Gesundheitsökonomie

Was Patienten wissen wollen

Informationsbedarf der Patienten über die Krankenhausqualität – Empirische Untersuchung

24.03.2010 -

Das Recht auf freie Krankenhauswahl hat - ähnlich wie die freie Arztwahl - eine große Bedeutung für Patienten. Diese sind jedoch derzeit kaum in der Lage, eine informierte Entscheidung zu treffen, da die hierfür erforderliche Qualitätstransparenz unzureichend ist. Das ist eigentlich erstaunlich, da in den letzten Jahren Informationsangebote wie Krankenhausführer oder Kliniknavigatoren im Internet versuchen, „Licht ins Dunkel zu bringen".

Dabei ist die Frage, wie denn geeignete, patientenorientierte Informationsangebote zu gestalten wären, nicht einfach zu beantworten. Besteht doch die Qualität von Krankenhäusern zum einen aus einer Vielzahl von einzelnen Teilqualitäten bzw. Qualitätsindikatoren (angefangen bei der Qualität der Patientenzimmer, der Qualität des Essens usw. über die Geräteausstattung, die Qualifikation der Ärzte und Pflegekräfte bis zu Indikatoren der Ergebnisqualität, wie Erfolgsquote, Komplikationsrate oder Mortalität). Zum anderen fehlen bisher Erkenntnisse darüber, welche Qualitätsinformationen von Patienten bei der Beurteilung der Krankenhausqualität als besonders nützlich bzw. relevant angesehen werden. Das ist ein Aspekt, der besonders für die Krankenhäuser in ihrer Rolle als Leistungsanbieter im zunehmenden Wettbewerb um Patienten entscheidend ist.
Eine empirische Untersuchung unter Leitung von Prof. Dr. Michael Lingenfelder, Philipps-Universität Marburg, ging dieser Thematik nach. Die Befragung, welche sowohl Krankenhauspatienten als auch nicht aktuell betroffene Bürger im Sinne von potentiellen Patienten einschloss (insgesamt 276 Teilnehmer), ergab ein ausgesprochen hohes bis sehr hohes Interesse an Informationen zur Krankenhausqualität bei beiden Befragungsgruppen (High Involvement).
Neben der wahrgenommenen generellen Bedeutung von Informationen zur Krankenhausqualität wurde in die Befragung ein Wahlexperiment zur Ermittlung der spezifischen Informationspräferenzen der Patienten integriert. Mithilfe des Best-Worst-Scaling, welches besonders geeignet ist, Präferenzen aus einer großen Anzahl von möglichen Wahlentscheidungen zu ermitteln, gelang es, insgesamt 35 potentielle Merkmale der Krankenhausqualität in die Präferenzmessung einzubeziehen.

Das Ergebnis zeigt, dass die fachliche Qualifikation der Ärzte, die Schwerpunkte bzw. speziellen Kompetenzen der Klinik und die fachliche Qualifikation des Pflegepersonals zu den drei am meisten präferierten Qualitätsinformationen bei den Befragten zählen. Insgesamt zeigt sich die überragende Bedeutung des Informationsbedarfs.

Deutlich weniger präferenzwirksam scheinen für Patienten, im Gegensatz zur vorherrschenden Diskussion in der Gesundheitspolitik, die Merkmale zu sein, die auf die Ergebnisqualität gerichtet sind, wie Ergebnisse von Patientenzufriedenheitsbefragungen oder die Sterblichkeitsrate. Die Informationen, welche mit der Prozessqualität zu tun haben, fallen im Vergleich dazu noch einmal ab.

Ausgehend von den spezifischen Informationspräferenzen der Befragten kristallisierten sich zwei typische Patientengruppen heraus: Der ergebnisorientierte Patiententyp bevorzugt deutlich mehr Informationen zur Ergebnisqualität der Klinik, wohingegen der zweite leistungsorientierte Patiententyp weit mehr allgemeine Leistungsmerkmale zur Struktur- und Prozessqualität des Krankenhauses, wie Wartezeiten bis zur Aufnahme ins Krankenhaus oder während der Behandlung sowie Ausstattung der Patientenzimmer, vorzieht.

Buch
Die Studie, die Prof. Dr. Anke Simon im Rahmen ihrer Dissertation erstellte, erscheint als Buch im Gabler-Verlag in der Reihe Marktorientiertes Management unter dem Titel „Der Informationsbedarf von Patienten hinsichtlich der Qualität von Krankenhäusern“, ISBN 978-3-8349-2074-4.

Kontakt:
Institut für Health Care Management e. V.
Philipps-Universität Marburg
D-Marburg
Tel.: 06421/28-63767
hcminfo@wiwi.uni-marburg.de

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