Gesundheitsökonomie

Qualität im Vergleich

Klinikketten gründen neues Internet-Portal

11.03.2010 -

Patienten und Ärzte sollen künftig leichter als bisher ein geeignetes Krankenhaus finden können. Das versprechen sich die Initiatoren vom neuen Internet-Klinikportal „Qualitätskliniken.de". Der Start des Projekts der privaten Träger Asklepios Kliniken, Rhön-Klinikum und Sana Kliniken ist im Sommer 2010 geplant. Dann soll ein bundesweiter Qualitätsvergleich von Kliniken nach einem einheitlichen Standard möglich sein.

Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz Ende Januar stellten die Gründungsunternehmen das Konzept des Klinikportals vor. Sie riefen alle rund 2.000 Krankenhäuser in Deutschland dazu auf, sich an dem Benchmark-Projekt zu beteiligen. „Eine überregionale, umfassende und objektive Darstellung der Behandlungsqualität und der Zufriedenheit von Patienten und Ärzten ist bisher nicht etabliert - es fehlt ein nationaler Qualitätsstandard unter Beteiligung der Krankenhäuser. Diese Lücke wollen wir schließen", sagte Dr. Tobias Kaltenbach, Vorsitzender der Konzerngeschäftsführung der Asklepios Kliniken. Ziel sei es, eine „werbefreie, transparente, nutzerfreundliche und laienverständliche Kliniksuche im Internet" zu entwickeln. Bislang bestehende Suchmaschinen seien zumeist regional beschränkt, kompliziert in der Anwendung und von geringem Nutzen für die Patienten. Einige Portale informierten lediglich über die gesetzlichen Qualitätsberichte und ließen eine „objektive und neutrale Klinikbewertung" nicht zu, so Kaltenbach.

Objektive Kriterien

Als Bewertungsgrundlage der Kliniken sollen ca. 400 Qualitätsindikatoren zu medizinischer Qualität, Patientensicherheit, Patientenzufriedenheit und Einweiserzufriedenheit dienen. Für den Bereich medizinische Qualität würden „alle Indikatoren der gesetzlich verpflichtenden Qualitätssicherung nach § 137 sowie Routinedaten nach § 21 veröffentlicht", erklärte Dr. Markus Müschenich, Vorstandsmitglied der Sana Kliniken. Die Ebene Patientensicherheit umfasse Themen, die in den vergangenen Jahren vom „Aktionsbündnis Patientensicherheit" definiert wurden. Per Selbstauskunft müssten die teilnehmenden Kliniken Daten etwa zu Händedesinfektionen, Umgang mit schwierigen Krankenhauskeimen und mit Beschwerden von Patienten übermitteln. Auch operative Abteilungen würden in Bezug auf die Anwendung der Sicherheitscheckliste der WHO in die Bewertung einbezogen. „Es wird erhoben, ob dies durch eine Einrichtung wie die KTQ oder die Gesellschaft für Risikoberatung bestätigt werden konnte. Diese Selbstauskunft wird ggf. vor Ort validiert", betonte Müschenich.

Zur Datenerfassung der Indikatoren für die Patienten- bzw. Einweiserzufriedenheit seien bestehende Fragebögen weiterentwickelt worden, die bis zum Start des Portals methodisch geprüft werden.

Auch würde die Sterblichkeitsrate mit in die Klinikbewertungen einfließen. Sie sei jedoch kein zuverlässiger Indikator für Qualität, so Müschenich. Das Datenmanagement soll von der Bundesgeschäftsstelle Qualitätssicherung (BQS) übernommen werden.

„Wir wollen mit unserem Projekt die Krankenhausqualität nicht nur verbessern und sichern, sondern auch transparent machen. Der Vergleich der Leistungsfähigkeit der Kliniken und der Gewährleistung der Patientensicherheit, der validen Einschätzung der Leistungen aus Sicht der Patienten und Einweisern, ermöglicht es auch den beteiligten Häusern, sich selbst besser einzuschätzen", so Dr. Christoph Straub, Vorstand der Rhön-Klinikum AG. Stärken und Defizite im Vergleich zu anderen Klinken könnten so eindeutig identifiziert werden. Alle teilnehmenden Kliniken sollen sich über die Mitgliederversammlung an der Weiterentwicklung des Suchportals beteiligen können, erklärte Straub. „Die Gremienstruktur sieht einen Mitgliederbeirat sowie einen gesundheitspolitischen und einen wissenschaftlichen Beirat vor. Außerdem werden uns Vertreter der Selbstverwaltung und von Patientenorganisationen auf diesem neuen Weg des Qualitätsmanagements begleiten."

In der Ärzteschaft stieß das Projekt auf Zustimmung. „Im Wettbewerb der Kliniken ist es gut, wenn sich große, miteinander konkurrierende Klinikketten um ein gemeinsames Qualitätsportal bemühen. So können sich Patienten und einweisende Ärzte über die medizinischen Angebote und ihre Ergebnisse, über Patientenzufriedenheit und Patientensicherheit informieren, vergleichen und so qualifizierter ihre Behandlung planen und steuern", sagte Dr. Frank Ulrich Montgomery, Vizepräsident der Bundesärztekammer (BÄK). Er sieht in dem klinikübergreifenden Wettbewerb Chancen für eine weiter gehende Qualitätsverbesserung. „Jeder will im direkten Vergleich der Beste sein, mindestens in der Spitzengruppe mitmischen. Das kann die Qualität nach oben treiben", so Montgomery. Keine Klinik könne sich diesem Wettbewerb des Qualitätsvergleichs entziehen. Der BÄK-Vize forderte die Krankenkassen auf, sich an dem Projekt finanziell zu beteiligen.

Finanzierung mit Perspektive

Die Anschubfinanzierung des Portals, die nach Angaben der Unternehmen im siebenstelligen Eurobereich liegt, wird von den drei privaten Krankenhausträgern geleistet, zu denen zusammen bundesweit 160 Krankenhäuser gehören. Zukünftig soll sich das Portal über Mitgliedsbeiträge finanzieren, deren Höhe eine noch zu erstellende Beitragsordnung regelt. „Eine Vielzahl von Krankenhäusern aus allen Trägergruppen haben bereits angekündigt, an unserem Projekt teilzunehmen", erklärte der Thomas Bublitz, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Privatkliniken, der zugleich als einer der Geschäftsführer des Klinik-Internetportals fungiert. Er sieht „Qualitätskliniken.de" nicht als Gegenbewegung zu bereits bestehenden Klinikportalen, wie etwa die 2008 gestartete Initiative Qualitätsmedizin (IQM), zu deren Gründungsmitgliedern der private Klinikbetreiber Helios gehört.

Wolfgang Straßmeir, Berlin

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