Labor & Diagnostik

HPV-DNA-Tests als primäres Screening-Instrument

Rückblick auf die EUROGIN-Konferenz 2010 in Monaco

14.04.2010 -

Führende HPV-Experten aus Deutschland, Spanien und Großbritannien haben sich bei der diesjährigen EUROGIN-Konferenz in Monaco dafür ausgesprochen, bei Frauen ab 30 in der Gebärmutterhalskrebs- Vorsorge routinemäßig den Hochrisiko-HPV-DNA-Test als primäres Screening-Instrument einzusetzen, gefolgt von einer zytologischen Untersuchung.

Die im Laufe der Konferenz vorgestellte umfassende Datenlage aus breit angelegten, randomisierten klinischen Studien liefert überzeugende Beweise dafür, dass durch den Einsatz von HPV-DNA-Tests bzw. dem als „Goldstandard" geltenden digene HPV-Test mehr Frauen mit Krebsvorstufen (CIN 2+) erkannt werden. Der Test bietet darüber hinaus von allen zur Verfügung stehenden Untersuchungsmethoden den längsten vorbeugenden Schutz. Er ist somit ein effektiveres Instrument zur Verhinderung von Gebärmutterhalskrebs als die Zytologie allein (herkömmlicher Pap-Test oder Dünnschichtzytologie).

In einer der zahlreichen auf dem EUROGIN vorgestellten Studien berichten Forscher aus Wolfsburg von einer doppelt hohen Erkennungsrate von CIN-3+-Läsionen. Professor Karl Ulrich Petry vom Klinikum der Stadt Wolfsburg sagte: „Die Untersuchungen haben gezeigt, dass die Verwendung von HPV-DNA-Tests als primäres Screening die Zahl der Todesfälle aufgrund von Gebärmutterhalskrebs reduziert. Zudem sind die Tests bei der Verhinderung von invasivem Gebärmutterhalskrebs deutlich effektiver als die Zytologie."

Wolfsburger Präventionsprojekt: HPV-DNA-Test identifiziert Läsionen früher

Um diese Erkenntnisse in der deutschen klinischen Praxis zu belegen, boten Wolfsburger Gynäkologen Frauen über 29 einen digene HPV-Test in Kombination mit einem Pap-Abstrich an.

Die jüngsten Auswertungen der Ergebnisse von 18.393 getesteten Frauen zeigen, dass 4,81% bei unauffälliger Zytologie HPV-positiv waren. In dieser Gruppe wurden drei Fälle von invasivem Gebärmutterhalskrebs und vier Fälle von Adenokarzinom in situ festgestellt, dazu 61 Fälle mit CIN 3.
Keine dieser Frauen wäre durch die Zytologie allein entsprechend diagnostiziert worden. Von den insgesamt 134 CIN-3+-Fällen waren alle bis auf einen HPV-positiv. „Eine große Gruppe von Frauen mit atypischen Plattenepithelzellen unklarer Signifikanz oder Plattenepithelläsionen geringeren Ausmaßes wären nach dem alten Screeningsystem im Rahmen des Follow-ups nach einem Jahr mit einem weiteren Pap-Abstrich untersucht worden. Eine Behandlung wäre dadurch verzögert worden, und manche Fälle einer fortgeschrittenen Erkrankung wären womöglich überhaupt nicht erkannt worden", warnte Prof.
Petry.

„Eine weitere Gruppe von Frauen mit CIN 3+ hatte innerhalb der letzten zwölf Monate dreimal nacheinander normale Abstriche und fiel daher nur durch das positive Ergebnis beim HPV-Test auf."

