Hygiene

„DART – Deutsche Antibiotika- und Resistenz-Strategie“

Antibiotika nicht zu lange, sondern vorsichtig, umsichtig und kritisch einsetzen

22.03.2010 -

„Deutschland ist weltweit nicht an der Spitze der Resistenzstatistiken, es liegt in einem guten bzw. schlechten Mittelfeld", so Prof. W. Kern. „Wir sind nicht an der Spitze und können noch verhindern, dass wir an die Spitze geraten." Er verweist auf die noch schlechtere Lage in Asien. Es ginge um die Minimierung der weiteren Resistenzentwicklung. Diese sei ein Problem, das uns die nächsten Jahrzehnte verfolgen werde. Resistenzen in Deutschland lägen vor für MRSA, VRE, makrolid- bzw. penicillinresistente Pneumokokken, FQR E.coli, ESBL + E.coli, Klebsiella spp., MDR-P.aeruginosa, MDR-A.Baumanii, MDR-Tuberculose. Mit GERMAP 2008 stünden für Deutschland erstmals die Daten zur Resistenz, die verfügbar seien, systematisch in einem Einzelwerk kostenlos zur Verfügung.

Ursächlich lägen inadäquater Antibiotikaverbrauch und unzureichende Infektionsprävention vor. Es gäbe wenige Abteilungen für Infektiologie in den Krankenhäusern. Der diagnostische Bereich der Mikrobiologie sei strukturschwach, weil er in der Regel in den Augen der Krankenhausleitung überwiegend Kosten verursache, aber keine direkten Erlöse generiere und sehr oft auch outgesourct werde, was zusätzliche Probleme verursachen könne.

Fachpersonalmangel herrsche in Deutschland. „Im europäischen Vergleich haben wir eine logarithmische Stufe weniger Spezialisten als z.B. Schweden oder Norwegen", beklagt Prof. Kern, Leiter Infektiologie, Universitätsklinikum Freiburg und erster Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie.
Eine deutlich abnehmende Investitionsbereitschaft bei großen Pharmaherstellern sei seit 20 Jahren zu beobachten. Antibiotika als Medikamente für den Akutkrankenbereich seien nicht so lukrativ wie z.B. Lipidsenker im Chronisch-Kranken-Bereich. Dort liege ein 20-30-fach höherer Return-of-Investment vor bei gleicher Höhe von Entwicklungskosten.

Beim Einsatz öffentlicher Fördergelder im Bereich der Antibiotikaforschung müsse die Implementierung einer kritischen und intelligenten Anwendung mit vermittelt werden, um lange „Halbwertzeiten" zu bekommen.

Der EU-Rat empfahl schon am 15.11.2001 eine umsichtige Verwendung antimikrobieller Mittel in der Humanmedizin. Auf einer EU-Konferenz in Kopenhagen wurde beschlossen, mit nationalen Kampagnen eine Besserung zu erreichen. Andere europäische Länder starteten sehr bald Initiativen, Deutschland sei ein „Spätentwickler" diesbezüglich - erst 2008 wurde die Deutsche Antibiotika-Resistenzstrategie (DART) verabschiedet in Kooperation von BMG, BMELV, BMWF und BMWF. Postuliert werden darin zehn Ziele, 42 Aktionen, die binnen fünf Jahren zu implementieren sind (2009 bis 2013).

Sehr ausführlich stellte Prof. Kern die zehn Ziele vor: Surveillance-Systeme zur Antibiotika-Resistenz und -verbrauch; Systematische Rückkoppelung von Daten zur Antibiotika-Resistenz und -verbrauch; Förderung der Anwendung von Leitlinien; Sicherstellung der Diagnostik; Förderung der Aus-, Weiter- und Fortbildung von medizinischen Berufsgruppen; Zusammenarbeit auf regionaler Ebene; Internationale Zusammenarbeit; Förderung von Evaluierungsmaßnahmen in der Humanmedizin; Förderung des Wissenstransfers im Bereich der Antibiotika-Resistenz. Hier führt Prof. Kern das Beispiel von anderen Ländern an wie USA, Kanada, GB, Frankreich, USA, Spanien u.a. Dort seien bereits erfolgreich Millionen in nationale Kampagnen mit TV-Spots, Anzeigen, Flyern etc. geflossen. In Belgien sei z.B. der Antibiotikaverbrauch am Ende einer Wintersaison zurückgegangen und ein Return-of-Investment der Kampagnenkosten sichtbar geworden.

Er verweist auch auf die vorbildlichen Modelle zur Umsetzung der Leilinien bei Belgien (BAPCOC), Schweden (STRAMA), Dänemark (DANMAP) und in Deutschland: GERMAP.

„Die Entwicklung neuer Antibiotika ohne Mechanismen, um ihren angemessenen Gebrauch zu gewährleisten, ist, wie einen alkoholkranken Patienten mit besserem Brandy zu versorgen", zitiert er Dennis Maki, womit die aktuelle Lage trefflich widergespiegelt wird.

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