Gesundheitsökonomie

2. OWL-Gesundheitstag: T-Systems präsentiert Wege aus der Kostenfalle

27.08.2011 -

2. OWL-Gesundheitstag: T-Systems präsentiert Wege aus der Kostenfalle. Streiks, Krankenhauspleiten, Ärztemangel auf der einen Seite. Unübersichtliche, widersprüchliche und oftmals praxisferne Gesetzgebung auf der anderen. Das Dilemma des deutschen Gesundheitswesens speist sich aus widerstreitenden Interessen und der Frage, wie weit Kostendämpfung möglich ist, ohne dabei den Versorgungs- und Qualitätsstand zu reduzieren. Oder zumindest die Illusion gleich bleibender Qualität aufrecht zu erhalten.

Dabei sehen die Akteure die aktuelle Diskussion – je nach Standpunkt – als Ausdruck eines „Jammerns auf hohem Niveau“ – oder glauben, dass das Gesundheits- system in naher Zukunft über den Rationalsierungs- Jordan geht. Dass aus den wechselseitigen Polarisierungsbemühungen letztlich keine Verbesserung der Situation geleistet werden kann, haben viele erkannt. Auf dem „2. OWL-Gesundheitstag“ in Bielefeld stellten nun Experten aus Praxis, Politik und Wirtschaft aktuelle Ansätze und Einschätzungen vor und zur Diskussion.

Das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen stellt da sicher den geeigneten Rahmen, denn gerade hier ist der Wettbewerb um Qualität und Kostensenkung innerhalb des rasanten Veränderungsprozesses besonders deutlich spürbar. Der Gesundheitsfonds: ein Schlagwort im aktuellen Ringen um die richtigen Antworten. Prof. Dr. Jürgen Wasem, Universität Duisburg-Essen, Lehrstuhl für Medizinmanagement, führte aus, dass der Gesundheitsfonds die staatliche Einflussnahme auf das Gesundheitswesen stärken würde – und: „ ,Schwarze Peter‘-Spiele sind wegen den erforderlichen Zusatzprämien vorprogrammiert.“

Eine Reihe von Akteuren in Berlin hielten es für durchaus vorstellbar, dass der Gesundheitsfonds noch gekippt wird, so unkte man auf der Veranstaltung, Prof. Wasem zieht demgegenüber den Schluss: „Man darf nicht vergessen, dass alles miteinander sehr eng verzahnt ist.“ Wasem prognostiziert eine „größere Merklichkeit“ der Zusatzprämie und folgert daraus einen verschärften Wettbewerb.

„Katastrophenjahr 2008“

Wie groß ist die Finanzierungslücke im Krankenhausbereich? Im Auftrag der Deutschen Krankenhaus Gesellschaft (DKG) führte das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) eine detaillierte Analyse für das aktuelle Jahr durch. Dr. Boris Augurzky stellte in Bielefeld Modell und Ergebnisse vor: Krankenhäuser sind mit einem Marktvolumen von 62,1 Mrd. € der bedeutendste Teil des Gesundheitsmarktes – die stärkste Stütze. Auf der Erlösseite sieht Augurzky vor allem eine Veränderung durch die Zunahme der Fälle – Stichwort demographischer Faktor – und die außerbudgetären Leistungen, etwa Wahl- und ambulante Leistungen. Auf der Kostenseite sieht er einen steigenden Personalbedarf – eben bedingt durch den Anstieg der Fälle. Dabei stiegen Löhne und Gehälter. Einen Anstieg der Sachmittelpreise – kurz Preisinflation – benennt Augurzky recht trocken als nicht unerheblichen Stolperstein. Dabei: Verkünden Politiker nicht täglich, es gäbe so etwas wie Inflation gar nicht?

1,1 % mehr Erlöse, demgegenüber 3,2 % mehr Sach- und Personalkosten in 2008. Das RWI hat eine Finanzierungslücke für 2008 von 1,2 Mrd. € errechnet – kumuliert bis 2009 kommt das Institut auf gut 2 Mrd. €. „Wir reden hier über eine nennenswerte Größenordnung“, so Augurzky, denn 23 % aller Krankenhäuser schrieben „echt negative Zahlen“. Augurzky unterstrich zudem die recht heterogene Lage, in der sich Krankenhäuser befänden: viele könnten kompensieren, vielen ginge es auch recht gut, aber viele befinden sich eben auch unter dem Durchschnitt, und schloss: „Einige Krankenhäuser werden auf der Strecke bleiben.“

Kein Grund zur Freude

„Das ist ja weniger schlecht als erwartet“, konstatierte Andrea Fischer, Bundesministerin für Gesundheit a. D. und Moderatorin der Veranstaltung, nach den Ausführungen von Dr. Augurzky – wohl halb süffisant aber durchaus auch ernst, denn tatsächlich fallen die Zukunftsszenarien momentan an einigen Stellen durchaus (noch) unerfreulicher aus.

Arndt Winterer vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen stellte demgegenüber die Neukonzipierung der Bauförderung vor: Baupauschale statt Einzelförderung. Gießkannenprinzip statt gezielter Strukturförderung oder sicherer Planungshorizont statt Zufallsprinzip? Winterer stellte jedenfalls fest, dass die Einzelförderung gescheitert sei – sowohl inhaltlich („intransparent, ineffizient, ungerecht“) als auch finanziell („Innere Überschuldung“).

Partnerschaft der Zukunft?

Vom Ausrichter der Veranstaltung selbst – T-Systems – kamen natürlich ebenfalls Ausführungen zum Thema: Dr. Ina Roth, Leiterin Business Development Health, stellte das „neue Miteinander“, Public Private Partnerships (PPP), vor. PPP sei kein Produkt, kein Service und keine „Stand- Alone-Lösung“, sondern „eine Art der Zusammenarbeit zur Erbringung von Leistungen zwischen der T-Systems und Geschäftspartnern der öffentlichen Hand zum beiderseitigen Vorteil (Win Win).“

Zum Abschluss dann der Austausch der verschiedenen Sichtweisen und Standpunkte auf dem Podium – sachkundig moderiert durch Andrea Fischer, die nun nach ihrer Karriere in der Politik ziemlich umtriebig erscheint. Dabei wurde zum Beispiel festgestellt, dass der Bettenabbau unmöglich auf dem „normalen“ Wege vollzogen werden könne – „der Auslesedruck regelt dies nun“, so Winterer vom Ministerium. Ob da noch Platz für eine „Entschleunigung“ ist, die Dr. Michael Monka, Luther & Partner Managementberater, für nötig hält, bleibt da fraglich. Unrecht hat dieser aber sicher nicht, wenn er die „Wissensspanne“, die den Krankenhaus-Akteuren angesichts der aktuellen Neuerungen abgefordert werde, für überfordernd hält.

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