Gesundheitsökonomie

Gebärmutterhalskrebs: Primär- und Sekundärprävention zur Bekämpfung

29.04.2011 -

Gebärmutterhalskrebs: Primär- und Sekundärprävention zur Bekämpfung. In Deutschland wurden nach Angaben der Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister (GEKID) und des Robert-Koch-Instituts im Jahr 2004 ca. 6.200 neue Zervixkarzinome registriert. Etwa 1.660 Frauen starben an dieser Erkrankung. Noch in den 70er Jahren war der Gebärmutterhalskrebs die häufigste Krebserkrankung der Frauen. Nun besteht durch Primär- und Sekundärprävention die Möglichkeit, den Gebärmutterhalskrebs fast vollständig zu bekämpfen.

Unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) wurde die S2-Leitlinie zur „Prävention, Diagnostik und Therapie der HPV-Infektion (Humane Papillom Viren) und präinvasiver Läsionen weiblichen Genitale“ fertig gestellt.

Aus der Studie

Die vorliegende S2-Leitlinie ist eine Überarbeitung und Weiterentwicklung der bisher vorhandenen S1-Leitlinie „Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie der HPV-Infektion des weiblichen Genitale“. Die Überarbeitung wurde auch vor dem Hintergrund zweier neuer Impfstoffe gegen die HPV-Typen 16, 18, 6 und 11 bzw. 16 und 18 notwendig. Damit ist erstmals eine primäre Prävention einer malignen Erkrankung durch Vakzination möglich. Die Leitlinie richtet sich an Frauenärzte, Kinder- und Jugendärzte, Hautärzte, Pathologen, Internisten und Hausärzte. Sie hat die Regelung der Prävention der HPV-Infektion bei jungen Mädchen und Frauen sowie die Standardisierung der Diagnostik und Therapie einer bestehenden Infektion und HPV-induzierter Erkrankungen des unteren Genitaltrakts auf S2-Niveau zum Ziel.

HPV sind Viren, die Zellen der Haut und/oder der Schleimhaut infizieren. Von den bislang 118 bekannten HPV-Typen, befallen ca. 40 HPV-Typen vorrangig die Geschlechtsteile und den After. Sie werden als genitale HPV-Typen bezeichnet. Je nach Virustyp kann eine Infektion zu harmlosen Genitalwarzen oder zu auffälligen Gewebeveränderungen an Gebärmutterhals, Vulva, Penis oder After führen.

Primärprävention

Prof. Walter Jonat, Präsident der DGGG empfiehlt zur Primärprävention die HPV-Impfung: „Die Einführung der Impfung für Mädchen vor Aufnahme des Geschlechtsverkehrs wird den Gebärmutterhalskrebs langfristig senken. Wir rechnen mit einer Reduzierung der Sterblichkeit bis zu 70 %.“ Durch den Impfstoff können außerdem Vorstadien von Krebs verhindert werden, wie auch Genitalwarzen. Die Dreifach-Impfung wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen und von den Krankenkassen bis zum 17. Lebensjahr bezahlt. Die Impfung wird gut vertragen. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen Kopfschmerzen und Schmerzen an der Einstichstelle.

Sekundärprävention

Die Gefahr, an einer HPV-Infektion zu erkranken, ist nach Beginn der sexuellen Aktivität sehr hoch und einen sicheren Schutz z. B. durch die Benutzung von Kondomen gibt es nicht. Untersuchungen zeigten, dass bereits fünf Jahre nach Aufnahme der sexuellen Aktivität ca. 60 % der jungen Frauen mit HPV infiziert sind. Eine effektive prophylaktische Impfung ist deshalb notwendig. Auch die Sekundärprävention durch regelmäßige, jährliche Früherkennungsuntersuchungen ab dem 21. Lebensjahr ist wichtig.

Praxis

Seit Einführung des sogenannten PAP-Test (Papanicolaou-Test, Abstrich von Zellen am Gebärmutterhals) als Angebot der gesetzlichen Krebsfrüherkennung konnte diese Krebserkrankung stark reduziert werden. Ergänzend zum Muttermundabstrich wird nun von der Leitliniengruppe ab dem 30. Lebensjahr eine Testung auf eine HPV-Infektion empfohlen, sofern die Abstrichergebnisse auffällig sind, wobei die Aussagefähigkeit einer HPV Testung mit Zunahme des Lebensalters steigt.

Prof. Klaus Friese, von der DGGG mit der Erstellung der Leitlinie betraut, sieht klare Vorteile in der zusätzlichen Anwendung: „Wir wollen die Frauen frühzeitig und schonend behandeln. Durch den HPV-Test können wir Vorstufen erkennen, die wir therapieren können und damit können wir spätere große Operationen vermeiden. Der HPV-Test gibt zusätzliche Sicherheit zu dem PAP-Test und ist deshalb so wichtig. Gebärmutterhalskrebs kann bereits bei jungen Frauen auftreten. Mit einem durchschnittlichen Erkrankungsalter von 51 Jahren liegt diese Krebserkrankung 18 Jahre vor sonstigen weiblichen Krebserkrankungen und es wird deutlich, warum Krebsfrüherkennungsuntersuchungen so wichtig sind.“

Forderungen

Die interdisziplinäre Leitliniengruppe hat eine Empfehlung zum Einsatz der Muttermundabstriche im Zusammenhang mit einer HPV-Testung vorgelegt. Ebenfalls wird ausführlich auf alle diagnostischen und therapeutischen Verfahren und Maßnahmen u. a. bei HPV-assoziierten Genitalwarzen, präinvasiven Läsionen des äußeren weiblichen Genitale sowie von Muttermundauffälligkeiten (sog. Dysplasien), auch während der Schwangerschaft, eingegangen. Allerdings kann die Häufigkeit von Gebärmutterhalskrebs nur nachhaltig gesenkt werden, sofern an den jährlichen Früherkennungsuntersuchungen festgehalten wird und sich langfristig die Teilnahmerate erhöht. Derzeit ist die Testung auf HPV noch keine Kassenleistung und kostet ca. 100 €.

Jonat fordert nach den vorliegenden Ergebnissen, dass die HPV-Testung von den Kassen übernommen wird: „Mit der Leitlinie legen wir eine eindeutige Entscheidungsgrundlage vor, auf deren Basis der Gemeinsame Bundesausschuss die HPV-Testung in die allgemeinen Leistungen der Kassen übernehmen kann.“

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