Medizin & Technik

Studie: Benchmarking in der stationären Rehabilitation

21.07.2011 -

Studie: Benchmarking in der stationären Rehabilitation. In Zeiten knapper werdender Ressourcen und zunehmenden Wettbewerbs wird die Forderung nach Transparenz von Qualitat und Wirtschaftlichkeit in der medizinischen Versorgung immer groser. Um eine durchgangige klinische und okonomische Ergebnisqualitat in einem Versorgungssegment uber verschiedene Anbieter hinweg abzubilden, sind prospektive Kohortenstudien geeignet. Hier wurde der Frage nach Indikatoren der Ergebnisqualitat einer stationaren Rehabilitation nach Huft-Endoprothetik nachgegangen. Eine Benchmark zwischen den Leistungserbringern diente als Vergleichsmasstab.

In einem Verbundprojekt aller stationaren Rehabilitationskliniken, der Gesetzlichen Krankenkassen und des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung (MDK) in Rheinland-Pfalz wurden seit Januar 2006 prospektiv klinische und okonomische Daten zur stationaren Rehabilitation nach unilateraler Huft- Endoprothetik erhoben. Auf Basis der vom MDK Rheinland-Pfalz entwickelten Software "EVA-Reha" wurden individuelle Patientendaten, klinische Parameter vor und nach Rehabilitation, mogliche Komorbiditaten sowie die erbrachten therapeutischen Leistungen dokumentiert. Im August 2007 wurde eine Auswertung zu Versorgungen des Zeitraums Januar 2006 bis Marz 2007 vorgenommen. Hier floss die stationare Rehabilitation von 3.534 Patienten aus 12 Rehabilitationseinrichtungen ein. Die Dauer der stationaren Rehabilitation betrug im Median 19-21 Tage.

Als Indikatoren der Ergebnisqualitat und damit als deren inter-zentrische Benchmarks dienten:

  • die intraindividuelle Änderung des die Funktion des Hüft-Gelenks beschreibenden Staffelstein- Index [%] bei Entlassung aus der Rehabilitation gegenüber Aufnahme. "Klinische Benchmark";
  • der kostennormierte Effekt, CNE, als Indikator der Relation der im Staffelstein-Index erreichten Änderung [%/1000 .] bezogen auf die seitens der Gesetzlichen Krankenversicherung investierten direkten Kosten fur die Rehabilitation. "Ökonomische Benchmark".

Die Auswertung erfolgte durch den Bereich Klinische Epidemiologie, ð‹ ð‹ Rehabilitations- und Sportmedizin, Leiter: Prof. Dr. F. Krummenauer, am Universitatsklinikum Carl Gustav Carus der Technischen Universitat Dresden (med. Dissertationsschrift von Frau T. Remppis). Die Daten wurden seitens der Geschaftsführung des MDK Rheinland-Pfalz bereitgestellt.

Ergebnisse

Das mediane Alter der rehabilitierten Patienten lag bei 71-75 Jahren, der Anteil weiblicher Patienten bei 58-78 %. Pro Klinik wurden zwischen 14 und 1.403 Patienten behandelt.

Es zeigte sich fur die stationare Rehabilitation nach Hüft-Endoprothetik in Rheinland-Pfalz in beiden Benchmarks eine statistisch signifikante Heterogenitat zwischen den 12 beteiligten Einrichtungen, jeweils Kruskal/Wallis p < 0.001. Hierbei rangierten die medianen Staffelstein- Indizes bei Aufnahme zwischen 43-61 % gegenuber im Median 67-82 % bei Entlassung. Die klinische Benchmark zeigte mediane klinikbezogene Anderungen zwischen 17-33 %.

Die medianen Anstiege unterschieden sich zwischen den 12 Leistungserbringern statistisch signifikant. Aus den medianen Rehabilitationskosten ergab sich im Gesamtkollektiv ein medianer kostennormierter Effekt von 12 %/1000 €, klinikbezogen variierte der kostennormierte Effekt im Median bei 8-16 % pro 1000 € investierter Kosten seitens der Kostentrager.

Bezüglich der vorliegenden Evaluation sind die Heterogenitat der Untersucher zur selbst vorgenommenen Erhebung des Staffelstein-Index sowie die des Patientengutes hinsichtlich moglicher Komorbiditaten zu diskutieren. Eine multivariate Re-Analyse unter Korrektur fur das Komorbiditats-Profil der Patienten sowie deren soziodemografischer Angaben in der Datenbank hat jedoch die obige inter-zentrische Variation reproduziert. Kritisch betont werden mussen jedoch die stark unterschiedlichen Fallzahlen pro Einrichtung, die dieser Evaluation zugrunde liegen, sowie die unterschiedlichen Therapiekonzepte innerhalb der Kliniken. Auch eine mogliche Selektion des Patientenguts muss diskutiert werden: Da andere Kostentrager, insbesondere die Rentenversicherungen, an dem Verbundprojekt nicht beteiligt sind, konnten entsprechende Patientendaten bei der Auswertung nicht berucksichtigt werden.

Schlussbetrachtung

Die vorliegenden Ergebnisse stellen die erste klinisch-okonomische Auswertung des Benchmark-Verbundprojektes "EVA-Reha" in Rheinland- Pfalz dar. Sie unterstreichen die Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit konstruktiven Benchmarkings zwischen Leistungserbringern.

Bislang erhalten die Kliniken die Auswertungen klinischer Daten als Benchmark mit dem Potential der Outcome-Optimierung. Aber auch die klinisch-okonomischen Auswertungen demonstrieren ein Optimierungspotential im Sinne der Wettbewerb-Orientierung und Positionierung. Visionar konnten auch Zuweiser oder Patienten von einer solchen Transparenz der Benchmark-Ergebnisse profitieren.

Innerhalb einer Weiterentwicklung von EVA-Reha sollen zukunftig auch Daten zur Lebensqualitat erhoben werden, um auch eine Benchmark der patientenbezogenen Ergebnisqualitat stationarer Rehabilitationen bereitstellen zu konnen.

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