IT & Kommunikation

Digitales Gesundheitsnetzwerk geht an Berliner Geburtskliniken in den Livebetrieb

05.07.2018 -

Die digitale Patientenakte für Ärzte und Patienten ist an mehreren Berliner Geburtskliniken in der Praxis angekommen.

Mit den Partnern Vivantes und Sana geht nun die nächste Ausbaustufe des Digitalen Gesundheitsnetzwerkes – eine bundesweite Initiative der AOK – in den Regelbetrieb. Nach intensiven Tests und Schulungen in den vergangenen Monaten sind jetzt im ersten Schritt vier Kliniken in der Hauptstadt an das Netzwerk angeschlossen worden, weitere sechs Kliniken und 13 Medizinische Versorgungszentren sollen folgen. Sie versorgen insgesamt 114.000 AOK-Versicherte pro Jahr, die künftig von der neuen Vernetzung profitieren können.

Bei einer Pressekonferenz im Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum in Schöneberg präsentierten die Projektpartner erstmals live die digitale Akte. „Im deutschen Gesundheitswesen wird schon viel zu lange darüber geredet, wie wichtig es wäre, Patienten und Ärzte zu vernetzen. Wir reden nicht nur, sondern tun es jetzt tatsächlich“, sagt Martin Litsch, Vorstand des AOK-Bundesverbandes. „Das Gesundheitsnetzwerk hat das Potenzial, für alle Beteiligten mehr Transparenz über medizinische Informationen und Daten zu schaffen und dadurch die Qualität der Patientenversorgung zu verbessern.“

Nach dem erfolgreichen Start in Mecklenburg-Vorpommern, bei der ein Arztnetz und zwei Kliniken miteinander vernetzt wurden, erfolgt jetzt die digitale Vernetzung Schwangerer an zunächst vier Geburtskliniken in Berlin. Die werdenden Mütter und ihre behandelnden Ärzte profitieren von schnell verfügbaren medizinischen Informationen.

„Die Patientinnen können eigene Daten und Dokumente digital zur Verfügung stellen und umgekehrt auch von der Klinik einsehen“, sagt Christian Klose, Projektleiter des Digitalen Gesundheitsnetzwerkes und Chief Digital Officer der AOK Nordost. Ganz konkret können werdende Mütter per Datenupload ihren Mutterpass, Berichte zu früheren Geburten sowie Ergebnisse ambulanter Vorsorgeuntersuchungen zur Verfügung stellen. Ärzte können wiederum strukturierte Dokumente wie einen Ultraschall-befund, einen Laborbefund, den Geburtsbericht, einen OP-Bericht, den Entlassbrief, einen Arztbrief oder ein Stillprotokoll in die Akte laden. Auch der Austausch von Dokumenten zwischen den Kliniken ist möglich. Bei der Entwicklung des Netzwerkes achte man auf „Anschlussfähigkeit“ auch zur Telematik-Infrastruktur. „Wir wollen dazu beitragen, die Vernetzung im deutschen Gesundheitswesen voranzubringen“, so Klose.

Medizinischer Mehrwert aus Sicht der Chefärzte

Welchen Nutzen die neue Vernetzung für die Klinikärzte bringt, erläutert Priv.-Doz. Dr. Mandy Mangler, Chefärztin der Geburtsklinik am Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum: „Geburtstermine sind mitunter schwer planbar. Deshalb ist es für mich wichtig, vorab alle relevanten Informationen der schwangeren Frau aus dem Mutterpass einsehen zu können. Wenn es dann einmal schnell gehen muss, sind wir auf alles vorbereitet.“ Nach der Entbindung erhalten die Mütter vom Klinikum einen Entlassbrief. Bei Bedarf kann dieser aus der digitalen Akte heraus von der Mutter auch dem ambulanten Frauenarzt weitergeleitet werden – im Moment noch per E-Mail. In einem nächsten Schritt wird dies dann auch direkt im Gesundheitsnetzwerk möglich sein.

Auch Dr. Jens-Peter Scharf, Chefarzt der Frauenklinik am Sana Klinikum Lichtenberg, sieht in dieser Vernetzung viele Vorteile – für alle Beteiligten. „In der Klinik und im Kreißsaal stehen den behandelnden Ärzten dokumentierte Informationen jederzeit zur Verfügung. Damit vermeiden wir Doppeluntersuchengen und verkürzen den Informationsfluss.“ Darüber hinaus sei das Projekt zukunftsweisend, „denn es schafft dann eine enge Verbindung zwischen dem ambulanten und dem stationären Sektor. In kaum einem anderen Land gibt es eine solch strikte Trennung der medizinischen Versorgung und der Befunddokumentation. Es wird Zeit, dass wir diese Barriere aufbrechen.“

Damit schaffe die AOK mit ihren Partnern einen höheren Grad an Transparenz und Patientenbeteiligung im Gesundheitswesen unter Einhaltung höchster Sicherheitsstandards, betont Projektleiter Christian Klose. Auch hier bleibt es beim Grundsatz des Digitalen Gesundheitsnetzwerkes: Die Daten liegen dezentral jeweils beim Erfasser, also bei der jeweiligen Klinik oder Arztpraxis. Die Patienten können die Daten und Dokumente per Smartphone oder Computer einsehen und selbst entscheiden, welche teilnehmenden Ärzte darauf zugreifen können. Die AOK hat keinen Zugriff auf diese Daten.

Klinikkonzerne rollen Netzwerk schrittweise aus

Die Sana Kliniken AG startet zunächst mit der Geburtsklinik in Lichtenberg. Weitere Anwendungs­fälle im Digitalen Gesundheitsnetzwerk sollen folgen. „Geplant ist die Aufnahme von Prostata- und Mammakarzinom sowie chronischer Erkrankungen“, kündigt Sana-Vorstand Dr. Jens Schick an. Mit dem Digitalen Gesundheitsnetzwerk haben sich die Partner für eine zukunftssichere Vernetzungslösung entschieden: Das Netzwerk ist an der internationalen Methodik IHE (Integrating the Healthcare Enterprise) ausgerichtet, die einen sektorenübergreifenden Austausch der medizinischen Daten ermöglicht. „Sana will den IHE-Standard in den kommenden zwei Jahren bundesweit ausrollen und alle 53 Krankenhäuser des Konzerns einbinden“, sagt Schick. Darüber hinaus sei es für Sana von größter Bedeutung, dass die sektorenübergreifende Vernetzung so angelegt wird, dass neue Partner zu jedem Zeitpunkt ohne große Hürden angebunden werden können.

Bei Vivantes, Deutschlands größtem kommunalen Krankenhauskonzern, werden im ersten Schritt das Klinikum Friedrichshain, das Auguste-Viktoria-Klinikum und das Klinikum Am Urban mit den jeweiligen Geburtskliniken an das Digitale Gesundheitsnetzwerk angeschlossen. Bis Ende 2018 sollen alle sechs Vivantes-Geburtskliniken ans Gesundheitsnetz angeschlossen werden, sowie als neues medizinisches Feld die Urologien von vier Krankenhäusern.

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