Charité etabliert Zentrum für Traditionelle und Integrative Medizin
03.07.2025 - Die Integrative Medizin verbindet evidenzbasierte konventionelle Medizin mit naturheilkundlichen und traditionellen Behandlungsmethoden zu einem therapeutischen Gesamtkonzept.
Um die Wirkmechanismen integrativer Therapien besser zu verstehen, neue integrative Therapiekonzepte zu entwickeln und die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Fachdisziplinen zu fördern, hat die Charité – Universitätsmedizin Berlin jetzt ein neues Zentrum eingerichtet: das Charité Competence Center for Traditional and Integrative Medicine (CCCTIM). Damit entsteht die europaweit größte Einrichtung zur Erforschung und Bewertung von Traditioneller und Integrativer Medizin auf universitätsmedizinischem Niveau. Hauptförderin ist die Friede Springer gGmbH.
Traditionelle Medizin hat nicht nur zur Entdeckung lebensrettender Wirkstoffe, wie dem mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Artemisinin beigetragen, sondern auch Praktiken wie Meditation, Yoga, Wasseranwendungen und Fasten hervorgebracht, die weltweit Anerkennung finden. Laut WHO nutzen nahezu 80 Prozent der Bevölkerung weltweit Traditionelle Medizin. International führende Kliniken integrieren zunehmend naturheilkundliche Methoden.
Feierlicher Auftakt für das Zentrum
Diesen Entwicklungen will die Charité nun mit der Einrichtung des CCCTIM Rechnung tragen. Bei einem feierlichen Kick-off-Meeting in der Hörsaalruine des Berliner Medizinhistorischen Museums der Charité präsentierte das Team um Prof. Georg Seifert, Leitung CCCTIM, die Vision des Zentrums und wie diese bereits jetzt in Projekten sichtbar wird: „Wir errichten hier ein integrativmedizinisches Kompetenzzentrum mit klarem wissenschaftlichem Fokus. Das ist global gesehen von essenzieller Bedeutung. Wir haben nun die Möglichkeit, hier Akzente zu setzen und mitzugestalten.“
Inspiriert von naturheilkundlichen Methoden, traditionellem Wissen und unterstützt durch modernste Wissenschaft sollen innovative Konzepte die Transformation hin zu einem präventiven Gesundheitssystem vorantreiben. Damit ist das CCCTIM Teil des Strategiebausteins Prävention der „Charité Strategie 2030“, der Gesundheit als aktiven Prozess der Anpassung und Prävention versteht und den Menschen in all seinen Dimensionen sieht.
Gefördert wird der Aufbau dieses innovativen Projekts durch die Friede Springer gGmbH und durch die Software AG – Stiftung.
Wissenstransfer in Versorgung und Lehre
„Das neue Zentrum wird einen wichtigen Beitrag zu einer patientenzentrierten, nachhaltigen Gesundheitsversorgung leisten“, sagt Prof. Heyo K. Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Charité. „Unser Ziel ist es, Gesundheit neu zu denken. Und da ist ein solches Vorhaben ein wesentlicher Schritt – der ohne finanzielle Förderung nicht realisierbar wäre. Deshalb gilt mein großer Dank an dieser Stelle Friede Springer für ihren Weitblick und ihre große Unterstützung.“
Um integrativmedizinische Konzepte wissenschaftlich zu evaluieren, sollen ein Studienzentrum aufgebaut und eine CCCTIM-Hochschulambulanz angeschlossen werden. Ein weiterer Fokus liegt auf der Förderung des Wissenstransfers in Versorgung und Lehre, wie Dekan Prof. Joachim Spranger erläutert: „Mit dem CCCTIM schaffen wir eine wissenschaftlich fundierte Plattform, um die Potenziale traditioneller und naturheilkundlicher Verfahren systematisch zu erforschen und in Kombination mit bewährter konventioneller Medizin im Sinne einer Integrativen Medizin nutzbar zu machen.“
Gesundheit von Mensch und Natur
Auch vor dem Hintergrund der aktuellen Situation im Gesundheitswesen sowie Veränderungen von Klima und Biodiversität gewinnt die integrative Medizin an Relevanz – als Konzept, das die Gesundheit von Mensch und Natur in einer systemischen Gesamtperspektive betrachtet. So betont Dr. Friede Springer, die dieses Projekt maßgeblich fördert: „Den globalen gesundheitlichen Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen, ist eine komplexe Aufgabe, die neue Ansätze erfordert. Deshalb unterstütze ich dieses innovative Projekt gerne und freue mich, dass sich die Charité diesem wichtigen Thema widmet.“
Der Bedarf an wissenschaftlicher Beschäftigung mit Integrativer Medizin wird auch in der Ausrichtung der Weltgesundheitsorganisation sichtbar: Mit dem WHO Global Traditional Medicine Centre wurde ein Bereich integriert, um evidenzbasierte Therapien der Naturheilkunde und der Traditionellen Medizin weiterzuentwickeln und wissenschaftlich zu untersuchen. Dies soll die Lebensqualität verbessern sowie eine ganzheitliche, nachhaltige Gesundheitsversorgung und Prävention für alle fördern. Aktuell ist das CCCTIM auf dem Weg, den offiziellen Status eines WHO Collaborating Centres zu erhalten.