Hygiene

Eine neue Ära der Pneumologie

Von funktioneller Verbesserung zur Regeneration von Lungengewebe

25.11.2010 -

Bis heute stehen Begriffe wie Lungenfunktionsdiagnostik und Bronchodilatation für das traditionelle Verständnis des Fachgebietes Pneumologie, das bislang schwerpunktmäßig der funktionellen Diagnostik und Therapie verschrieben war. Heute sind die Ziele differenzierter und weiter gesteckt. Vom Verständnis struktureller Umbauprozesse erhofft man sich die Entwicklung kurativer Ansätze im Sinne eines reverse remodelling. Dies waren nur einige Schwerpunktthemen eines von Bayer HealthCare unterstützen Symposiums „Remodellierung und Regeneration - Die neue Ära der Pneumologie?" der Gesellschaft für Fortschritte in der Inneren Medizin in Köln.

Der Tagungspräsident Prof. Dr. Werner Seeger, Gießen, umriss die überaus ambitionierten Ziele der modernen Pneumologie mit dem Ziel einer Regeneration von geschädigtem oder zerstörtem Lungengewebe. Insbesondere auf dem Feld der pulmonal-arteriellen Hypertonie (PAH) sind derartige Ansätze schon heute keine Utopie mehr. Bei kaum einem anderen Krankheitsbild kommen die rasanten Fortschritte auf dem weiten Feld der Inneren Medizin deutlicher zum Ausdruck als bei der PAH. Noch bis Mitte der 90er Jahre gab es gegen diese Erkrankung, von der weltweit etwa 100 Millionen Menschen betroffen sind, überhaupt keine Therapie. Inzwischen gibt es in Deutschland neun zugelassene Medikamente aus den drei Substanzklassen: Prostanoide, Endothelinrezeptorantagonisten und PDE5-Hemmer. Weitere Medikamente sind in der Entwicklung - und zwar nicht allein solche, welche ihre Wirksamkeit primär über eine Vasodilatation entfalten.

Dass es grundsätzlich möglich ist, die im Zuge einer PAH entstehenden strukturellen Gefäßveränderungen zumindest partiell umzukehren, hat Prof. Dr. Norbert Weißmann, Gießen, anhand tierexperimenteller Untersuchungen deutlich gemacht. Eine Hypoxie-induzierte Vasokonstriktion führt im Mausmodell nicht nur zu einem Anstieg des Pulmonaldrucks, sondern auch zu einer Verdickung der Gefäßwand. Unter fortgesetzter Hypoxie lassen sich sowohl der rechtsventrikuläre Druck als auch der Muskularisierungs¬grad der Pulmonalgefäße deutlich senken, wenn die Versuchstiere mit Riociguat, einem Stimulator der löslichen Guanylatzyklase behandelt werden. Ähnliche Effekte werden auch unter Gabe des Tyrosinkinase-Hemmers Imatinib beobachtet - nach den Worten Weißmanns ein klarer Beleg für ein „reverse remodelling".

Von der Vasodilatation zur Antiproliferation
Auch erste Ergebnisse klinischer Studien beim Menschen geben im Falle von Tyrosinkinase-Hemmern wie Imatinib oder Guanylatzyklase-Stimulatoren wie Riociugat berechtigten Anlass für therapeutische Erwartungen, machte Prof. Dr. Ardeschir Ghofrani, Gießen, deutlich. So konnten mit Riociguat auch bei Patienten mit einem chronisch thromboembolischen Pulmonalhochdruck (CTEPH) lang anhaltende positive Effekte etwa auf die Gehstrecke oder Funktionsklasse erreicht werden. Insofern kann von einer Art Paradigmenwechsel bei der PAH-Therapie gesprochen werden: „Von der Vasodilatation zur Antiproliferation".

Verleihung der Ludwig-Heilmeyer-Medaillen
Die Gesellschaft für Fortschritte in der Inneren Medizin (Ludwig-Heilmeyer-Gesellschaft) hat das Ziel aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse der Inneren Medizin zu erörtern, die Forschung weiter zu fördern und die Ergebnisse einer breiteren Fachöffentlichkeit zugänglich zu machen.

Die „Ludwig-Heilmeyer-Medaille in Silber", ein mit 5000 Euro dotierter Wissenschaftspreis der Gesellschaft wird alle zwei Jahre für grundlegende wissenschaftliche Arbeiten über aktuelle Themen der Inneren Medizin verliehen. In Anerkennung seiner Arbeit „The role of 3-Adrenoreceptors for intrahepatic resistance and portal hypertension in liver cirrhosis" ging der Preis in diesem Jahr an den Bonner Nachwuchsforscher Dr. med. Jonel Trebicka.

Mit der "Ludwig-Heilmeyer-Medaille in Gold" - einer Auszeichnung für führende Wissenschaftler aus dem deutschsprachigen Bereich der Inneren Medizin - wurde in diesem Jahr Prof. Dr. med. Dr. h.c. mult. Hubert Blum, Freiburg, in Anerkennung seiner wissenschaftlichen Leistungen sowie für seine großen Verdienste als Arzt, Kliniker und Hochschullehrer geehrt.

Die Ehrenmitgliedschaft der Gesellschaft erhielt der Medizin-Nobelpreisträger des Jahres 2008 Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Harald zur Hausen. Er ist seit vielen Jahren Mitglied der Gesellschaft. Seine wissenschaftlichen Verdienste und sein jahrzehntelanges Engagement in der Wissenschaft und der Wissenschaftsförderung sowie die zahlreichen Preise und Auszeichnungen sind Ausdruck eines außerordentlich erfolgreichen Forscherlebens. Für die Gesellschaft ist es eine große Ehre, dass Herr Professor zur Hausen die Ehrenmitgliedschaft angenommen hat.

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