IT & Kommunikation

Dr. Günter Steyer im Interview zu ITeG - Kernstück der eHealth Week

16.03.2012 -

Dr. Günter Steyer im Interview zu ITeG - Kernstück der eHealth Week. Was macht die ITeG im Vergleich zu anderen Veranstaltungen besonders, welche Informationsangebote können Teilnehmer auf der Veranstaltung vom 17. bis 19. April in Berlin erwarten? M & K sprach mit ITeG-Programmdirektor und Präsident des Berufsverbandes Medizinischer Informatiker (BVMI), Dr. Günter Steyer.

Management & Krankenhaus: Was sind die aktuellen Themen der IT im Gesundheitswesen, insbesondere im klinischen Bereich?

Günter Steyer: Der Schwerpunkt der Softwareentwicklung hat sich zunehmend auf die Unterstützung der klinischen Kernprozesse verlagert. Zielsetzung ist dabei, klinische Prozesse zu analysieren, zu unterstützen und zu optimieren, um deren Effektivität und Effizienz sowie die Qualität der medizinischen Betreuung zu verbessern. Der ganzheitlichen Betrachtung des medizinischen Versorgungsprozesses ist dabei besondere Aufmerksamkeit zu widmen, da im Zusammenhang mit integrierten Versorgungsmodellen ein sektor- und einrichtungsübergreifender Informationsaustausch erforderlich ist. Das betrifft einerseits Leistungsallianzen, Outsourcing u.a. Kooperationsformen, zum anderen aber auch krankheitsspezifische Leitlinien und den Organisationsfluss über die gesamte Versorgungskette vom Hausarzt über Fachambulanz und stationäre Behandlung bis hin zur Pflegeeinrichtung oder Hauspflege. Als Austauschmedium ist eine einrichtungsübergreifende Patienten- oder Gesundheitsakte unabdingbar und deshalb nicht nur im Zusammenhang mit der Einführung von elektronischer Gesundheitskarte (eGK) und Heilberufsausweis (HBA) derzeit ein hochaktuelles Thema. Weitere Themen sind die rechtskonforme Langzeitarchivierung klinischer Dokumente, bezahlbare standardisierte (möglichst IHEkonforme) Schnittstellen der IT-Systeme sowohl im Teilbereich „KIS-RIS-PACS“ als auch generell, damit die gewachsenen heterogenen Systemlandschaften interoperabel kommunizieren können und an allen klinischen Arbeitsplätzen gleiche Informationsvoraussetzungen bestehen.

Management & Krankenhaus: Für welche Aufgaben und Anforderungen suchen Krankenhäuser derzeit vorrangig nach Lösungen?

Günter Steyer: Im Zusammenhang mit dem Paradigmenwechsel im Gesundheitswesen ist ein zunehmender Wettbewerb zwischen stationär und ambulant sowie zwischen Krankenhäusern untereinander zu verzeichnen. Ausdruck findet das u.a. in derzeitigen Boom von Trägerwechselaktivitäten im stationären Bereich. Deshalb steht im Krankenhaus die DRG-Thematik zur Sicherung der Wirtschaftlichkeit im Vordergrund, was sich auch auf die Anforderungen an die Softwareindustrie widerspiegelt. Wettbewerb bedeutet aber auch, dem steigenden Anspruchsdenken der Patienten Rechnung zu tragen und alle beteiligten Berufsgruppen zunehmend in diagnostische und therapeutische Konzepte einzubinden. Die Ausarbeitung und Anwendung interdisziplinärer klinischer Behandlungspfade stellt erweiterte Anforderungen an die IT-Unterstützung und damit an die Softwareindustrie.

Management & Krankenhaus: Wie beurteilen Sie die IT-Ausstattung der deutschen Krankenhäuser – auch im Vergleich mit anderen europäischen Ländern und den USA?

Günter Steyer: Zunächst ist zu bemerken, dass in den letzten Jahren in deutschen Krankenhäusern erhebliche IT-Investitionen erfolgten, die aber im Vergleich zu anderen Ländern, insbesondere zu den USA, als relativ bescheiden anzusehen sind. Das hängt damit zusammen, dass der Stellenwert der IT im amerikanischen Gesundheitswesen seit Jahrzehnten stärker gewachsen ist und folglich das Budget für die ICTStruktureinheiten bis zu einer Zehnerpotenz höher liegt – dennoch sind die fachlichen Inhalte der auf der HIMSS gezeigten Software durchaus mit der deutscher Anbieter vergleichbar. Aber der amerikanische CIO (Chief Information Officer) ist im Gegensatz zu Deutschland unmittelbar in strategische Entscheidungen der Gesundheitseinrichtung oder des Trägers eingebunden. Ich glaube, eine Ursache für den noch ungenügenden Stellenwert der IT im deutschen Gesundheitswesen ist, dass es bisher an einer verlässlichen Bewertung von Kosten, Nutzen und Effekten der IT fehlt, insbesondere an einer Evaluierung, welche Auswirkungen die IT-Unterstützung auf den Gesundheitszustand der Versicherten hat (evidencebased IT).

