Hygiene

Lust, Zeit und Engagement

20 Jahre DGKH – fundiertes Fachwissen aus der Hygiene für die Hygiene

22.03.2010 -

Heutzutage klingt der Name schon etwas trocken: „Fachgesellschaft für Krankenhaushygiene in Deutschland". Doch für die 70 an Krankenhaushygiene Interessierten, die sich 1990 unter diesem Namen zusammentaten, waren das keinesfalls. Sie hatten erkannt, dass viel Engagement und Sachkenntnis nötig ist, um krankenhaus- und praxisassoziierte Erkrankungen zu verhüten und zu bekämpfen. Sie wollten sich nicht mehr nur allein einsetzen, sondern gründeten ein gemeinsames Dach. Daher legte die Fachgesellschaft auch von Anfang an Wert darauf, keine Alleinkämpferin zu sein, sondern sich mit anderen Gesellschaften und Verbänden zu vernetzen.

Seit nunmehr 20 Jahren erarbeitet sie gemeinsam mit Vertretern aller medizinischen und technischen Disziplinen, mit Ökonomen, Juristen, Humanbiologen und Architekten klare wissenschaftlich fundierte Empfehlungen (Leitlinien) und gibt Stellungnahmen zu aktuellen Themen ab. Darüber hinaus fördert sie die Information der an Hygiene Interessierten untereinander und veranstaltet Kongresse, Fachtagungen und Weiterbildungen.

Die Schwerpunkte der „Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene" (DGKH) - wie sich die Gesellschaft heute nennt - liegen auf der Infektionsprophylaxe, der Gesundheitsförderung und dem Umweltschutz. Da Hygiene so unterschiedliche Bereiche wie die Wundversorgung oder die Wiederaufbereitung von Wasser, die Entsorgung von infektiösem Abfall oder die Waschraumhygiene betrifft, konzentrieren sich Spezialisten in drei Fachkommissionen, vier Sektionen und drei Ausschüssen um diese Bereiche.

Jüngste Erkenntnisse aus allen Bereichen der Krankenhaus- und Praxishygiene präsentiert der internationale DGKH-Kongress, weshalb ihm die Fachwelt besondere Aufmerksamkeit schenkt. Er findet im zweijährigen Rhythmus statt und wird in diesem Jahr turnusmäßig im April in Berlin veranstaltet.

„Anknüpfend an die Tradition der bisher durchgeführten Kongresse", so formuliert es DGKH-Präsident Prof. Dr. Axel Kramer, gestalten inhaltlich benachbarte Fachgesellschaften und -gremien gemeinsam viele Vorträge und Workshops. Experten stellen Aktuelles aus der Krankenhaushygiene vor, vermitteln jüngste Erkenntnisse aus Wissenschaft und Industrie, diskutieren mit den Zuhörern, erläutern Produkte, Verfahren und Systemlösungen.

Für das englischsprachige Publikum ist übrigens ein eigener Kongresssaal vorgesehen, damit der internationale Dialog, das Netzwerk über Grenzen hinweg, gefestigt wird.

Ulrike Hoffrichter sprach mit Dr. Klaus-Dieter Zastrow, Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit der DGKH und Chefarzt des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin der Vivantes-Kliniken, Berlin.

M & K: Die DGKH blickt auf 20 erfolgreiche Jahre voller Engagement zurück. Welche Schritte/Gesetze/Verordnungen o.Ä. brachte die Hygiene in Deutschland in den letzten 20 Jahren voran?

Dr. Klaus-Dieter Zastrow:
Verordnungen zur Hygiene in Krankenhäusern gibt es leider immer noch viel zu wenig. Die DGKH sieht es auch als Ergebnis ihrer Aufklärungs- und Forschungsarbeit an, dass die Bundesländer Sachsen und Saarland Krankenhaushygieneverordnungen eingeführt haben und Nordrhein-Westfahlen seine Krankenhaushygieneverordnung verbessert hat. Darüber hinaus hat die DGKH Leitlinien zur Krankenhaushygiene entwickelt.

Für welche dieser Schritte hat sich die DGKH besonders eingesetzt? Woher kam Gegenwind?

