Reformbedarf bei der Deutschen Akkreditierungsstelle
25.06.2025 - Der Deutsche Industrieverband SPECTARIS unterstützt ein breites Bündnis aus Wirtschafts-, Handels-, Agrar- sowie Prüf- und Laborverbänden, das grundlegende Reformen bei der staatlich organisierten Akkreditierung in Deutschland fordert.
In einem nun veröffentlichten Positionspapier zeigen die Verbände strukturelle Defizite bei der Deutschen Akkreditierungsstelle GmbH (DAkkS) auf – verbunden mit dem dringenden Appell an Politik und zuständige Stellen, notwendige Veränderungen entschlossen anzugehen.
Die Leistungen qualifizierter Prüf-, Labor- und Zertifizierungsinstitutionen sind unverzichtbar für Qualität, Sicherheit und Innovationsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Ohne sie gäbe es kein „Made in Germany“ – und keine funktionierende Qualitätsinfrastruktur für Verbraucher, Unternehmen und Behörden. Die Akkreditierung durch die DAkkS ist dabei das zentrale Instrument: Sie sichert die Kompetenz und Zuverlässigkeit der Konformitätsbewertungsstellen und schafft damit Vertrauen in Produkte und Märkte – national wie international.
Doch 15 Jahre nach der Gründung der DAkkS sieht sich die Branche mit wachsenden Herausforderungen konfrontiert: Lange Bearbeitungszeiten, überbordende Bürokratiekosten und ein formalistisches Prüfverständnis bremsen nicht nur die Konformitätsbewertungsstellen selbst, sondern gefährden zunehmend auch ihre Kunden aus Industrie, Handel, Forschung und öffentlicher Hand.
„Die Konformitätsbewertungsbranche ist systemrelevant – aber sie wird derzeit gründlich ausgebremst“, heißt es aus dem Kreis der Mitzeichner. „Die DAkkS ist in ihrer jetzigen Ausrichtung und Praxis kein Treiber, sondern eher ein Hemmschuh für ‚Quality made and proofed in Germany‘.“
Jörg Mayer, Geschäftsführer von SPECTARIS, betont: „Insbesondere für mittelständisch geprägte Branchen wie die Optik, Photonik, Analysen- und Medizintechnik sind verlässliche und effiziente Akkreditierungsverfahren essenziell. Die derzeitigen Hürden verzögern nicht nur Innovationen, sondern schwächen auch den Wirtschaftsstandort Deutschland. Es ist höchste Zeit für eine praxisnahe Reform der DAkkS.“
Dabei richtet sich die Kritik nicht allein an die DAkkS selbst – sondern auch an das politische und institutionelle Umfeld: „Die Anforderungen und Erwartungen an die DAkkS steigen, aber gesetzliche Grundlagen und Ressourcen müssen Schritt halten. Jetzt liegt es an der Politik, den Veränderungs- und Gestaltungswillen aufzubringen, um dieses System zukunftsfest zu machen – und aus der DAkkS einen wirtschaftsorientierten öffentlichen Dienstleister.“
Konkret fordert das Verbändebündnis:
- Mehr Dienstleistungsorientierung: Ein „Memorandum of Understanding“ mit den Stakeholdern soll den Wandel hin zu einer serviceorientierten Akkreditierungsagentur einleiten.
- Bürokratieabbau und Tempo: Die Akkreditierungspraxis muss systematisch überprüft und vereinfacht werden – für schnellere, transparentere Verfahren.
- Keine Sonderwege: Nationale Alleingänge und eigenwillige Regelauslegungen der DAkkS müssen beendet, europäische Vorgaben einheitlich umgesetzt werden.
- Klare gesetzliche Grundlagen: Das Akkreditierungsstellengesetz ist zu reformieren – inklusive Stärkung des Akkreditierungsbeirats (AKB) als Beteiligungs- und Kontrollinstanz.
- Faire Finanzierung: Die personelle und digitale Ausstattung der DAkkS muss modernisiert werden – ohne kleine und mittlere Unternehmen über steigende Gebühren überproportional zu belasten.
Die mitzeichnenden Verbände – darunter SPECTARIS – betonen abschließend: Die Herausforderungen sind seit Jahren bekannt, doch es fehlt bislang an entschlossenem Handeln. „Es geht nicht um Schuldzuweisungen, sondern um eine zukunftsfähige Ausrichtung der Akkreditierung in Deutschland“, so der gemeinsame Tenor. „Der Reformbedarf liegt auf dem Tisch – jetzt braucht es mutigen, auch politischen Gestaltungswillen.“
Kontakt
SPECTARIS - Deutscher Industrieverband für Optik, Photonik, Analysen- und Medizintechnik e.V.
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