Medizin & Technik

Chirurgische Therapie von Erkrankungen der Halswirbelsäule

13.02.2012 -

Die chirurgische Therapie von Erkrankungen der Halswirbelsäule ist ohne den Einsatz moderner Implantate nicht mehr denkbar, denn moderne Implantate ermöglichen je nach Typ eine hohe Stabilität des operierten Wirbelsäulenabschnittes, den Verzicht auf eine Knochenentnahme am Becken oder den Erhalt der Beweglichkeit des Wirbelsäulenabschnittes.

Moderne Implantate: hohe ­Stabilität des operierten Wirbelsäulenabschnittes

Die Wirbelsäule ist das zentrale Achsenorgan des Menschen, das ihn stützt, es ihm aber gleichzeitig erlaubt, den Körper dreidimensional zu bewegen. Diese Beweglichkeit ist aber gleichzeitig die Ursache dafür, dass sich Bandscheiben bereits sehr früh abnutzen können.

Infolge kommt es häufig zum Bandscheibenvorfall, der auf die aus der Wirbelsäule abgehenden Nerven oder das Rückenmark selbst drückt und so Schmerzen und Lähmungen hervorrufen kann. Schmerz und Lähmung sind Ausdruck einer schweren Schädigung der Nerven oder des Rückenmarks.

Ein grundlegendes Prinzip zur Therapie eines geschädigten Organs oder des gesamten Körpers ist die Ruhigstellung. Dieses Prinzip gilt auch bei geschädigten Nerven und einem geschädigten Rückenmark: Durch Vermeidung von Bewegung werden Nerven und Rückenmark geschont und können sich erholen - und dieses Prinzip macht sich die chirurgischen Therapie von Erkrankungen der Halswirbelsäule zunutze. Ein Bandscheibenvorfall kann zum Beispiel über einen Zugang von der vorderen Halsseite her über einen 3 cm langen Schnitt entfernt werden, die entfernte Bandscheibe wird durch ein Implantat (Cage) aus Kunststoff oder Titan ersetzt. Auf die vordere Fläche der Halswirbelsäule wird über die ersetzte Bandscheibe eine Titanplatte aufgelegt, die mit vier Schrauben mit dem oberen und unteren Wirbel verbunden wird.

Eine solche Operation dauert bei einem erfahrenen Operateur circa 45-60 Min. Dieses Verfahren kann auch angewendet werden, wenn mehrere Bandscheiben entfernt werden müssen oder wenn ein ganzer bzw. mehrere ganze Wirbelkörper entfernt werden müssen. Dieses Verfahren kann mit einer Verschraubung mehrerer Wirbel über einen Eingriff von der Nackenseite kombiniert werden. Solche großen Eingriffe benötigen natürlich deutlich mehr Zeit - sie werden aber seltener durchgeführt als der zuerst erwähnte Eingriff und betreffen in der Regel Patienten mit Tumoren, Unfällen, Rheuma, chronischen Querschnittlähmungen und schweren Entzündungen der Halswirbelsäule.

Für alle diese Eingriffe aber gilt: Die Stabilität der Wirbelsäule ist bei Anwendung dieser Implantate so hoch, dass der Patient:

  • sofort ohne lästige Halskrawatte mobilisiert werden kann,
  • in der Regel nach 3-7 Tagen entlassen werden kann,
  • in der Regel sofort danach beginnen kann, Sport (Walken, Joggen, Schwimmen) zu treiben.

Moderne Implantate: Verzicht auf eine Knochenentnahme am Becken

Selbst kleinere Eingriffe an der Halswirbelsäule erforderten bis vor circa 15 Jahren generell die Entnahme von Knochensubstanz aus dem Becken. Dies war nötig, um einen kleinen Knochenblock zu erhalten, der dann zwischen zwei Halswirbelkörper eingesetzt wurde, um sie so lange auf Abstand zu halten, bis sie miteinander verwachsen waren.

Dieses Verfahren hatte einen großen Nachteil: Es erforderte eine zweite Operation, die zwar zeitgleich mit der Wirbelsäulenoperation gemacht wird, aber eine zweite Wunde setzt - die sehr viel schmerzhafter ist als die Operation an der Halswirbelsäule selbst. Moderne Implantate - sogenannte Cages - aus Kunststoff oder Titan ersetzen den Knochenblock, sollten aber mit Knochensplittern gefüllt werden, damit die angrenzenden Wirbel miteinander verwachsen können. Diese wenigen Knochensplitter können ohne Problem aus der Halswirbelsäule entnommen werden, an der die Operation stattfindet. Die Operation am Becken braucht nicht durchgeführt zu werden, und in der Regel kann der Patient drei Tage nach dem Eingriff ohne Halskrawatte nach Hause, zurück in den Beruf (zunächst aber nur für leichte Tätigkeiten) und zum Sport (Walken, Joggen, Schwimmen). Nach drei Monaten sind die Wirbel in der Regel fest verwachsen. Der Patient ist wieder voll belastbar.

Moderne Implantate: Erhalt der Beweglichkeit des Wirbelsäulenabschnittes

Die bisher erwähnten Therapieverfahren an der Halswirbelsäule haben einen theoretischen Nachteil: Sie sind verbunden mit einer Versteifung zweier oder mehrerer Wirbel, je nach Erkrankung und Operation. Viele Patienten schrecken hiervor zurück und glauben, dass dadurch eine Bewegung der Halswirbelsäule nicht mehr - oder nur sehr eingeschränkt - möglich ist.

Diese Angst ist aber völlig unbegründet, eine Verblockung von zwei Halswirbeln wird der Patient nicht im Sinne einer Einschränkung der Beweglichkeit verspüren.
Ein weiteres Argument ist häufig, dass durch eine Verblockung angrenzende Bandscheiben überlastet werden und so an diesen Stellen frühzeitig ein Verschleiß einsetzt. Dieses Argument ist bis heute wissenschaftlich ebenfalls nicht nachzuweisen.

Dennoch gibt es ein gutes Argument, Implantate einzusetzen, die die Beweglichkeit erhalten: Zwei Wirbel sind nun einmal miteinander beweglich verbunden. Aus diesem Grund macht es auch Sinn, in Einzelfällen Implantate einzusetzen, die die Beweglichkeit eines Segmentes erhalten. Es besteht aber derzeit nahezu Einigkeit darüber, dass dieses Verfahren allenfalls eine Alternative zu den oben erwähnten Verfahren ist und nur für eine Minderheit von Patienten infrage kommt: Wirkliche Langzeiterfahrungen gibt es noch nicht und das Verfahren schneidet in internationalen Studien nicht besser ab als bewährte Verfahren.

 

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