Neuer Therapieansatz für besonders aggressive Form der Leukämie
02.09.2025 - Über zehn Jahre forschte ein europäisches Konsortium an der Frage, wie Erwachsene, die an einer seltenen, aber äußerst lebensbedrohlichen Unterform der myeloischen Leukämie leiden, schonender und zugleich wirksamer behandelt werden können.
Im Rahmen der APOLLO- Phase-III-Studie Studie, unter Schirmherrschaft der TU Dresden und geleitet vom Hämatologen und Onkologen Prof. Uwe Platzbecker, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikum Dresden, wurde erstmals ein neuer Therapieansatz gefunden, der jetzt neuer weltweiter Behandlungsstandard ist. Die Ergebnisse wurden jetzt in der renommierten Fachzeitschrift „Journal of Clinical Oncology“ veröffentlicht.
Die akute Promyelozytenleukämie (APL) ist eine seltene Unterform der akuten myeloischen Leukämie, die unbehandelt rasch zum Tode führt. Die Phase-III-Studie APOLLO untersuchte, ob eine Behandlung mit Arsentrioxid (ATO) plus all-trans Retinsäure (ATRA), ein Vitamin A Derivat, ergänzt durch eine kleine Menge Idarubicin (eine Chemotherapie) für Patient*innen verträglicher und wirksamer ist als die bisher gängige Standardtherapie mit ATRA und intensiver Chemotherapie (Idarubicin-basiert, ATRA-CHT).
Nach zwei Jahren zeigten die Untersuchungen, dass die ereignisfreie Überlebensrate der mit einer Kombination aus ATRA und ATO behandelten Patient*innen mit 88 Prozent deutlich höher war als bei jenen, die die Standardtherapie (71 Prozent) erhalten hatten. Es kam zudem seltener zu Rückfällen (1,5 Prozent versus 12,3 Prozent) und Nebenwirkungen. Auf Basis der Studie wurden bereits jetzt die internationalen Leitlinien für die Behandlung der akuten Promyelozytenleukämie angepasst.
„Durch die geringere Toxizität, weniger Rückfälle und verbesserte Überlebensaussichten trägt die Studie zur besseren Versorgungsqualität von APL-Patientinnen und -Patienten bei“, erklärt Prof. Uwe Platzbecker. „Damit hat die Studie das Potenzial, die klinische Praxis zu verändern. Besonders bemerkenswert ist, dass die Patientinnen und Patienten fast ohne Chemotherapie geheilt werden können“. „Diese Arbeit war nur dank des großen Engagements vieler Partner möglich. Sie ist eine echte europäische Teamleistung, vorangetrieben durch die Studienzentrale der Medizinischen Klinik I“, sagt Prof. Martin Bornhäuser, Koautor und Direktor der Medizinischen Klinik I am Uniklinikum und des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT/UCC) Dresden.
„Diese Studie ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie die enge Verzahnung aus Forschung an der Medizinischen Fakultät und Klinik zum Wohle der Patientinnen und Patienten beiträgt“, ergänzt Prof. Esther Troost, Dekanin der Medizinischen Fakultät der TU Dresden.
Hintergrund
Studie: „Arsenic Trioxide and All-Trans Retinoic Acid Combination Therapy for the Treatment of High-Risk Acute Promyelocytic Leukemia: Results From the APOLLO Trial“: https://ascopubs.org/doi/10.1200/JCO-25-00535