Medizin & Technik

iPod assistiert im OP

22.06.2011 -

Klein und handlich ist der neue Assistent, der Chirurgen bei Operationen an Hüfte und Knie unterstützen kann: der iPod von Apple. Unter dem Namen „Dash" ist das neue Navigationssystem seit April CE-zertifiziert, derzeit läuft die Erprobungsphase in der Praxis.

Es geht weder um Musik noch um Videos im OP: Ein handelsüblicher MP3-Player von Apple mit Touchscreen assistiert bei Operationen an Knie und Hüfte. Das Navigationssystem, bestehend aus iPod, Infrarot-Kamera-System und Rechner, dient Chirurgen als Kontrollinstrument. Mithilfe des iPod lässt sich sicherstellen, dass die Prothese optimal sitzt. Er liefert millimetergenaue Positionsdaten für den Schnitt, um das ursprüngliche Gelenk möglichst exakt nachzubilden und Maße wie zum Beispiel die Beinlänge nicht zu verändern. Alle wichtigen Informationen haben auf dem kleinen Display Platz. „Der iPod ist ein Multitalent, programmierbar, präzise und trotzdem leicht zu bedienen", sagt Dr. Holger Bäthis, Oberarzt an der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Städtischen Klinikum in Köln-Merheim.

An der Kölner Klinik wurde das System mitentwickelt. In einer Pilotstudie führte das Team um Oberarzt Dr. Holger Bäthis 40 Operationen mithilfe des Multimedia-Tools erfolgreich durch. Die Software stammt von Technologiehersteller Brainlab. Seit April ist das Navigationssystem unter dem Namen „Dash" mit dem europäischen CE-Zeichen zertifiziert, die Freigabe durch die US-Zulassungsbehörde Food and Drug Administration (FDA) ist beantragt. In den nächsten sechs Monaten ist das System weltweit in 35 Kliniken im Einsatz, darunter in fünf Krankenhäusern in Deutschland. „Wir testen die Marktreife des Systems in der Praxis", sagt Martin Immerz, Product Line Director Orthopädie bei Brainlab. Nach erfolgreichem Abschluss der Studie übernimmt Vertrieb und Marketing das Medizintechnikunternehmen Smith & Nephew.

So wird „Dash" bei einer Hüft- oder Knieoperation eingesetzt: Eine sterile Hülle umschließt den iPod, an dem Antennen-Kugeln und ein kleiner Taststab befestigt sind. Ein Infrarot-Kamera-System mit Rechner korrespondiert über die Antennen mit dem Handheld - die Datenverbindung läuft per WLAN, ohne störende Kabel. Der Chirurg hält den Taststab an die Stelle, in die das künstliche Gelenk eingepasst werden soll: Der iPod nimmt die Messdaten von Knie oder Hüftgelenk auf, sendet sie an das Kamera-System, und die Berechnungen kommen in Sekundenbruchteilen zurück aufs Display, das die Koordinaten anzeigt. „Der Chirurg hat gleichzeitig die Schnittstelle und die Anzeige im Blick", sagt Dr. Bäthis. Und noch ein entscheidenden Vorteil: „Der iPod ist bekannt, es gibt keine Berührungsängste", erklärt der Oberarzt. Weitere mögliche Einsatzfelder sieht er in der Neurochirurgie, im HNO-Bereich oder in der Gesichtschirurgie.

Kleine, handliche Assistenzgeräte im OP sind ein Novum. Das bedeutet nicht, dass großflächige Bilddarstellungen überflüssig sind. „Die Anwendung konzentriert sich auf genaue Schnitte und Beinausrichtung und ist optimiert für den routinemäßigen Einsatz bei Standardoperationen. Für weiterführende Einsatzbereiche wie etwa bandspannungsoptimierte Implantationen sind nach wie vor die herkömmlichen Systeme besser geeignet", sagt Martin Immerz. Das System ist für Kliniken mit 50 bis 100 Implantaten pro Jahr konzipiert, das entspricht einem Einsatz von ein- bis dreimal pro Woche. „Für das bisherige Computersystem muss eine Klinik etwa 100.000 € investieren. Im Gegensatz dazu soll das Navigationssystem über eine Nutzungsgebühr abgerechnet werden. Damit ließen sich für bestimmte Nutzergruppen hohe Anschaffungskosten einsparen.

Ein kurzer Film auf YouTube zeigt das System in der Anwendung. Im Apple App Store gibt es eine kostenfreie „Dash Learn"-Applikation für iPhone oder iPod.

 

Kontakt

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