Gesundheitsökonomie

QM-System im Krankenhaus: Eine Gretchen-Frage für viele Einrichtungen

04.04.2012 -

Der Aufbau eines internen Qualitätsmanagements ist seit 2004 für alle Kliniken gesetzlich verpflichtend. Hierzu erstellte der Gemeinsame Bundesausschuss Grundlagen, die als Handlungsleitfaden dienen können.

QM soll in erster Linie eine verlässliche Qualität der Leistungen gewährleisten, und dies unabhängig von Zeit, Ort, Personen oder sonstigen Bedingungen. Auch soll die Transparenz für die Öffentlichkeit erhöht werden. Erhofft wird auch eine Kostensenkung. Aus diesem Handlungsdruck resultierte die gesetzliche Verpflichtung.

Der Umsetzungsgrad in den Kliniken zeigt sich jedoch weiterhin sehr unterschiedlich. Ein Teil nutzt QM als Chance, hat Verbesserungspotentiale erkannt und Optimierungsmaßnahmen umgesetzt. Andere verhalten sich ­weiterhin abwartend und zurückhaltend.

Was bringt eine Implementierung?

Ob die Wirtschaftlichkeit tatsächlich nachhaltig gefördert wird, ist bisher nicht umfassend nachgewiesen. Finanzwirtschaftliche Kennzahlen allein reichen nicht aus, um ausschließlich so den Erfolg eines Unternehmens darzustellen. Diese Grundannahme findet sich in den gängigen QM-Systemen wieder. Der Erfolg des Unternehmens kann mittels Festlegung und Messung relevanter Prozess- und Ergebnisindikatoren nachhaltig gefördert werden.

Es stellt sich die Frage, für was QM im Krankenhaus tatsächlich genutzt wird. Gründe können u.a. Steuerung, Weiterentwicklung, Innovationsförderung, Kundenorientierung, Zertifizierung als „Marketingstrategie" oder als Ergebnis guter Qualitätsarbeit sein.

Wie ist der Umsetzungsgrad?

Aus dem verpflichtenden Qualitätsbericht für Krankenhäuser ist in Ansätzen der Implementierungsgrad abzuleiten. Qualitätspolitik, -ziele und der Aufbau werden hier beschrieben. Zusätzlich Angaben sind über Projekte, Instrumente und Bewertungsmethoden zu treffen. Eine Auswertung der Angaben lässt jedoch keine valide Aussage zu.

Weitere Details könnten davon abgeleitet werden, ob eine Einrichtung zertifiziert ist. Wird diese als „Abschluss des Aufbaus eines Managementsystems" verstanden (Definition DINI ISO), so hätten folglich zertifizierte Einrichtungen ein QM-System umgesetzt. Auch dies wurde bisher nicht evaluiert.

Welches System ist das richtige?

Diese Frage hat sich mittlerweile zu einem ideologischen Streit entwickelt. Die Wahl des „richtigen" Systems kann und sollte jedoch bedacht von der Einrichtung selbst beantwortet werden.

Qualitätsmanagement als Führungsaufgabe

Qualitätsmanagement ist „Managementaufgabe". Das bedeutet, von allen Führungskräften gewollt, unterstützt, gefördert und eingefordert. Die Konsequenz ist: QM erfordert Nachhaltigkeit auf der Führungsebene - und das ist häufig das Dilemma.

Ein weiteres Kriterium bei der Auswahl ist die Zielesetzung. Es besteht durch QM die Chance der Steuerung und Weiterentwicklung, die Möglichkeit der Überprüfung sowie die Gewährleistung einer Rechtssicherheit. Zusätzlich sollte die Integrationsmöglichkeit weiterer Systeme (Risiko, Umwelt, Arbeitssicherheit) möglich sein.

Eine Einbeziehung der Mitarbeiter ist dabei unumgänglich, denn sie müssen damit arbeiten. Überprüft werden muss, ob das gewählte System verständlich für die Mitarbeiter ist und ihren Denkmustern entspricht. Auch ist zu prüfen, ob ein „branchenspezifisches" System diesen Anforderungen gerecht wird.

Wie viel Qualitätsmanagement braucht die Welt - wie viel kann sie (v)ertragen?

QM muss auf Dauer Denk- und Handlungsmuster der gesamten Organisation werden. Das System muss Unterstützung und Handlungsspielraum bieten. Der Regelungsbedarf ist nur da notwendig, wo Festlegungen tatsächlich erforderlich sind, eine „Überregulierung" ist zu vermeiden.

Auch die Möglichkeit der System-Überprüfung ist unternehmensspezifisch zu betrachten. Audits dienen einer Sicherung der Einhaltung der Vorgaben und fördern die Weiterentwicklung. Sind dabei jährliche externe Audits notwendig oder ist das Unternehmen so reflektionsfähig, dass regelmäßige interne Audits ausreichen?

Fazit

Um zur Kernfrage zurückzukommen, es gibt nicht „das richtige System" - das System sollte sich für die Einrichtung eignen. Der Spagat zwischen den Anforderungen und Zielsetzungen der Leitung und denen der Mitarbeiter ist zu meistern. Es sollte für alle Beteiligten verständlich, nachvollziehbar und in der Sprache der Organisation sein und vor allen Dingen von der Führungsebene vorgelebt.

Positiv ist zu bewerten, wenn sich ein Unternehmen auf den Weg „Qualitätsmanagement" macht und trotz der Anforderungen und Stolpersteine dies nachhaltig verfolgt. Das Kerngeschäft ist Medizin und Pflege, und das unter Einbeziehung der Wirtschaftlichkeit. QM unterstützt dabei, und wer dies konsequent und dauerhaft umsetzt, wird langfristig Erfolg haben und am Markt bestehen. Eine Zertifizierung kann angestrebt werden, denn sie ist das Ergebnis einer dauerhaft guten Qualitätsarbeit.

 

 

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