Zastrow: Die DGKH hat sich in besonderem Maße dafür eingesetzt, die Krankenhaushygiene in Deutschland zu verbessern. Dies gelingt allerdings nur dort, wo auch Hygienefachpersonal vor Ort ist. Deswegen hat sich die DGKH in besonderem Maße für den Einsatz von Ärzten für Hygiene und Krankenschwestern/Krankenpflegern für Krankenhaushygiene in Krankenhäusern eingesetzt. Gegenwind kam bisher nur von der Deutschen Krankenhausgesellschaft, die die Notwendigkeit von Krankenhaushygienikern stets in Zweifel gezogen hat. Aber auch die Politik hat die Notwendigkeit dieser Experten für deutsche Krankenhäuser nicht gesehen.

Was muss in der Krankenhaushygiene in den kommenden Jahren getan werden?

Zastrow: Die Häufung von MRSA ist letztlich ein Indikator für die häufige Übertragung mangels Hygiene.
Es geht nicht nur um den mikrobiologischen Nachweis von Krankheitserregern, sondern um den Verlust des Problembewusstseins. Die Ursache hierfür liegt im Mangel an Fachärzten für Hygiene. Hier muss klar verdeutlicht werden, dass immer mehr Universitäten das Fachgebiet „Hygiene" als Lehrstuhl streichen und daher keine Ausbildung mehr erfolgen kann. Es kann nur als Augenauswischerei verstanden werden, wenn wir gerade in Deutschland, in einem Land, das auf eine außergewöhnliche historische Leistung im Bereich Krankenhaushygiene zurückblicken kann, darüber jammern, dass nicht genügend Fachärzte auf diesem Gebiet existieren, und gleichzeitig im deutschsprachigen Raum die Hygiene im Medizinstudium zusammenstreichen bzw. die Facharztausbildungen in ordentlichem Umfang nicht ermöglichen.
Natürlich finden sich keine jungen Mediziner für die Facharztausbildung, wenn der Anreiz bereits im Medizinstudium fehlt und die Hygiene letztlich als unattraktiv verstanden werden muss.

Welche Ziele will die DGKH im laufenden Jahr verstärkt verfolgen? Was will sie 2010 erreichen?

Zastrow: Die DGKH möchte, dass Ärzte für Hygiene und Hygienefachkräfte in allen deutschen Kliniken zum Stammpersonal gehören. Diese müssen den Sachverstand für Hygiene in die Krankenhäuser tragen. Denn die übrigen Ärzte, die Chirurgen, Internisten oder Kardiologen sind in vielen Fällen damit alleingelassen. Sie sind aus Sicht der Hygiene zum Teil überfordert und brauchen daher Hilfe, so wie wir das bei anderen Fachrichtungen, die konsiliarisch tätig werden, auch haben. Nur weil sich alle Medizinstudenten im Studium einmal mit Augenheilkunde, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde und anderem mehr befasst haben, sind diese nicht auch mehrfacher Facharzt. Dort fehlt es tatsächlich am Hygiene-Sachverstand. Das heißt, das Hygiene-Wissen muss immer wieder aufgebaut werden. Allein mit dem Erstellen von Infektionsstatistiken ist es nicht getan.

Vita
Dr. med. Klaus-Dieter Zastrow
ist seit 2001 Chefarzt des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin der Vivantes-Kliniken, Berlin. Als Sprecher der DGKH nutzt er die Möglichkeit aktiver Öffentlichkeitsarbeit und tritt intensiv für die Belange der Klinik- und Praxishygiene ein: „Alle, die im Fach Hygiene arbeiten, entwickeln, implantieren und überwachen Strategien, um Krankheiten zu vermeiden. Sie alle wissen: Hygiene ist Kostendämpfung durch Krankheitsvermeidung!"

Folgende Gesellschaften und Organisationen beteiligen sich aktiv am DGKH-Kongress:
Arbeitskreis Infektiologie der Deutschen Gesellschaft für Urologie, Arbeitskreis Krankenhaus- und Praxishygiene, der AWMF, Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege, Chirurgische Arbeitsgemeinschaft für Qualitätssicherung und Patientensicherheit der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, Gesellschaft für Hygiene, Umweltmedizin und Präventivmedizin, International Society of Chemotherapy, International Society of Skin Pharmacology und International Society for Plasma Medicine.

Kontakt

Vivantes Klinikum Spandau

Neue Bergstr. 6-8
13585 Berlin
Deutschland

+49 30 130132150

Folgen Sie der
Management & Krankenhaus

 

 

MICROSITE Gesundheits-technologie

Lesen Sie hier

MICROSITE Digitale Identität

Lesen Sie hier

Folgen Sie der
Management & Krankenhaus

 

 

MICROSITE Gesundheits-technologie

Lesen Sie hier

MICROSITE Digitale Identität

Lesen Sie hier