praxis bekanntlich von entscheidender Bedeutung. Daher konzentriert sich die Forschung auf die Entwicklung von Vorhersagemodellen zur Abschätzung des Risikos von Malignität. IOTA hat einfache Regeln und mathematische Modelle auf Basis der logistischen Regression (LR 1-2) entwickelt, die in der klinischen Praxis sehr einfach anzuwenden sind. Diese Modelle wurden prospektiv und extern validiert. Sie haben sich als sehr gut erwiesen und kommen der Beurteilung eines Sonografieexperten extrem nahe. Darüber hinaus funktionieren sie sehr gut für Nutzer mit unterschiedlicher Ultraschallerfahrung. Vor Kurzem haben wir es in Form des ADNEX-Modells geschafft, das erste prädiktive Multiklassen-Modell einzuführen. Dieses ist in der Lage, zwischen vier Untergruppen von malignen Tumoren zu unterscheiden.

Wer sind die Mitglieder von IOTA?

Prof. Dr. Dirk Timmerman: Die IOTA umfasst mittlerweile eine Vielzahl von Studien, die Aspekte der gynäkologischen Ultraschalluntersuchung in einem Netzwerk von Zentren auf der ganzen Welt untersuchen und von der KU Leuven koordiniert werden. Heute gibt es über 50 klinische Forschungseinheiten, die an IOTA-Studien teilnehmen – fast jeder Kontinent ist vertreten. Die Gruppe ist multidisziplinär und umfasst Gynäkologen, Radiologen, Onkologen – aber auch Physiker und Biologen. Die Gruppe glaubt, dass durch eine gute Kommunikation zwischen all diesen Disziplinen neue Ideen entstehen, die zu Verbesserungen für unsere Patienten führen. Die Kultur der IOTA-Gruppe soll transparent und offen für neue Zusammenarbeit sein. Interessierte Forschungseinheiten sollten nicht zögern, uns zu kontaktieren, da wir immer für neue Ideen aufgeschlossen sind!

Herr Dr. Hartge, lassen Sie uns über die hiesige Situation sprechen. In Deutschland gibt es noch nicht so viele IOTA-Mitglieder. Glauben Sie, dass hier Handlungsbedarf besteht?

Dr. David Hartge: In der Tat scheint im Vergleich mit dem europäischen und auch außereuropäischen Ausland die Anwendung der IOTA-Kriterien zur sonografischen Dignitätsabschätzung von ADNEX-Befunden in Deutschland noch eher selten zu erfolgen. Das ist im Hinblick darauf, dass die über die IOTA-Gruppe entwickelten Modelle bereits ihre gute Anwendbarkeit bewiesen haben und bewährt sind, nicht nachvollziehbar.

Es wäre daher sinnvoll und wünschenswert, wenn auch in Deutschland die entsprechenden Risikobewertungsmodelle flächendeckend im Rahmen einer umfassenden Diagnostik als zusätzliches Tool verfügbar wären.

Welche Rolle sehen Sie in Zukunft für die IOTA-Gruppe?

Dr. David Hartge: Aktuell ist IOTA ADNEX eines der leistungsstärksten Analysemodelle bei der Einschätzung von ADNEX-Befunden. Die Arbeit der IOTA-Gruppe ist aber noch lange nicht abgeschlossen. Es gilt, die bestehenden Risikomodelle stetig weiter zu verbessern und auch eine sinnvolle Anwendungskaskade der einzelnen Modelle zu etablieren. Ganz ohne Zweifel werden auch in Deutschland unsere Patientinnen immer häufiger nach der Bewertung gemäß der IOTA-Kriterien fragen und sie für sich einfordern.

Samsung hat das IOTA-ADNEX-Modul in ein Ultraschallsystem integriert. Glauben Sie, dass dies zu einem Unterschied in der Diagnostik führen wird?

Dr. David Hartge: Um neue Techniken anwenden zu wollen, müssen sie zunächst einmal bekannt sein, verfügbar sein und einen Mehrwert bringen. Je nach Expertise des Untersuchers können verschiedene Modelle zur Anwendung kommen. Viele Fragestellungen wären schon im Niedergelassenenbereich lösbar. Eine mögliche Konsequenz der zusätzlichen Anwendung von IOTA-basierten Modellen könnte sein, dass sich die diagnostische Sicherheit flächendeckend verbessert und weniger Patientinnen unnötigerweise zur Abklärung von unklaren Befunden an Zentren weiterverwiesen werden müssen.

Stattdessen könnte sich der Anteil der tatsächlich behandlungsbedürftigen Patientinnen, die an Zentren überwiesen werden, erhöhen. Es könnten somit unnötige Untersuchungen für unsere Patientinnen vermieden und gleichzeitig die Arbeit an Zentren effektiver gestaltet werden. Unsere Patientinnen könnten schließlich durch weniger Verunsicherung und raschere Behandlung profitieren.■

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