Medizintechnik: Leichtes Wachstum dank Ausland – Bedeutung der Zukunftsbranche endlich auch von Politik erkannt
13.11.2025 - Die deutsche Medizintechnikindustrie zeigt sich auch 2025 robust, wächst aber nur leicht – getragen vor allem vom Auslandsgeschäft.
Nach Angaben des Industrieverbandes Spectaris stieg der Umsatz von Januar bis August laut Statistischem Bundesamt nominal um 2,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Für das Gesamtjahr rechnet der Verband mit einem Plus von rund drei Prozent auf 42,6 Milliarden Euro.
Die Exporte legten im ersten Halbjahr um 7,5 Prozent zu, insbesondere nach Europa und in den Nahen Osten. Die USA blieben stabil, während China rückläufig war. Das Inlandsgeschäft verharrte nahezu auf Vorjahresniveau.
Trotz der verhaltenen Dynamik im Inland bleibt die Branche ein zentraler Wachstumstreiber der Gesundheitswirtschaft: In der Medizintechnik arbeiten über 210.000 Menschen, sie erzielt 68 Prozent ihres Umsatzes im Ausland und investiert rund neun Prozent in Forschung und Entwicklung – ein international herausragender Wert.
„Das moderate Wachstum zeigt, dass die Medizintechnik trotz schwieriger Rahmenbedingungen Stabilität und Innovationskraft beweist,“ sagte Marcus Kuhlmann, Leiter der Medizintechnik bei Spectaris, anlässlich eines Pressebriefings zur Medica am Donnerstag. „Die Medizintechnikunternehmen investieren überdurchschnittlich in Forschung, exportieren erfolgreich und sichern hochwertige Arbeitsplätze in Deutschland. Um diese Stärke langfristig zu erhalten, braucht es verlässliche Rahmenbedingungen und eine Standortpolitik, die Innovation fördert und Bürokratie abbaut.“
Ein wichtiges politisches Signal setzt die Bundesregierung nun selbst: Am 12. November fand im Bundeskanzleramt der Auftakt zur gemeinsamen „Pharma- und Medizintechnikstrategie“ statt. Neben Vertreterinnen und Vertretern der Pharmaindustrie nahmen erstmals auch Unternehmen und Verbände der Medizintechnikbranche an dem Dialog auf höchster Ebene teil.
„Die MedTech-Industrie ist das Rückgrat der modernen Gesundheitswirtschaft – innovativ, systemrelevant und zugleich unter Druck,“ sagte Dr. Martin Leonhard, Vorsitzender der Medizintechnik im Industrieverband Spectaris, beim Auftakt im Kanzleramt. „Die europäische Medical Device Regulation muss praxistauglicher werden, und auch bei der PFAS-Regulierung braucht es Klarheit und Augenmaß. Ebenso wichtig sind eine technologieoffene Forschungsförderung und die aktive Einbindung kleiner und mittlerer Unternehmen. Wir begrüßen die ressortübergreifende Initiative der Bundesregierung ausdrücklich – jetzt gilt es, aus guten Absichten konkrete Impulse für Innovation, Versorgung und Wettbewerbsfähigkeit abzuleiten.“
Die Federführung der neuen Strategie liegt beim Bundesgesundheitsministerium, unter Einbindung des Bundeswirtschafts- und des Forschungsministeriums. Ziel ist es, die bisherige Pharmastrategie zu einer gemeinsamen Strategie der industriellen Gesundheitswirtschaft weiterzuentwickeln. In den kommenden Monaten soll in sechs Arbeitsgruppen entsprechend dem Koalitionsvertrag eine neue Pharma- und Medizintechnikstrategie erarbeitet und per Kabinettsbeschluss in einem Jahr verabschiedet werden. Dringende Punkte will die Bundesregierung bereits vorab adressieren.
Die Medizintechnik-Branche (Hersteller von medizintechnischen Geräten und Medizinprodukten inkl. Kleinstunternehmen) beschäftigte im Jahr 2024 laut Gesundheitswirtschaftlicher Gesamtrechnung (GGR) des WifOR-Instituts in Deutschland insgesamt über 210.000 Menschen und erwirtschaftete inklusive Ausstrahleffekte eine Bruttowertschöpfung von 38,3 Milliarden Euro. Nach der Wirtschaftsstatistik gab es 2024 in Deutschland 1.508 Medizintechnik-Hersteller mit mehr als 20 Beschäftigten, die einen Gesamtumsatz von 41,4 Milliarden Euro erzielten (60 Milliarden Euro mit Kleinstunternehmen). 68 Prozent des Medizintechnik-Umsatzes stammen aus dem Auslandsgeschäft. Rund 9 Prozent des Umsatzes werden in Forschung und Entwicklung investiert. 93 Prozent der Unternehmen sind KMU.
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