Management & Krankenhaus: Was bietet die ITeG ihren Besuchern dieses Jahr Neues?

Günter Steyer: Ein wesentlicher Schwerpunkt ist die IT-Unterstützung für das medizinische Controlling – M & K berichtete darüber in der Februarausgabe. Im Kontext der eHealth week stehen natürlich auch IT-Lösungen für die sektorübergreifende integrierte Gesundheitsversorgung und Realisierungen der elektronischen Patientenakte sowohl in den KIS-Programmen als auch als separate Softwarelösungen im Fokus. Bemerkenswert sind ferner Neuund Weiterentwicklungen von Softwarelösungen zur Unterstützung klinischer Prozesse und im Bereich der Pflege sowie der Einsatz mobiler Geräte im Patientenbereich (Mobile Clinical Assistant). Das ITeG-Fachprogramm bietet wieder eine Reihe interessanter Vorträge zu diesen Gebieten. Auch möchte ich darauf hinweisen, dass in diesem Jahr verstärkt Referenten aus der klinischen Praxis gewonnen werden konnten. Aus meiner Sicht stellt das ITeG-Fachprogramm so eine gute und vor allem praxisrelevante Abrundung von Telemed, eHealth-Conference und KIS-Tagung der eHealth week dar.

Management & Krankenhaus: Was ist das Besondere an der ITeG – im Vergleich zu anderen Messen wie der CeBIT oder der Medica oder den zahlreichen kleinen Veranstaltungen rund um das Thema eHealth?

Günter Steyer: Mit der ITeG wurde das Ziel verfolgt, die vielen partiellen Industrieausstellungen der im Gesundheitswesen tätigen Softwareunternehmen bei Kongressen und anderen Veranstaltungen zu minimieren und sich stattdessen auf eine große, einmal im Jahr stattfindende Industriemesse zur IT im Gesundheitswesen zu konzentrieren. Wenn man die Entwicklung seit der ersten ITeG 2004 in Frankfurt betrachtet, ist dieses im Wesentlichen auch gelungen. Nicht nur für das IT-Personal und Entscheidungsträger in Gesundheitseinrichtungen, sondern zunehmend auch für die Ärzteschaft und die Pflege stellt die ITeG ein Schaufenster dar, was die IT aktuell kann, wo noch Unzulänglichkeiten sind und welche Trends zu verzeichnen sind. Aus meiner Sicht ist die ITeG keine Konkurrenzveranstaltung zur Ce- Bit und zur Medica, sondern eine sinnvolle Ergänzung zu diesen, da die Schwerpunkte bei allen drei Messen unterschiedlich sind. Natürlich ist die Präsenz der IT-Unternehmen auf der Medica wegen der ITeG vermindert, das eröffnet aber auch für die Düsseldorfer Chancen für neue Geschäftsfelder. Letzten Endes erleben wir heute in nahezu allen Bereichen des Lebens eine zunehmende Spezialisierung. Mit dem ITeG-Forum und den Warm-up Sessions versuchen wir dieser Anforderung gerecht zu werden und die ITeG für die Besucher noch attraktiver zu gestalten.

Management & Krankenhaus: Warum engagieren Sie sich als ITeGProgrammdirektor?

Günter Steyer: Für mich war und ist es immer ein Ärgernis, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse in Projekten von Universitäten, Forschungseinrichtungen, Instituten und Entwicklungsgemeinschaften erfolgreich umgesetzt und pilotiert werden, aber letztendlich keine industrielle Anwendung finden. Als GMDS-Mitglied und gleichzeitig Industrievertreter habe ich langjährig diese Fehlentwicklung verfolgen können. Bei allem Fortschritt tut sich Deutschland hier immer noch schwer. Daher habe ich – auch in meiner Funktion als Präsident des BVMI – der Bitte des VHitG gern Rechnung getragen, das Programm des ITeG-Forums aktiv mitzugestalten und den Vorsitz des Programmkomitees zu übernehmen.

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