Hygiene

Sicherheit wird zu Pflicht: Nadelstichverletzungen vermeiden

11.07.2012 -

Sicherheit wird zu Pflicht: Nadelstichverletzungen vermeiden. Alltag im Rettungsdienst: Schnelle Entscheidungen und höchste Konzentration sind gefordert, jeder Handgriff muss sitzen. Ständig sind Ärzte und Pflegekräfte in Kontakt mit Patienten, deren Vorgeschichte sie nicht kennen. Nirgendwo sind sie so extrem einer lebensgefährlichen Bedrohung ausgesetzt wie hier: Der Nadelstichverletzung. Aber auch in anderen Bereichen ist das Risiko nicht zu unterschätzen.

Als Nadelstichverletzung werden jegliche Stich-, Schnitt- und Kratzverletzungen der Haut durch Nadeln, Messer etc. bezeichnet, die mit Patientenmaterial verunreinigt waren, unabhängig davon, ob die Wunde geblutet hat oder nicht. Was harmlos klingt, kann schlimme Folgen haben, falls der behandelte Patient mit einer schweren Infektionskrankheit wie Hepatitis B, C oder HIV infiziert ist. Die Infektionskrankheit wird möglicherweise übertragen, das Klinikpersonal erkrankt. Die Statistik spricht von 500.000 Nadelstichverletzungen pro Jahr, doch die Dunkelziffer ist hoch. Sicherheitsprodukte, die gegen Nadelstichverletzungen schützen, gibt es schon seit Jahren auf dem Markt. Ab August diesen Jahres müssen sie auch verwendet werden.

Hintergrund ist eine Novelle der Technischen Regeln für Biologische Arbeitsstoffe (TRBA) 250. Bereits im vergangenen Jahr hat die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin auf die unzureichende Schutzsituation für Beschäftigte im Gesundheitswesen reagiert und den Nadelstichschutz in den TRBA festgeschrieben. Was zunächst eine Empfehlung war, wird ab August 2007 verbindlich. Die Neufassung schreibt den Einsatz vor Sicherheitsprodukten unmissverständlich vor. Demnach sind sichere Instrumente bei allen Tätigkeiten einzusetzen, bei denen „Körperflüssigkeiten in infektionsrelevanter Menge übertragen werden können“. Vor allem im Rettungsdienst oder in der Notaufnahme sind die Beschäftigten gefährdet, da sie fremde Patienten behandeln müssen und das naturgemäß oft unter sehr hektischen Bedingungen. Für diese Bereiche schreiben die TRBA die Nutzung von Sicherheitsprodukten explizit vor.

Im Wiesntest bewährt

Was ab August verbindlich wird, hat sich in der Praxis bereits bewährt. Feldversuche bewiesen, daß es keinerlei Probleme bei der Anwendung der Sicherheitsvenenverweilkanülen gegenüber herkömmlichen Produkten gibt. So wurden schon auf dem Oktoberfest 2005 beim Sanitätsdienst des Münchner Roten Kreuzes 2.500 Vasofix Safety Venenverweilkanüle eingesetzt. Wiesnzeit ist Hochsaison für die Einsatzkräfte des Münchner Roten Kreuzes, insgesamt mussten in den 17 Tagen des Oktoberfestes 3.200 Wiesngäste in der Sanitätsstation im Servicezentrum Theresienwiese ärztlich versorgt werden. 70 bis 100 ehrenamtliche Sanitäter sowie bis zu 12 Ärzte waren dafür jeden Tag im Einsatz – ein ideales Umfeld, um die Anwendung der Vasofix Safety Venenverweilkanüle unter Extrembedingungen zu beobachten. Täglich wurde das Personal nach seinen Erfahrungen befragt. Das Ergebnis: Sanitäter und Ärzte gaben an, dass ihrer Ansicht nach Vasofix Safety von der Punktion bis zur Entsorgung die Sicherheit für alle Beteiligten konsequent erhöhe. Der Zeitaufwand sei vergleichbar zu herkömmlichen Venenverweilkanüle. Auch die Handhabung wurde größtenteils als identisch bewertet. Aufgrund der Erfahrungen beschloss das Münchner Rote Kreuz, bei den Fußballweltmeisterspielen 2006 in der Allianzarena die Sicherheitsprodukte anzuwenden. Auch viele Kliniken haben bereits auf Sicherheitsvenenverweilkanülen umgestellt.

„Mittlerweile verwendet ein Viertel aller Kliniken in Deutschland Vasofix Safety, darunter 13 Universitätskliniken“, so Simone Kaiser. Zu den Kliniken, die bereits auf Sicherheitsprodukte setzen, gehört auch die Universitätsklinik Frankfurt. Dort wurde sogar eine Nadelstichstudie durchgeführt, für die die Autoren Dr. Sabine Wicker und Prof. Holger F. Rabenau zwischen April und Juni 2006 insgesamt 720 Beschäftigte befragten. Ergebnis: Das höchste Risiko weist die Gruppe der Ärzte auf. 55,1 % der befragten Ärzte gaben mindestens eine Nadelstichverletzung in den letzten zwölf Monaten an. Sichere Instrumente, so das Fazit der Studie, reduzieren das Infektionsrisiko. Wichtig sei, dass der Schutzmechanismus passiv ausgelöst werde. Auch sichere Entsorgungssysteme verkleinerten das Risiko von Nadelstichverletzungen.

Sicherheitsprodukte rentieren sich

Schätzungen der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) zufolge verursachen Nadelstichverletzungen allein bei den eigenen Versicherten Folgekosten von 12. Mio. € pro Jahr. Die BGW versichert etwa die Hälfte aller im Gesundheitsdienst Beschäftigten. Um herauszufinden, wie sich der Einsatz von Sicherheitsprodukten auf die Kostenstruktur von Kliniken auswirkt, hat die Bergische Universität Wuppertal eine Studie durchgeführt. Das Ergebnis: Eine gemeldete Nadelstichverletzung verursacht laut einer Modellrechnung durchschnittlich Kosten von 487 €, von denen 148 € auf die Klinik entfallen. Eine Umstellung auf Sicherheitsprodukte würde die Klinik ca. 63 € pro Jahr kosten. Schon bei der Anzahl der gemeldeten Kanülenstiche rechnet sich eine Umstellung, die hohe Dunkelziffer ist dabei naturgemäß nicht berücksichtigt.

Die Studie ging dabei davon aus, dass die Stichrate durch den Einsatz von Sicherheitsprodukten um 85 % zurückgeht. Dass höhere Kosten kein Argument gegen sichere Produkte sind, ist auch eine Erkenntnis der Frankfurter Studie. „Nadelstichverletzungen verursachen hohe Kosten, die den Mehrkosten der Instrumente gegenübergestellt werden müssen“, so Dr. Sabine Wicker, Leiterin des Betriebsärztlichen Dienstes der Universitätsklinik Frankfurt.

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