Hygiene

Symposium „Harnwegsinfektionen – Weimar 2006“: Große Fortschritte bei infektiösen Erkrankungen der Nieren

29.08.2014 -

Symposium „Harnwegsinfektionen – Weimar 2006“: Große Fortschritte bei infektiösen Erkrankungen der Nieren. Vom 22. bis 24. Juni 2006 fand in Weimar das „International Disease Management Symposium: Urinary Tract Infection“ statt.
Zu dieser Tagung, die unter der Schirmherrschaft der „International Society of Chemotherapy – Infection and Cancer“ stand, stellten Referenten aus 16 Ländern aktuelle experimentelle und klinische Forschungsergebnisse vor.
Ziel des internationalen Symposiums war es, die zahlreichen Erkenntnisse zur Ätiologie und Pathogenese der Harnwegsinfektionen kritisch zu bewerten, um daraus Schlussfolgerungen für die klinisch-praktische Tätigkeit zu ziehen.

Auf der Grundlage epidemiologischer Analysen und aktueller Resistenzstudien wurden die gegenwärtigen Therapieempfehlungen für Harnwegsinfektionen kritisch beurteilt und rationale Behandlungsstrategien zur Diskussion gestellt.
Die Pathogenitäts- und Virulenzeigenschaften der Mikroorganismen einerseits und die Wirksamkeit der wirtsspezifischen Abwehrfaktoren andererseits entscheiden über die Entstehung einer Harnwegsinfektion, deren klinisches Bild und deren Verlauf.
Pathogene Mikroorganismen unterscheiden sich von apathogenen Keimen derselben Spezies durch deren geno- und phänotypischen Merkmale. Durch molekulargenetische Untersuchungsverfahren gelang es nun, potentielle Infektionserreger umfassender zu charakterisieren.
Im Folgenden werden einige Ergebnisse, die auf dem Symposium vorgetragen wurden, präsentiert. B. E. Uhlin, Umea, Schweden, zeigt mit seinen Kooperationspartnern, zu denen u.a. auch J. Hacker, U. Dobrindt und C. Müller, Würzburg, gehören, dass die Expression der bakteriellen Virulenzfaktoren durch die Umgebung, in der sich die Mikroorganismen aufhalten, mitgeprägt werden.
Zu den Milieufaktoren gehören Temperatureinflüsse, die Osmolarität des Mediums, der Eisenspiegel und z.B. auch der pH-Bereich. Bakterien scheinen „sehr genau zu wissen“, wo sie sich aufhalten und welche Faktoren sie für ihren Lebensrhythmus benötigen.
Diese Adaptation erreichen E.coli-Stämme u.a. über die Regulation eines H-NSGens (Histone like-Nukleotid Structuring).
Die Mechanismen, die die Funktion des Regulatorgenes kontrollieren sowie die Steuerung der Expression einzelner Virulenzfaktoren (Pili, Fimbrin, alpha-Haemolysin, Cytotoxic necrosing factor 1) werden durch die molekulargenetischen Erkenntnisse zunehmend besser verstanden.
Diese Feststellung trifft nicht nur für die Prägung der Pathogenitäts- und Virulenzeigenschaften der Mikroorganismen selbst zu, sondern betrifft auch die Modulation der Reaktionen der Wirtszellen durch uropathogene Bakterien.
E. Oswald und Mitarbeiter, Toulouse, Frankreich, identifizierten in extraintestinalen pathogenen E. coli-Stämmen ein Cyclomodulin, das den physiologischen Zyklus eukarytischer Zellen verändert. Dieses Colibactin (polyketide- peptide hybrid) besitzen genotoxische Effekte auf Zellen des Wirtsorganismus.
Es blockiert den Zellzyklus und beeinflusst so wirtsspezifische Abwehrmechanismen.
Die Expression von Colibactin wird durch pks-islands getriggert. Diese Determinanten finden sich sowohl in extraintestinalen pathogenen Bakterienstämmen als auch in komesalen E. coli-Stämmen. Pathogene Mikroorganismen werden durch die Toll-like-Rezeptoren (TLR) eines Wirts identifiziert.
Diese sind, wie J. Scherberich, München, ausführte, Komponenten des angeborenen Immunsystems.
Durch die Lipopolysacharidmoleküle der Bakterien, durch Proteoglykane oder virale DNS-Strukturen wird das TLR-System aktiviert. So kommt es zur sequentiellen Freisetzung proinflammatorischer Zytokine und zum Rekruitment lokaler Entzündungszellen am Infektionsort. Zurzeit sind 12 unterschiedliche TLR bekannt.
Bei der Entwicklung einer Harnwegsinfektion spielen die TLR 2, 4 und 11 eine wichtige Rolle. Die Aktivität des Toll-Like-Rezeptorsystems lässt sich offensichtlich durch Pharmaka modulieren. Vorstellbar ist, dass sich ein wirksamer Impfschutz gegen pyelonephritogene E. coli-Stämme über die Aktivierung dieses Systems vollzieht.
Diese molekularbiologischen Untersuchungen haben zu einem besseren Verständnis der Pathogenese einer Harnwegsinfektion beigetragen und erklären zum gegenwärtigen Zeitpunkt auch Effekte mancher Interventionsmaßnahmen.
Das Symposium „Harnwegsinfektionen – Weimar 2006“ zeigte, dass in den vergangenen Jahren große Fortschritte zum Verständnis der Erreger- Wirt-Beziehung bei infektiösen Erkrankungen der Nieren und ableitenden Harnwege erreicht wurden.
Über diese Erkenntnisse müssen Ärzte umfassend informiert werden, um die verfügbaren besseren Untersuchungsmöglichkeiten anzuwenden und sinnvolle Therapiestrategien einzusetzen.

Kontakt:
Prof. Dr. Reinhard Fünfstück
Sophien- und Hufeland-Klinikum Weimar
Klinik für Innere Medizin I
D-Weimar
Tel.: 03643/571100
Fax: 03643/571102
innere1@klinikum-weimar.de
www.klinikum-weimar.de

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