Hygiene

Sichere Sanitärentkeimung von Biorec: Der Geruchsverschluss als Reservoir für infektiöse Keime

30.09.2012 -

Sichere Sanitärentkeimung von Biorec: Der Geruchsverschluss als Reservoir für infektiöse Keime. Die epidemiologische Bedeutung von Geruchsverschlüssen wird in der Krankenhaushygiene kontrovers diskutiert. Auf Basis der Ergebnisse grundlagen-wissenschaftlicher Untersuchungen der letzten Jahre besteht nun die Möglichkeit einer klaren Beurteilung: Der Geruchverschluss stellt ein offenes und aktives Keimreservoir dar, aus dem durch Aerosolbildung bei bestimmungsgemäßen Gebrauch Pathogene austreten können. Diese Erkenntnis wurde in der Vergangenheit über viele Jahre verdrängt, wohl auch deshalb, weil es kaum praktikable Lösungen zu dauerhaft sicherer Beseitigung dieser Kontaminationsquelle gab.

In der Tat stellen Geruchsverschlüsse unter Waschbecken, Badewannen, Duschbecken und in Bodenabläufen mit ihren ausgeprägten Biofilmen und durchschnittlich insgesamt 200 Millionen Lebenderregern aller Art im klinischen Patientenumfeld ein relevantes offenes Mikrobenreservoir außerhalb des menschlichen Körpers und in unmittelbarer Umgebung des Patienten dar. Ob dieses für immunsupprimierte Patienten eine ernst zu nehmende Gefährdung darstellt, war bislang umstritten. Dabei ist der Geruchsverschluss bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts Gegenstand von Untersuchungen, die sich zunächst mit den Fragen der Überlebensdauer pathogener Mikroorganismen außerhalb des menschlichen Körpers, später auch mit der Übertragbarkeit pathogener Mikroorganismen aus dem Siphon auf den Patienten via Pflegepersonalhände beschäftigten. Seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts wird die Bedeutung der Flora gramnegativer Bakterien in Geruchsverschlüssen für die Entstehung nosokomialer Infektionen diskutiert. Für klinische Outbreaksituationen wird die tägliche chemische Desinfektion von Geruchsverschlüssen empfohlen. In der Literatur dieser Zeit fin - den sich auch Überlegungen zur Vermehrung antibiotikaresistenter gram- negativer Bakterien und die Transformation von Resistenzen innerhalb der Flora der Sperrflüssigkeit von Geruchsverschlüssen. In den USA wurden in der Zeit von 1922 bis 1988 insgesamt 12 Patente erteilt, die sich mit der Desinfektion von Geruchsverschlüssen beschäftigen. In Europa gibt es seit den achtziger Jahren ebenfalls Bemühungen, den Geruchsverschluss als Keimreservoir zu definieren und auszuschalten. So konnten Prof. Dr. Döring und seine Mitarbeiter in Tübingen 1991 zeigen, dass Pseudomonaden aus den Geruchsverschlüssen über die Aerosolbildung an die Hände des Pflegepersonals gelangen können und dort eine für die Übertragung auf den Patienten ausreichende Zeit zu überleben in der Lage sind. In Tübingen wurde erstmals ein beheizbarer Geruchsverschluss getestet. Mukoviszidose-Patienten bzw. deren Eltern bauten in den 90er Jahren verschiedene Apparaturen zur thermischen Desinfektion von Geruchsverschlüssen für den Heimgebrauch. Auch ein Gerät zur kontinuierlichen Desinfektion mittels Peroxiessigsäure wurde erprobt. Während die beheizbaren Siphons aufgrund von Verdunstungsverlusten, Kalkablagerungen und vermehrten Verstopfungen technisch nicht beherrscht wurden, erwies sich die Peroxiessigsäure als zu kostenaufwendig. 1996 begannen Entwicklungsarbeiten zum „selbstdesinfizierenden Geruchsverschluss“ mit dem Ziel, ein Desinfektionssystem zu schaffen, bei dem die Biofilmbildung und damit die Emission von Keimen dauerhaft vollständig verhindert wird. Die Kombination von antimikrobieller Silberbeschichtung, hoher Temperatur und einem Reinigungssystem auf Basis mechanischer Schwingungen führte zu einer sicheren und validierbaren Lösung. Das System „Biorec“ wurde 1999 an der Universitätsklinik Tübingen erstmals erfolgreich getestet. Im August 2002 begann im Oberlausitz- Klinikum Bischofswerda eine bis heute andauernde Langzeit-Untersuchung: Die mikrobiologischen Untersuchungen der Trachealsekrete maschinell ventilierter Patienten geben konkrete Hinweise auf den Einfluss dieser neuen Hygienemaßnahme auf die Patientenbesiedlung und erste Indikationen dafür, dass das Auftreten nosokomialer Infektionen damit reduzierbar ist. Seit Herbst 2004 werden detaillierte Grundlagenuntersuchungen am Hygieneinstitut der Universität Greifswald in Zusammenarbeit mit Prof. C. Fusch, Abteilung Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin, durchgeführt. Das Desinfektionssystem wurde zertifiziert und läuft auf einigen deutschen Intensivstationen mit einem Erfolg, der zeigt, dass der Geruchsverschluss als aktiv emittierende Erregerquelle über lange Zeit unterschätzt wurde.

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