Hygiene

Aktion Meditech: Gesamtschau über Krankenhaus-Infektionen

04.06.2011 -

Aktion Meditech: Gesamtschau über Krankenhaus-Infektionen. Nach Angaben der Deutschen Krankenhausgesellschaft und auf der Basis der Daten des nationalen Surveillance-Systems (KISS; nrz-hygiene.de) wird vermutet, dass sich Jahr für Jahr in deutschen Kliniken rund 600.000 Infektionen ereignen, und 15.000 Todesfälle darauf zurück zu führen sind. In der Zeit von 1990 bis 2007 konnten sich multiresistente Keime wie vor allem MRSA (Methicillin resistenter Staphylococcus aureus) von zwei auf 22 % Anteil an allen S. aureus-Isolaten ausbreiten. Während Anfang der 90er Jahre jährlich etwa 2.500 MRSA-positive Patienten in Krankenhäusern registriert wurden, sind es derzeit 45.000 pro Jahr. Vertreter aus der Forschung, der Ärzteschaft und den Krankenkassen konnten in Berlin viele Fragen zur Bekämpfung dieser schweren Krankenhaus-Infektionen klären.

Ein Impulsreferat durch Prof. Dr. Markus Dettenkofer vom Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene der Universitätsklinik Freiburg und Statements vom vielfältig besetzten Podium konnten das gesamte Fragenspektrum zum Thema Krankenhaus-Infektionen abdecken. Wie erfolgen die Infektionen, gibt es Risikogruppen, wie hoch sind die Kosten für MRSA-Tests, gibt es noch Therapieoptionen, ist das Vorgehen in anderen Ländern beispielhaft?

Die Niederlande als Vorbild

In der Verbreitung von multiresisten- ten Keimen gibt es in Europa ein Nord-Süd-Gefälle. Länder im Mittelmeerraum haben eine deutlich höhere Verbreitungslage, Deutschland liegt im Mittelfeld, Skandinavien und die Niederlande haben bei MRSA einen unter 5 % liegenden Anteil. In den Niederlanden hat eine konsequente Prophylaxe, ein Screening-, Patientenisolierungs- und Therapieprogramm zu einer deutlichen Kontrolle dieses multiresistenten Krankheitserregers geführt.

Infektionswege und Infektionsvermeidung

Die Infektionen im Krankenhaus erfolgen überwiegend über Blasen- und Venenkatheter, über künstliche Beatmung und Operationen (postoperative Wundinfektionenen). Allerdings sind diese Infektionswege nur etwa in einem Drittel der Fälle fremdverursacht. Zwei Drittel der Infektionen lassen sich nicht vermeiden, da sie endogen erfolgen, die Patienten bringen die Risikorerreger schon mit. Deshalb ist das Screening von Risikogruppen entscheidend im Kampf gegen die weitere Ausbreitung. Entsprechende Tests kosten ca. 150 € und können innerhalb von ein bis zwei Tagen Ergebnisse liefern (Schnelltests sind nicht zwingend nötig, auch nicht völlig sicher). Da die Folgekosten zur Behandlung eines Patienten mit MRSA diese Kosten um ein Vielfaches übersteigen, ist dieser Test für Krankenhäuser auch dann sinnvoll, wenn die Krankenkassen noch nicht in allen Fällen zur Kostenübernahme bereit sind.

Risikogruppen

Die Forschung ist sich einig bei der Identifizierung der Risikogruppen:

  • ältere Patienten
  • Patienten, die vorher in Risikogebieten wie z. B. südlichen Ländern behandelt wurden
  • Patienten, die vor dem Krankenhausaufenthalt Antibiotika einnahmen
  • Patienten mit offenen, chronischen Wunden
  • Patienten, bei denen Katheter angelegt werden müssen
  • Patienten in Abteilungen mit hoher Belegung und unzureichender Personalausstattung

Prophylaxe und Therapieoptionen

Entscheidend für die Prophylaxe ist der gezieltere Umgang mit Antibiotika, wie Prof. Dr. Lemmen vom Universitätsklinikum Aachen betonte. Der Erfolg in den Niederlanden ist zu einem großen Teil darauf zurückzuführen, dass in nationalen Guidelines festgelegt wurde, bei welchen Krankheiten überhaupt ein Antibiotikum verordnet werden darf.

Die Aufklärung der Bevölkerung und die infektiologische Ausbildung der Ärzte ist hier eine wichtige Voraussetzung. Die WHO hat inzwischen auch ein entsprechendes Programm gestartet (www.who.int/patientsafety/en/). Im Krankenhaus selbst ist die konsequente Desinfektion der Hände und der richtige Umgang mit Handschuhen beim Personal entscheidend (wirksam sind Desinfektionsmittelspender in jedem Patientenzimmer und zusätzlich auch Desinfektionsflaschen in Arztkitteln).

Wird trotz Prophylaxe MRSA festgestellt, sei es beim Screening der Risikogruppen oder im Krankheitsverlauf, ist eine entsprechende Therapie und Dekolonisierungsstrategie notwendig. Im Gegensatz zur Situation Anfang der 90er Jahre, als es gegen MRSA nur eine einzige Therapieoption gab, stehen gegenwärtig fünf auch hier wirksame Antibiotika-Therapien zur Verfügung, weitere sind in der Testphase. Diese Neuentwicklungen sind allerdings oft sehr kostspielig.

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