Aus den Kliniken

Emotionales Geburtserlebnis trotz Kaiserschnitt

19.06.2023 - Im DGD Krankenhaus Sachsenhausen kommt bei der „Sectio“ eine transparente Abdeckung zum Einsatz, damit Frauen trotz des Eingriffs ganz nah bei der Geburt dabei sein können.

Frauen in Deutschland sind bei ihrer ersten Geburt im Schnitt mittlerweile bereits 30,1 Jahre alt – Tendenz steigend. Denn im Jahr 2013 lag das Durchschnittsalter noch bei 28,8 Jahren und im Jahr 1970 bei 24. Das geht aus Daten des statistischen Bundesamts in Wiesbaden hervor.

Professor Dr. Amadeus Hornemann, Chefarzt der Geburtshilfe und Gynäkologie im DGD Krankenhaus Sachsenhausen, sieht darin ein Problem, wenn es um das Thema „natürliche Geburt“ geht. „Da muss man der Realität einfach ins Auge schauen: Wer heute mit Anfang 30 sein erstes Kind zur Welt bringt, hat nicht mehr das Bindegewebe, wie mit Anfang 20. Und ab 35 Jahren spricht man bereits von einer Risikogeburt“, verdeutlicht der Gynäkologe. „Natürlich kann man auch dann sein Kind noch auf natürliche Weise zur Welt bringen“, sagt er, „aber es können bei der werdenden Mutter stärkere Verletzungen entstehen“. Die Natur habe es so vorgesehen, dass Geburten „mit 20 Jahren perfekt sind. Wenn eine Frau dann ihr erstes Kind bekommt, dann kann sie auch mit 40 ihr fünftes noch vaginal zur Welt bringen“.

Doch Erstgebärende im höheren Alter müssten sich der Risiken einer natürlichen Geburt bewusst sein. Mit dem schwächeren Bindegewebe steige beispielsweise die Gefahr einer Inkontinenz sowohl für Urin als auch für Stuhl. Aus diesem Grund wolle Hornemann „zumindest ein Bewusstsein schaffen dafür, dass es eine Alternative gibt“. Er verdeutlicht: „Bei uns bekommt jede Frau für ihre Geburt den roten Teppich ausgerollt – ob bei der natürlichen Geburt oder beim Kaiserschnitt.“

Frauen werden bei Kaiserschnitt zu Unrecht stigmatisiert

Der Chefarzt verdeutlicht: „Es spricht bei vielen Frauen viel für eine natürliche Geburt. Aber unter gewissen Umständen ist der Kaiserschnitt eben die sicherere Variante. Und davor müssen die Frauen keine Angst haben: Die Risiken durch diesen Eingriff sind nicht höher, als die einer natürlichen Geburt.“ Nicht verstehen kann er, warum Frauen, die sich für eine „Sectio“, wie der Eingriff medizinisch heißt, entscheiden, immer noch stigmatisiert werden. „Ihnen wird ein schlechtes Gefühl gemacht, sodass sie denken, sie hätten versagt“, weiß Hornemann.

Für den Professor ist der geplante Kaiserschnitt gar „die sicherste Möglichkeit, sein Kind auf die Welt zu bringen“. Denn auch wenn es sich dabei um eine Operation handele, seien die Risiken „nicht nur überschaubar, sondern auch gut zu beherrschen“. Lange wissenschaftlich widerlegt seien die Gerüchte, die sich weiter hartnäckig hielten: Dass Kinder, die mittels Kaiserschnitt das Licht der Welt erblickten, „häufiger unter Asthma oder Autoimmun-Erkrankungen leiden. Das stimmt einfach nicht“.

Julia Wege brachte mit Tochter Louise Marie ihr erstes Kind im DGD Krankenhaus Sachsenhausen zur Welt – aus medizinischen Gründen mittels Kaiserschnitt. „Ich war zuvor schon einmal Patientin in der Klinik und fühlte mich sehr gut aufgehoben, habe die familiäre Atmosphäre sehr geschätzt“, sagt die 38-Jährige. Für sie stand fest: Auch eine Entbindung sollte im DGD Krankenhaus Sachsenhausen stattfinden, denn: „Der Chefarzt Professor Amadeus Hornemann hat einen hervorragenden Ruf. Auch von der Geburtshilfe habe ich nur Gutes gehört.“

Mutter und Kind wie bei natürlicher Geburt vereint

Als Julia Wege dann klar wurde, dass ein Kaiserschnitt ratsam sei, war ihr zunächst nicht so wohl bei dem Gedanken. Denn: „Von Frauen im Bekanntenkreis hatte ich gehört, dass sie nach dem Kaiserschnitt in einen Aufwachraum gebracht wurden und dort zwei, drei Stunden mit fremden Menschen zusammen lagen – ohne Kontakt zum Kind.“ Eine Vorstellung, die der Hochschul-Professorin nicht behagte.

