Hygiene

Struktur und Ordnung auf Station aus hygienischer Sicht

28.10.2025 - Wiederkehrende Hygienemängel systematisch erfassen und beheben

Im Rahmen der Ausbildung zur Hygienefachkraft werden verschiedene Bereiche für jährliche Hygiene-Begehungen übertragen. Bereits bei der Sichtung älterer Protokolle, ergänzt durch eigene Erhebungen, zeigte sich ein klares Muster: Über Jahre hinweg traten wiederholt die gleichen Hygienemängel auf. Besonders ins Auge fiel die fehlerhafte Lagerung von Materialien/Medizinproduckten – etwa durch Überbevorratung oder das Aufbewahren nicht benötigter Gegenstände in medizinischen Arbeitsräumen.

Prozessschwächen bei Medizinprodukten und Materialvorbereitung

Neben der Lagerhaltung traten auch Defizite beim Umgang mit Medizinprodukten zutage. Häufig wurden Prozessabläufe, wie das Bestücken von Schränken und Arbeitswagen oder die Vorbereitung von Medikamenten, nicht standardisiert umgesetzt. Die Fluktuation des Personals führt zudem zu einer hohen Anzahl von Mitarbeitenden, die mit den etablierten Abläufen der Station nicht vertraut sind. Das Ergebnis: Suchzeiten für Materialien nehmen zu, wertvolle Arbeitszeit geht verloren – Zeit, die letztlich für hygienisch korrektes Arbeiten fehlt.

Ziel: Einheitliche Strukturen für Lagerung und Abläufe schaffen

Das Projekt zielte darauf ab, eine einheitlich strukturierte Lagerhaltung von Medizinprodukten sowie optimierte Prozessabläufe zu etablieren. Das erwartete Ergebnis: hygienisch einwandfreies Arbeiten erleichtern, Mitarbeiterzufriedenheit steigern und dadurch die Compliance im Hygieneverhalten erhöhen. Langfristig sollte dies zur Reduktion nosokomialer Infektionen beitragen – ein zentrales Qualitätsziel des AKH Celle.

Interdisziplinäre Projektgruppe ins Leben rufen

Nach der Zusammenstellung aller relevanten Informationen wurden die Erkenntnisse der Krankenhausleitung präsentiert. Mit der Unterstützung der Pflegedirektion und der Krankenhausleitung wurde die Arbeitsgruppe „Struktur und Ordnung aus hygienischer Sicht“ gegründet. Dieses interdisziplinäre Team umfasste Pflege, Hygienefachkräfte, Einkauf, Logistik und Stationsleitungen – ein Beispiel für die teamorientierte Problemlösungskultur am AKH Celle.

Bestehende Strukturen und Prozesse im Detail analysieren

Zu Beginn wurde eine umfassende IST-Analyse durchgeführt: Prozessabläufe auf den Stationen, räumliche Gegebenheiten und Hygienestandards wurden gemeinsam mit Pflege- und Hygieneteams bewertet.

Bestellwesen und Lagerkapazitäten wurden in Zusammenarbeit mit Einkauf und Logistik untersucht, inklusive einer kritischen Betrachtung der Gebindegrößen. Surveillance-Daten und Hand-KISS-Ergebnisse dienten als Grundlage für die Bewertung der Händehygiene-Compliance.

Einheitliche Stationsorganisation etablieren

Die Analyse zeigte, dass alle vier internistischen Stationen (IMED, KARDIO, GASTRO, PULMO) aufgrund nahezu identischer Arbeitsabläufe einheitlich organisiert werden konnten. Die Bestückung der Schränke wurde verbindlich festgelegt. Um den Auffüllvorgang zu vereinfachen, entstand eine Fotodokumentation der Schrankinhalte.

Lagerbestände optimieren und Fehlbestellungen reduzieren

Durch die Reduktion der Reserve-Materialien und die Einführung verkürzter Bestellintervalle konnte die Lagerhaltung gestrafft werden. Die Überarbeitung der Gebindegrößen und klarere Abläufe führten zu einer spürbaren Entlastung des Einkaufs und der Logistik: 80 % weniger Fehlbestellungen waren das Ergebnis.

Hygienisches Arbeiten durch Prozessoptimierung fördern

Strukturierte Arbeitsabläufe schufen Freiräume für eine gezielte Umsetzung hygienerelevanter Maßnahmen, wie aseptisches Arbeiten. Überarbeitete Arbeitsanweisungen wurden eingeführt und in begleitenden Schulungen gefestigt. Mitarbeitende gewannen dadurch Sicherheit und Routine in den Arbeitsprozessen, was sich unmittelbar auf die Qualität der Hygiene auswirkte.

Mitarbeitende sensibilisieren und Kommunikationswege verbessern

Gezielte Recherchen und direkte Beobachtungen auf den Stationen ermöglichten es, die Compliance im Hygieneverhalten zu steigern. Gleichzeitig verbesserte sich die interprofessionelle Kommunikation zwischen Pflege, Hygiene und anderen beteiligten Berufsgruppen. Ein geschärfter Blick für Prozessabläufe und ein gemeinsames Verständnis für Prioritäten in der täglichen Arbeit entstanden.

Positive Tendenzen bei Händehygiene und Infektionsprävention

Während der Analysephase blieb der Verbrauch an Händedesinfektionsmittel im HAND-KISS stabil (+ 2 %). Besonders bemerkenswert: Mitarbeitende bewerteten bestimmte Arbeitsschritte neu und rückten die „Fünf Momente der Händehygiene“ der WHO wieder stärker in den Fokus.

Mehrwert für Personal, Patientensicherheit und Klinikstruktur

Auch wenn die Wirksamkeit der Maßnahmen in den Surveillance-Daten noch nicht eindeutig messbar ist, zeigt die Erfahrung, dass die Veränderungen spürbar positive Effekte hatten. Das Interesse der Mitarbeitenden war hoch, da die Maßnahmen direkt ihre tägliche Arbeit betrafen. Die Beteiligten fühlten sich gesehen und wertgeschätzt – eine klare Struktur vermittelte Sicherheit, verbesserte das Zeitmanagement und hob die Arbeitsqualität auf ein neues Niveau.

Struktur und Ordnung stärken Patientensicherheit und erhöhen Effizienz

Das Projekt „Struktur und Ordnung aus hygienischer Sicht“ am AKH Celle steht exemplarisch für innovatives Hygienemanagement im Krankenhausalltag. Die Kombination aus standardisierten Abläufen, optimierter Lagerhaltung und gezielter Mitarbeitereinbindung schafft nicht nur mehr Effizienz, sondern trägt entscheidend zur Patientensicherheit bei.

Autorin:

Jessica Simon, Hygienefachkraft, Allgemeines Krankenhaus Celle

Dieser Beitrag in der Sonderausgabe M&K Kompakt Hygiene auf S. 10 erschienen.

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