Gesundheitsökonomie

Marcin Glowacki im Interview über Aufklärungsfilme für Krankenhäuser

02.08.2011 -

Marcin Glowacki im Interview über Aufklärungsfilme für Krankenhäuser. Wie können Patienten im Krankenhaus bestmöglich aufgeklärt und informiert werden? Wie kann eine Atmosphäre des Vertrauens geschaffen werden, wie Diagnose- und Therapieszenarien ihre individuelle Distanz für den Betroffenen verlieren? Marcin Glowacki produziert mit seiner Firma „Jim Pansen Production“ Aufklärungsfilme aus der Hauptstadt für Krankenhäuser und Praxen im deutschsprachigen Raum. Eva Britsch sprach mit ihm über die Möglichkeiten des Mediums und die Grenzen auf diesem sensiblen Terrain.

Management & Krankenhaus: Ihre Firma stellt Praxis-, Klinik- und Krankenhausfilme her. Wie sieht der typische Plot für einen Film aus, den Sie z. B. für den Wartebereich eines Krankenhauses konzipieren?

Marcin Glowacki: Von einem typischen Plot kann man nicht sprechen, da jeder Film sein eigenes Konzept hat. Für ein Brustdiagnose- Screening ist der Plot ganz klar: Wir zeigen eine Frau im Alter von 50–60 Jahren, die den Vorgang des Brustdiagnose- Screenings durchläuft, die Daten werden digital von den Ärzten untersucht, bei auffälligen Befunden wird anschließend eine zusätzliche Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Da der Befund negativ (bedeutet keine Krankheit, kein Krebs) ausgefallen ist, geht die Patientin zufrieden nach Hause. Es ist aber auch möglich, den Tag eines Arztes oder einer Krankenschwester im Krankenhaus darzustellen oder die neuesten Geräte zu erklären, d. h. eine sympathische Dokumentation über das Krankenhaus zu zeigen.

Management & Krankenhaus: Welche Vorteile hat das Medium Film gegenüber etwa Broschüren, den Patienten zu informieren?

Marcin Glowacki: Die Patienten sind immer mehr an Berichte in TV-Form gewöhnt. Es wird immer weniger gelesen. Auch kurze Info-Flyer werden kaum noch wahrgenommen. Obwohl Kontaktadressen angegeben werden, fragen viele Patienten telefonisch nach der Adresse der Praxis oder des Krankenhauses. Im Gegensatz dazu werden bewegte Bilder schneller wahr- und aufgenommen. Der Patient wird durch den Film animiert und die Werbe- und Informationswirkung dadurch verstärkt. Erst nach einem Filmerlebnis greifen die Patienten bewusst zu einer Broschüre, um weiterführende Informationen zu erhalten. Dadurch bekommen auch Broschüren wieder einen Sinn.

Management & Krankenhaus: Wie wichtig ist Authentizität? Oder anders gefragt: Wie viel Realität kann man Patienten zumuten und auch im Film darstellen?

Marcin Glowacki: Mir ist Authentizität besonders wichtig, um den Patienten die Wartezeit zu verkürzen bzw. Angstpatienten zu beruhigen und abzulenken. Durch eine reale dokumentarische Darstellung schaut der Patient aufmerksamer zu. Jeder Zuschauer „ist auch ein kritischer Zuschauer“, und dieser merkt schnell, wenn etwas gestellt ist – und wird dadurch abgeneigt. Deshalb ist uns Authentizität besonders wichtig. Natürlich nur bis zu dem Punkt, den man dem Patienten zumuten kann – schließlich können wir dem Patienten keine volle Herzimplantation näher bringen. Wir zeigen reale Operationen, aber lassen die blutigen Angelegenheiten weg und konzentrieren uns auf die professionelle Arbeit der Ärzte und Arzthelferinnen.

Management & Krankenhaus: Sie produzieren auch DVDs, die Patienten zu Hause aufklären sollen. Für welche Krankheiten kommt dieses Medium in Frage?

Marcin Glowacki: Sicherlich kann man jede Behandlung einer Krankheit im Film darstellen, am liebsten möchte man doch die erfolgreichsten Methoden darstellen, bzw. auf die modernste Behandlungsmethode hinweisen, um nicht nur die Patienten zu informieren, sondern auch für das Krankenhaus zu „werben“. Marketingstrategisch wäre es sinnvoll, diejenigen Behandlungen darzustellen, wo noch große Reserven sind und ein Umsatzpotential nicht ausgeschöpft ist, Behandlungsmethoden, die am wenigsten bekannt sind, bekannter zu machen, sowie Zusatzleistungen.

Management & Krankenhaus: Der Krankenhausarzt drückt dem Patienten die Aufklärungs-DVD in die Hand und ist damit von allen Fragen entbunden – so wird es wohl eher nicht funktionieren! Wie verhalten sich aus Ihrer Sicht filmische und persönliche Aufklärung durch den behandelnden Arzt zueinander?

Marcin Glowacki: Ein Film wird niemals die rechtliche Pflicht des Arztes übernehmen und soll es auch nicht. Er soll lediglich das „Eis brechen“, dem Patienten die Angst vom Unbekannten (Krankenhaus, Klinik, Operation etc.) nehmen. Denn wichtig ist doch die Behandlung. Die meisten Fragen stellt der Patient doch nur, um sich über die modernste und sicherste Behandlungsmethode zu informieren oder weil er Angst hat. Er möchte sichergehen, dass er gut in diesem Krankenhaus aufgehoben ist. Mit einem Film kann man nicht alles aufklären, aber man kann Vertrauen schaffen.

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