Doch Amadeus Hornemann konnte ihre Sorgen zerstreuen. Für den erfahrenen Mediziner steht fest, dass er Frauen, die mittels Kaiserschnitt ihr Kind zur Welt bringen, das positive Erlebnis der Geburt dennoch ermöglichen möchte. „Mütter, die nach dem Eingriff in einen Aufwachraum geschoben werden und das Kind bleibt dann im Kreißsaal – das gibt es bei uns nicht“, versichert er. Denn dadurch könne das „Bonding“, wie es bei der natürlichen Geburt stattfindet – also, dass die Mutter den Säugling direkt auf die Brust gelegt bekommt und so eine unmittelbare Bindung aufgebaut wird – nicht stattfinden. „Dieser Prozess ist aber immens wichtig“, weiß Professor Hornemann.

Daher hat er eine spezielle Abdeckung des Operationsbereichs herstellen lassen: Sind die Tücher, die bei Operationen verwendet werden, in anderen Häusern in der Regel grün und nicht transparent, so kommen im DGD Krankenhaus Sachsenhausen – je nach Wunsch der Mutter – OP-Abdeckungen mit einem Sichtfenster aus durchsichtiger Folie zum Einsatz. „Das heißt, die Mütter können direkt ihr Kind sehen, wie es aus dem Bauch heraus geboren wird. Das ist ein sehr bewegender und emotionaler Moment, der schon direkt zur Bindung beiträgt“, erläutert der Gynäkologe. Bonding ab dem ersten Atemzug und dem ersten Schrei – wie auch bei der natürlichen Geburt.

„Außerdem darf der Mann die Nabelschnur durchschneiden – wie bei jeder anderen Geburt auch.“ Dies sei ebenfalls eine Besonderheit im DGD Krankenhaus Sachsenhausen. Anfangs setzte man im Krankenhaus auf eine komplette, große Folie, „doch nun haben wir die Abdeckung gemeinsam mit unserem Hersteller verfeinert“. Diese besonderen Abdeckungen lasse sich das Krankenhaus einiges kosten. „Aber wir wollen, dass auch die Frauen, die mittels Kaiserschnitt gebären, ein positives Gefühl bei der Geburt haben. Und dazu trägt die Folie bei.“

Intensives Geburtserlebnis

Wie intensiv und nah dieses Geburtserlebnis mittels der Folie ist, davon ist Julia Wege auch einige Tage nach der Geburt weiterhin überrascht. „Es war absolut überwältigend, die Geburt unserer Tochter trotz der Sectio so hautnah mitzuerleben“, sagt sie. Ihr Partner habe die Nabelschnur durchtrennt, danach wurde Louise Marie der Mutter angelegt. „Das war ein so emotionaler Moment, auf den ich keinesfalls hätte verzichten wollen“, sagt die frisch gebackene Mutter.

Als die Ärzte die Operationswunde genäht haben, hat Julia Wege darum gebeten, die transparente Abdeckung zu entfernen, „das wollte ich doch nicht sehen“, gibt sie lachend zu. Ihr Partner sei währenddessen mit Louise Marie in ein spezielles Nebenzimmer gegangen, wo das Töchterchen auf seiner blanken Brust liegen konnte. „So hat auch er das Bonding ganz intensiv erlebt, das war auch für ihn sehr emotional“, erzählt Julia Wege. Auch, dass er während des Eingriffs „nie das Gefühl hatte, dass er stört, sondern direkt dabei sein durfte, hat ihn sehr bewegt. Das hatten wir von Müttern, die ihre Kinder in anderen Kliniken per Kaiserschnitt zur Welt gebracht haben, anders gehört“. Für die 38-Jährige steht fest: „Aufgrund der transparenten Abdeckung und des liebevollen Umgangs mit uns war die Geburt trotz Kaiserschnitts ein wundervolles Erlebnis – das sollte jede Mutter erfahren, die nicht natürlich entbindet.“

Kontakt

DGD-Stiftung (Deutscher Gemeinschafts-Diakonie-Verband)

Stresemannstr. 22
35037 Marburg

+49 6421 188111
+49 6421 188201

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