Verlängertes Screening-Intervall möglich und sinnvoll

Eine Reihe breit angelegter Untersuchungen in mehreren Ländern, darunter Kanada, die Niederlande, Schweden, Großbritannien, Italien und Indien, haben ebenfalls übereinstimmend ergeben, dass HPV-DNA-Tests sensitiver sind und nach einem negativen Ergebnis einen besseren Langzeitschutz vor CIN 2+ und invasivem Zervixkarzinom bieten als die Zytologie allein. Zudem gibt es überzeugende Belege dafür, dass das Risiko für CIN-2+-Läsionen im Anschluss an einen negativen HPV-Test bis zu sechs Jahre lang extrem niedrig ist.

Würden also HPV-DNA-Tests als primäres Testinstrument beim Zervixkarzinom-Screening eingesetzt, wäre eine sichere Verlängerung des Screening-Intervalls möglich - zum Vorteil der Frauen und des Gesundheitssystems. „Wir haben es hier mit einem neuen Paradigma für langfristig kostengünstiges Screening zur Prävention von Gebärmutterhalskrebs zu tun", sagte Professor Jack Cuzick vom Cancer Research UK Centre for Epidemiology, Mathematics and Statistics, London. „Der Wert von HPV-DNA-Tests als Langzeit-Screening-Instrument ist überzeugend belegt. Zudem liegen umfangreiche Patienten-Sicherheitsdaten vor, die erkennen lassen, dass der Schutz nach einem negativen HPV-DNA-Testergebnis wesentlich länger andauert als nach einem negativen Zytologieergebnis."

Spanien: HPV-Test als „Notfall"-Test

Weiter wurden neue Erkenntnisse aus einer Routine-Implementierung des HPV-DNA-Tests im Rahmen eines Gebärmutterhalskrebs-Präventionsprogramms in Katalonien, Spanien, vorgestellt.

„Beim Screening mit dem digene HC2-HPV-Test wurden viermal mehr Fälle von Gebärmutterhalskrebs erkannt als beim derzeit üblichen Screening in Form von zytologischen Tests, außerdem elfmal mehr Fälle von zervikalen Abnormalitäten", berichtete Dr. Silvia de Sanjosé vom Institut Català d'Oncologia in Barcelona. Sie merkte an, dass zirka 30% der Frauen im Alter zwischen 25 und 65 Jahren nicht zu den derzeit in Spanien angebotenen Zytologie-Screening-Programmen gingen.

Bei den Frauen über 50 sei die Zahl noch geringer. Anlass zur Implementierung dieses Programms ist die Tatsache, dass mehr als drei Viertel (76 Prozent) der mit Gebärmutterhalskrebs diagnostizierten Frauen sich in den zurückliegenden zehn Jahren keinem Pap-Abstrichtest unterzogen hatten. „Mit dem HPV-Test als Notfalltest für Frauen über 40, die fünf Jahre und länger nicht regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung gegangen sind, entdeckten wir elfmal mehr CIN-2- und CIN-3-Läsionen als in allen Altersgruppen der allgemein gescreenten Bevölkerung", berichtet de Sanjosé. Dies entspricht einer CIN-2+-Prävalenz von 17,3/1.000 bei der „Notfall"-Population gegenüber 1,52/1.000 bei der allgemeinen Screening-Population. Zusätzlich war eine mehr als vierfache Verbesserung bei der Erkennung von Gebärmutterhalskrebs zu beobachten (0,74/1.000 bei der „Notfall"-Population gegenüber 0,165/1.000 bei der allgemeinen Screening-Population).

Vom Nachweis zur Implementierung: Die Politik ist gefordert

„Studien haben im Verlauf der Jahre wiederholt den überzeugenden Beweis geliefert, dass ein HPV-DNA-Screening eine höhere Sensitivität und einen besseren Langzeitprognosewert aufweist als die Zytologie", resümierte Professor Xavier Bosch, Leiter des Cancer Epidemiology Research Program am Institut Català d'Oncologia. Zur zögernden Haltung vieler Länder bei der Einführung von HPV-DNA-Tests in das Routine-Screening auf Gebärmutterhalskrebs sagte Professor Cuzick: „Dass diese Beweislage nicht rascher Eingang in die Praxis findet, ist skandalös."

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